Mein Weg zum selbständigen Kaufmann Wie ich mein Unternehmen "Maronde's Kunstverlag und Agentur GmbH" gründete | |||||||
Der Anlass Mein letzter Arbeitgeber, der Vorstand der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin in Neuruppin, Brandenburg, entschloss sich plötzlich im Sommer 2009, sich von mir ab sofort zu trennen. Dies geschah wenige Wochen vor meinem 50. Geburtstag. Mir schwante sofort, es würde sehr schwierig werden, eine neue Anstellung in meinem Beruf Bankkaufmann zu finden. Tatsächlich verliefen meine acht in den Wochen darauf verschickten Bewerbungen sämtlich im Sande. Was ich mein Leben lang vermeiden wollte, war eingetreten: Ich war arbeitslos. (Kasten rechts: Auszug aus meinem letzten Arbeitszeugnis von 2009) | ![]() | ||||||
Erhoffte Hilfe aus Berlin Der genannte Arbeitgeber wollte mir den Austritt erleichtern und tat zweierlei: Er zahlte mir mein Gehalt bis Jahresende weiter und probierte eine Personalagentur aus Berlin aus, die mir beim Wiedereinstieg in eine neue Beschäftigung helfen sollte. Diese Agentur (den Namen nenne ich nicht) ordnete mir eine Beraterin zu und lud mich zu Gesprächen ein. Insgesamt fuhr ich 13 Mal nach Berlin, davon fünf Mal zu Workshops mit anderen Betroffenen aus dem Berliner Raum. Das Schicksal mit anderen zu teilen machte Mut. Das Repertoire der Agentur bestand in einfachen Maßnahmen wie der Optimierung der Bewerbungsunterlagen, aber auch in Telefontraining, Persönlichkeitstests, nonverbale Kommunikation und dem „90-Sekunden-Spot". Eine Trennungs-Story wurde gemeinsam erarbeitet. Eigene Stärken wurden in 17 sogenannten „Problem-Aktion-Resultate"-Bögen heraus gearbeitet, in denen ich meine Leistungen im beruflichen, ehrenamtlichen und privatem Bereich aufbereitete. Im Laufe der Monate wurde mir immer deutlicher, dass eine neue Anstellung in einer Sparkasse, Bank, Verwaltung o. ä. unwahrscheinlich wurde. Die Agentur ordnete mir einen neuen Berater zu, der mich auf dem Weg zur Unternehmensgründung begleiten sollte. In der Rückschau muss ich feststellen, dass die Agenturleistung mich auf dem Weg zum eigenen Unternehmen nicht wesentlich voran gebracht hat. Ohne diese Berliner Agentur wäre nichts anders geworden als mit ihr. | |||||||
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Gründerseminare der Industrie- und Handelskammer (IHK) Von Anfang an war mir klar, mich nicht allein auf die Berliner Agentur verlassen zu dürfen. So meldete ich mich davon unabhängig zu einem in der Zeitung angekündigten Gründerseminar in Neuruppin an. In mehreren Tagen wurde das wesentliche Wissen vermittelt, insbesondere Rechtsfragen. Auch hier traf ich auf Gleichgesinnte aller Altersgruppen, die der Arbeitslosigkeit oder einer ungeliebten Anstellung entkommen und eigene Ideen verwirklichen wollten. Im Frühjahr darauf nutzte ich ein weiteres Angebot, den sogenannten Gründerlotsen. Die IHK ordnete mir auch eine Beraterin aus der Region zu, die mit mir ein Gründungskonzept erarbeitete. Hierzu fuhr ich mehrmals nach Pritzwalk, um mir Tipps geben zu lassen. Die eigentliche Lotsenfunktion auf dem Weg durch die Behörden fehlte mir zwar etwas, aber die Beratung half. Gründungszuschuss von der Bundesagentur für Arbeit Weil ich bei der Arbeitslosmeldung über 50 Jahre war, konnte ich statt 12 sogar 15 Monate Arbeitslosengeld empfangen. Die Gesetze zum Weg aus der Arbeitslosigkeit in eine selbständige Tätigkeit waren 2009 deutlich besser als seit Beginn des Jahres 2012. Bei einem Restanspruch von wenigstens 3 (jetzt 5) Monaten konnte ein Gründungszuschuss in gleicher Höhe für 9 (nur noch 6) Monate beantragt werden. Voraussetzung war ein von der IHK anerkanntes Gründungskonzept, der Geschäftsplan bzw. „Business Plan", den ich auf 16 Seiten mit Anlagen ausarbeitete. Im Wesentlichen bildet dieser Plan bis heute die Grundlage meiner Unternehmenstätigkeit, wenngleich sich nicht alle Erwartungen erfüllen ließen. Gründungskonzept Mein Geschäftsplan, auf der Basis mehrerer Muster aufgestellt, beginnt mit einer kurzen Beschreibung meines Vorhabens und stellt mich als Gründerperson vor. Die Geschäftsidee wird mit zahlreichen Gesichtspunkten wie Produkten und Dienstleistungen, dem Standort und der Rechtsform ausgeführt. Der Bereich Markt stellt Zielgruppen und Potenziale sowie Wettbewerber dar, unter Marketing werden Vertrieb, Preise und Werbung erläutert. Die Anlagen bestehen überwiegend aus Tabellen mit erwarteten Einnahmen und Ausgaben (privat wie geschäftlich), Investitionen und Finanzierung. Mein Unternehmen Da es mir inzwischen gelungen war, mit einer lieben Frau auf Dauer zusammen zu leben und ich deshalb in ihr Haus mit einzog, wurde der Standort nicht Neuruppin, sondern Lauenburg. Als Rechtsform habe ich die Ein-Mann-GmbH gewählt, meine Lebenspartnerin könnte der Gesellschaft beitreten, worauf sie bisher verzichtet hat. Mit der „Gesellschaft mit beschränkter Haftung" begrenze ich das Verlustrisiko auf das eingesetzte Eigenkapital von 25.000 Euro, da ich mehr als diesen Betrag an Ersparnissen besitze. Der Notar hat für den Gesellschaftsvertrag innerhalb weniger Minuten den Standardtext der Kammern erläutert und dafür rund 450 Euro erhalten. Die Eintragung in das Handelsregister beim Amtsgericht Lübeck kostete 100 Euro, der Gewerbeschein von der Stadt Lauenburg 25 Euro. Den Geschäftsführervertrag habe ich nach Vorlagen selbst verfasst. Somit bin ich seit dem 1. November 2010 selbständiger Kaufmann. Meine Voraussetzungen In meiner Freizeit hatte ich bis damals über 75 Reisen vor allem zu Zielen in Deutschland, aber auch in Europa und den übrigen Mittelmeerländern unternommen. Mit den Kulturen des Abend- und Morgenlandes bin ich vertraut. Vor allem auf diesen Reisen habe ich Hunderte von Baudenkmalen, Stadt- und Landschaftsbilder fotografiert. Über die geführten Exkursionen habe ich 35 Reiseberichte geschrieben. Meine kaufmännischen Kenntnisse und Erfahrungen möchte ich mit meinen Hobbies Reisen, Fotografieren und Schreiben verbinden. Mein Motiv Den Eigentümern und Betreibern von Kulturdenkmalen möchte ich helfen, ihre Stätten mit professionellen Bildern und Texten in Druckwerken und im Internet attraktiv zu präsentieren. Den Besuchern will ich fundierte Informationen zur Vor- und Nachbereitung ihrer Kulturreisen sowie zur schnellen und zielgerichteten Orientierung vor Ort bereitstellen. Hierfür habe ich mein Unternehmen als Kunstverlag und Agentur aufgebaut. Neben eigenen Fotografien und Texten gestalte ich die Werke anderer Fotografen und Autoren, bereite sie benutzerfreundlich auf, publiziere und vermarkte sie. Auf ein hohes Qualitätsniveau lege ich dabei besonderen Wert. Erstes großes Vorhaben war das Buchprojekt des Kirchenkreises, mit meiner Partnerin als Autorin und mir als Fotograf. Was mein Unternehmen im Einzelnen anbietet, kann auf der Internet-Präsenz erkundet werden, die ich im November 2010 angelegt habe. Organisation Meine Firma betreibe ich von meiner Wohnung aus. Einen extra Geschäftsraum brauche ich nicht, da vor allem Bildschirmarbeit (mit vorhandenem PC und Notebook) geleistet wird. Die etwa andere Hälfte der Tätigkeit besteht aus Fahrten, meist mit dem eigenem (vorh. privatem) Auto, um Baudenkmäler und (potenzielle) Kunden zu besuchen. Die Fotos nehme ich mit digitalen Spiegelreflex-Kameras auf, einschließlich Zubehör wie Blitz- und Fotoleuchten, Stativen, Objektiven o. ä. Zur gelegentlichen Präsentation verwende ich ein Laptop und einen Projektor (Beamer), die ich zum Kunden mitbringe. Insgesamt war der Finanzbedarf zur Ausstattung meines Unternehmens überschaubar und konnte ohne Fremdkapital (Kredite) geleistet werden. | |||||||
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Software Die Qualität der Web-Auftritte und Druckstücke für Kunden hängt nicht nur von den Geschäftspartnern (Web-Hoster, Druckerei) und den Kenntnissen, sondern auch von der PC-Software ab, während die Hardware in den Hintergrund tritt. Vom anfänglich geplanten Kauf einer teuren Satz- und Layout-Software (Adobe) habe ich Abstand genommen, nachdem mir eine ausreichend leistungsfähige preisgünstige aufgefallen war (Serif). Generell ziehe ich Kauf- einer Miet-Software vor, da die Kosten mittelfristig geringer sind und ich selbst über die Migration zu neuen Versionen entscheiden kann, da ich gern eine Version überspringe, um nicht zu oft umlernen zu müssen. Bilder bearbeite ich mit einem Klassiker, Adobe Photoshop, in der Version „Elements", die völlig ausreicht. Ergänzend kommt gelegentlich HDR-Projects von Franzis hinzu. Texte, Tabellen und Präsentationen bearbeite ich ebenfalls mit einem Klassiker, Microsoft Office, als „Home- and Small Business-Version, da fast alle Interessenten und Kunden ebenfalls damit arbeiten. Als Datenbank habe ich statt MS-Access lieber das alte Lotus Approach gewählt, weil es viel einfacher zu bedienen ist. Meine Datenbanken enthalten vor allem Adressen (Kommunal- und Kirchen-Gemeinden), dazu alle Kontakte (Besuch, Brief, E-Mail, Telefon) und diverse Materialien. Der Zahlungsverkehr wird (wie der private) mit Star Money in der Variante Business abgewickelt. Die Buchführung leiste ich selbst mit der Unternehmer-Suite von Buhl Data (WiSo), mit der ich auch Angebote und Rechnungen erstelle, die Bilanz (auch die vorgeschriebene elektronische) und Gewinn- und Verlustrechnung aufstelle. Die Umsatz- und Gewerbesteuer-Erklärung gebe ich mit dem Programm „Steuer-Sparbuch" (auch WiSo) ebenso ab wie meine (private) Einkommensteuer-Erklärung. Die Körperschaftsteuer-Erklärung erfasse ich seit 2013 mit ElSter-Online, da WiSo dies nicht kann. Auf Steuerberater verzichte ich generell, da es keinen Gestaltungsspielraum (keine legalen Steuersparmöglichkeiten) gibt. Marktbearbeitung Da meine Zielgruppen insbes. Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Pastorinnen und Pastoren (siehe Links Regional) sind, bringt Streuwerbung wie Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften nichts. Nachdem ich die Adressen und potenziellen Ansprechpartner meist über eine Internet-Recherche gesammelt habe, versende ich einen Serienbrief. Wochen später rufe ich diese Zielpersonen an und versuche, sie von meinen Leistungen zu überzeugen. Die Ergebnisse sammle ich ebenfalls in meiner Datenbank, um später nachfassen zu können. Sofern aktuelles Interesse besteht, errechne ich ein Angebot, mit dem meist im Gemeinderat bzw. Kirchengemeinderat (Kirchenvorstand) eine Entscheidung herbei geführt wird. Sofern gewünscht fahre ich zu einer Präsentation der Idee mit Mustern fertiger Werke. Auftragsbearbeitung Wenn ich einen Auftrag bekommen habe, fahre ich zum Fotografieren in den Zielort bzw. suche bereits in meiner Sammlung vorhandene Digitalfotos heraus. Soweit Texte (wie in Faltblättern und Broschüren) hinzu kommen, recherchiere ich Quellen bzw. aktualisiere ältere Vorlagen. Sowohl für Internet-Auftritte als auch für Druckstücke erstelle ich einen Entwurf, den ich meinem Auftraggeber meist als E-Mail-Anhang sende, um ihn begutachten zu lassen. Empfangene Wünsche zur Optimierung fließen so lange in immer neue Entwürfe ein, bis mein Auftraggeber zufrieden ist und mir die Freigabe erteilt. Erst dann wird der Web-Auftritt ins Internet hoch geladen bzw. die Satzdatei an die Online-Druckerei in deren System überspielt. Soweit der Auftraggeber in meiner Nähe ansässig ist, lasse ich die Druckerzeugnisse zuerst zu mir schicken, prüfe sie und liefere sie persönlich aus, dazu kommt die Rechnung zum vereinbarten Preis. Ergebnisse Im laufe der letzten Jahre habe ich als Geschäftsgebiet meinen Heimatkreis Herzogtum Lauenburg, die Hansestadt Lübeck, den Westen von Ludwigslust-Parchim und südlich der Elbe die Landkreise Lüneburg und Harburg komplett erschlossen. Aus rund der Hälfte der Interessenten sind Kunden geworden, darunter eine ganze Anzahl mit Folgeaufträgen. Reklamationen wie ein Annahmeverzug fertiger Ware und Zahlungsausfälle gab es bisher keine. Auch wenn die Höhe des Umsatzes und damit des Gewinns meine Planungen bisher verfehlte, sehe ich mein Unternehmen als erfolgreich an. | |||||||