4.5 Schwetzingen
Der Ort wurde als "Suezzingen" bereits in fränkischer Zeit 766 im Lorscher Codex erstmalig erwähnt. Ober- und Unterschwetzingen wuchsen im Laufe des 17. und 18. Jhs. zusammen. Die ehemalige kurfürstliche Sommerresidenz von 1743 - 78 steht auf dem Grund einer mittelalterlichen Wasserburg von 1350. Marktrechte wurden 1759, Stadtrechte erst 1833 erworben.
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Das Wappen zeigt den linksgewendeten halben pfälzischen Löwen und unten einen silbernen Ring. Die Stadt, 10 Kilometer südwestlich von Heidelberg und 16 Kilometer südöstlich von Mannheim, zählt etwa 22.000 Einwohner. 60

Schon von Weitem ist der Mittelbau des Schlosses mit den seitlichen Ecktürmen als der älteste Teil zu erkennen. Das im Dreißigjährigen Krieg verwüstete und wieder aufgebaute Schloss ging im Pfalz-Orleanschen Krieg in Flammen auf. Kurfürst Johann Wilhelm baute es bis 1701 wieder auf. Mit den Communs-Bauten zur Stadt hin erhielt das Schloss 1711 - 13 den Charakter einer modernen Dreiflügelanlage um einen Ehrenhof.
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Zum Garten hin wird ein weiter Halbkreis mit einer Orangerie und weiteren Zirkelbauten mit verglasten Arkadenfronten von 1748 - 54 geschlossen, die den heiter-festlichen Auftakt bilden. Einer davon auf der rechten, nördlichen Seite ist das ehemalige Hoftheater, es wurde 1752 von Nicolas de Pigage im Frühklassizismus erbaut und ist seit 1952 Festspielstätte. 61
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Seine Glanzzeit erlebte das Lustschloss unter Carl Theodor, der den Schlossgarten nach französischem Muster gestalten ließ. Es wurde mit Zirkel, Lineal und Baumschere gearbeitet, um das als Ideal empfundene Regelmaß zu erreichen. Das runde barocke Parterre mit dem Arions-Brunnen im Zentrum gestaltete ebenfalls Nicolas de Pigage. Gartenarchitekt Friedrich Ludwig von Sckell schuf dahinter um den großen Weiher eine englische Gartenlandschaft mit viel Natur belassenem Gelände, anmutigen Baumgruppen, Seen, Flächen, gewundenen Wegen, von denen sich plötzlich Ausblicke auf Skulpturen und Zierbauten auftun. 62

In der pfälzischen Sommerresidenz trafen sich Staatsmänner, Künstler und Gelehrte höchsten Ranges zu Opernaufführungen. Wolfgang Amadeus Mozart und Voltaire wirkten hier, die Romantiker Friedrich Hölderlin und Freiherr Joseph von Eichendorff zog Schwetzingen unwiderstehlich an.

Ein mich besonders beeindruckender Bau ist weniger das Badhaus, sondern die sog. Moschee von 1778 - 91 hinten links im Park versteckt, die einen weitläufigen Innenhof mit einem Arkadengang umschließt (links).

Der Schatten in der heißen Sonne ist eine Wohltat für den Körper, die Sinnsprüche an seinen Eck- und Mittel-Pavillons sowie in der Kuppel des Hauptbaues regen zum Nachdenken an. Beispiele: "Wechsel in der Freundschaft bringt Verderben" oder "Ein Laster des Weisen gilt für Tausend".

Der Schlossgarten von Schwetzingen zählt zu den bedeutendsten Parkanlagen Europas. Bei der UNESCO wurde ein Antrag zur Aufnahme in das Welterbe gestellt.
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4.6 Karlsruhe
Das Schloss wurde von 1715 - 19 vom Ingenieur und Gardefähnrich Jakob Friedrich von Batzendorf teilweise aus Holz erbaut. Sein Turm ist Mittelpunkt der kombinierten Keil- und Radialanlage der Stadt. Dreißig Jahre später wurde die Holzkonstruktion durch Steinbauten ersetzt und nach mehreren Wechseln der Baumeister 1781 fertig.
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Friedrich von Keßlau entwarf die endgültigen Pläne und hielt sich hauptsächlich an den Entwurf Balthasar Neumanns. Das Schloss gruppiert sich um einen trapezförmigen Ehrenhof mit ausgreifenden Flügelbauten. Im September 1944 brannte es durch Bombenangriffe aus und wurde mit neuem Grundriss wieder aufgebaut.

Das Schloss beherbergt das Landesmuseum, mit Funden aus vorgeschichtlicher Zeit und eine berühmte Sammlung plastischer und kunstgewerblicher Werke von der Antike bis zur Gegenwart. Die weltberühmte "Türkenbeute" des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden (Türken-Louis) ist hier aufgebaut.

4.7 Bruchsal
Bruchsal, 976 ersterwähnt, war ein fränkischer Königshof und wurde dem Bistum Speyer geschenkt, das dort um 1090 eine Burg errichtete. In deren Schutz entwickelte sich eine Siedlung, die 1248 Stadtrechte bekam. Die Burg wurde nach Bränden 1624, 76 und 89 wieder errichtet. 63 Das Wappen zeigt in Blau ein durchgehendes silbernes Kreuz für das Fürstbistum Speyer mit einer silbernen Kugel oben rechts. Die Große Kreisstadt hat nach den Eingemeindungen der 1970er Jahre etwa 40.000 Einwohner. 64
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Das bedeutende Barockschloss ist ein wahres Kleinod der Stadt und eines der schönsten Deutschlands. Fürstbischof Kardinal Damian Hugo von Schönborn verließ die 1689 zerstörte Speyrer Residenz und legte 1722 den Grundstein für einen repräsentativen Neubau nach dem Vorbild von Versailles mit mehr als 50 einzelnen Gebäuden. Mit Bruchsal ging er auch dem ständigen Streit mit der protestantischen Reichsstadt Speyer aus dem Weg.
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Der Bau begann mit den beiden Pavillons seitlich des Torhauses, dem Hofkontroll- und dem Hofzahlhaus. Nach örtlichen Baumeistern nahm sich 1728 der viel beschäftigte Balthasar Neumann auf Bitten Schönborns des Neubaus an und entwarf die noch heute in ihrer Raumwirkung sehr beeindruckende und berühmte Treppe. Man betritt den Mittelteil des Haupthauses durch die Eingangshalle (Intrada), die von dorischen Säulen umgeben ist.

Außer den plastischen Simsen sind alle weiteren Teile nur illusionistische Scheinarchitektur. In der Mitte des Treppenraumes liegt die Grotte. Ihr schließt sich der Gartensaal (Sala Terrena) an. Das Treppenhaus ist der architektonische Höhepunkt, es gilt als "Krone aller Treppenhäuser" und führt durch zwei gekrümmte Aufgänge aus der Dämmerung der Grotte ins lichte Obergeschoss empor. Von der inselartigen Plattform führen zwei Brücken in die einander gegenüber liegenden Säle. Über allem wölbt sich die weite, von Licht durchflutete Kuppel, deren Deckenbild allegorisch die Geschichte des Bistums Speyer zeigt. Der barocke Fürstensaal zur Stadtseite führt in den prächtigsten der drei Festsäle, den Marmorsaal zur Gartenseite, der ein differenziertes Bild höchster Rokokokunst darstellt.

Auch Torwachthaus (rechts, heute mit dem Amtsgericht), Corps de Logis und Kirchturm gestaltete Neumann. Schönborns Nachfolger Kardinal Christoph von Hutten zu Stolzenfels ließ die Rokokodekorationen in den Prunkräumen anbringen.
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Nach seinem Tod verlor Bruchsal seine Stellung, kam 1803 in weltlichen badischen Besitz und wurde Witwensitz. 65  Nach Amalie von Badens Tod 1832 stand das Schloss viele Jahrzehnte leer, wurde zeitweise als Kaserne, dann als Lazarett, später teilweise als Filialrechnungsarchiv und Frauenarbeitsschule genutzt. Ab 1909 wieder hergerichtet konnte das Schlossmuseum besichtigt werden. 66

Beim verheerenden Luftangriff am 1. März 1945 wurde die Schlossanlage weitgehend in Schutt und Asche gelegt (links, rechts Zeichnung vom Brand der Synagoge, von Jürgen Spatschke 1992). Zum Glück blieb ein sehr umfangreicher Bestand an Innenaufnahmen erhalten, um bis 1974 Treppenhaus und Ballsäle wieder herzustellen. Weitere Prunkräume werden zur Zeit zur Neuausstattung vorbereitet.
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Der Hofgarten wurde nach Balthasar Neumanns Plänen von 1746 verändert. Die Figuren schuf Johann Joachim Günther. 67  

Anders als der obere wurden der mittlere und untere Schlossgarten nie fertig. Heute ist er durch die Bahnlinie nach Heidelberg abgetrennt und besteht nur noch aus einer Allee.

Das Stadtmuseum im 3. Obergeschoss, beginnend mit der Vorgeschichte, ist pädagogisch gut gelungen (rechts: Modell eines Steinzeitkindes, das durch die Gescichte führt).

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