5 Die Museen
5.1 Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Das Hessische Landesmuseum gehört zu den wenigen Museen in Deutschland, die sich weiterhin einer interdisziplinären Sammlung und Präsentation von Natur-, Kunst- und Kulturgeschichte verpflichtet fühlen.

Die Landgrafen von Hessen-Darmstadt hatten kontinuierlich seit dem 17. Jh. ihre Sammlung aufgebaut. Die Mutter Landgraf Ludwigs, Landgräfin Karoline, vermachte Ende des 18. Jhs. ihre Sammlung von Naturalien und physikalischen Instrumenten dem Museum, das 1817 vom Alten ins Neue Schloss verlagert wurde.
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Ludewig I. fügte bis 1830 wichtige Bestände hinzu: Glasmalerei, altdeutsche Altäre und niederländische Gemälde. Er erwarb das gesamte druckgrafische Werk Albrecht Dürers und Rembrandts. Der Kölner Baron von Hüpsch vermachte ihm eine hoch bedeutende Kunst- und Naturaliensammlung mit Elfenbeinarbeiten und Gemälden des Mittelalters sowie Mineralien und Fossilien. Der Basler Kaufmann Nikolaus Reber gab 52 Gemälde des 17. und 18. Jhs. Der Großherzog übergab alles in Form einer Stiftung 1820 in das Eigentum des Staates und machte es öffentlich zugänglich.

Großherzog Ernst Ludwig veranlasste 1897 den Neubau des heutigen Museums. Architekt war der in Berlin bekannt gewordene Alfred Messel. Seit 1906 präsentieren sich die Sammlungen anschaulich in historischen Stilräumen. Die damals modernsten Tiergeografie-Dioramen existieren noch heute. 1924 stiftete Arnold Böcklin bedeutende Gemälde. Im Nationalsozialismus erlitten die grafische Sammlung und Gemälde des Expressionismus empfindliche Einbußen. Die wichtigsten Teile der Sammlungen waren während der teilweisen Zerstörung des Museums 1944 ausgelagert.

1955 konnte das Hessische Landesmuseum wieder eröffnet werden. Es kam eine umfangreiche Korallen- und Mollusken-Sammlung hinzu. Die Jugendstil-Kollektion des Amsterdamer Juweliers Carel Citroen wurde erworben. Werke der Pop Art einschließlich des größten Werkkomplexes von Joseph Beuys gab der Industrielle Karl Ströher.

1966 begannen die planmäßigen Grabungen in der Grube Messel, deren Fossilien einen Schwerpunkt der geologisch-paläontologischen Abteilung bilden. Diese fanden unser größtes Interesse.
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Die neue Wanderausstellung "Messel on tour" war in Darmstadt erstmalig zu sehen. Mit öffentlicher Unterstützung konnte das Landesmuseum die private Sammlung Behnke erwerben. Gezeigt wird die größte und bedeutendste Auswahl von Messel-Fossilien, die jemals zusammen gestellt wurde. 125 Originale werden mit optischer und akustischer Untermalung in einem abgedunkelten Raum in voller Pracht und Schönheit präsentiert. 68
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5.2 Odenwald- und Spielzeugmuseum Michelstadt
Eine Reise in die Spielwelt der Großeltern oder Eltern - für ältere Besucher in die eigene Kindheit - verspricht das Museum mit seiner Sammlung aus der Zeit von etwa 1890 - 1940. Odenwälder Möbel, Handwerks- und bäuerliche Hausgeräte, Zinngeschirr, Töpferware, Jagd- und andere Waffen, Kinderspielsachen, Puppenküchen, Kaufläden und Vieles mehr wird seit 1984 auf vier Etagen in der alten Zehntscheune der Michelstädter Burg gezeigt.
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Die "Mark Michelstadt" mit der Geschichte ab Karl dem Großen und Einhardt über die Grafschaft Erbach bis zum Leben im Biedermeier reicht die ständige Ausstellung. Das Dachgeschoss zeigt moderne Plastiken. 69  - Wir begingen ein professionell geführtes Haus, das mit der Hingabe und Liebe eines Heimatmuseums gestaltet wurde.

5.3 Elfenbeinmuseum in Erbach
In der Nähe der Sportanlagen steht ein modernes Haus mit dem Deutschen Elfenbein-Museum. Es wurde 1966 gegründet und stellt nahezu ausschließlich Elfenbeinkunst aus, einzigartig in Europa. Die Schnitzerei führte Reichsgraf Franz I. 1783 ein.
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Nach dem Verbot des Elfenbeinhandels ab 1989 wich man auf ähnliche Materialien wie prähistorische Mammutstoßzähne aus Sibirien, von denen große Mengen im auftauenden einstigen Permafrostboden gefunden werden, oder Tierhörner aus. 70

5.4 Reiss-Engelhorn-Museum Mannheim
Die Reiss-Engelhorn-Museen, kurz REM genannt, haben sich in der letzten Zeit zu einem international agierenden Komplex, heraus ragenden Ausstellungsstandort und bedeutenden Forschungszentrum entwickelt. In den Bereichen Archäologie, Weltkulturen und Fotografie haben sich die REM in Europa einen Namen gemacht. Das Zeughaus wurde für 17,3 Mio. Euro saniert. Mit den neu eröffneten Zeughaus-Sammlungen zur Kunst- und Kulturgeschichte sowie zur Stadt- und Regionalgeschichte finden diese Fachrichtungen auch international Beachtung. Dazu gehören die vier Häuser Zeughaus in C5, Weltkulturen in D5, Schillerhaus in B5 und Zephyr Raum Fotografie in C4. Mit 11.300 Quadratmeter Ausstellungsfläche und rund 1,2 Mio. Exponaten sind die REM der größte kommunale Museumskomplex in Süddeutschland.
Die Sammlungen wurden 1731 von Kurfürst Carl Philipp begründet, von Carl Theodor ausgebaut und seitdem ständig erweitert. Das Eigentum teilen sich heute zu 40 % das Land Baden-Württemberg, zu 40 % die Gesellschaft der Freunde Mannheims, zu 15 % die Stadt und zu 5 % zwei Stiftungen. Zwei Fördervereine mit über 3.000 Mitgliedern stehen für bürgerschaftliches Engagement. 71

Für uns waren vor allem zwei Ausstellungen von Interesse: "Frühmenschen" mit einer gelungenen Schau in nachgeformten Lebensräumen und dem Kieferknochen des "homo heidelbergensis" und "Pferdestärken" mit 300 hochkarätigen Leihgaben aus großen Museen der Welt.
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5.5 Badisches Landesmuseum Karlsruhe
Ur- und Frühgeschichte, antike Kulturen (von Mesopotamien über Ägypten nach Griechenland, von Etrurien über Byzanz nach Rom), Römer am Oberrhein, Hochmittelalter (von Karl dem Großen bis in die Stauferzeit), Zwischen Burg, Stadt und Kathedrale (Leben im Spätmittelalter), Von der Reformation bis zu den Erbfolgekriegen (16. und 17. Jh.), Absolutismus und Aufklärung (1689 - 1789), Schloss und Hof, Markgräflich-badische Sammlung (Waffenkammer, Kunst- und Wunderkammer, Türkenbeute) sowie Baden und Europa 1789 bis heute - alle diese Themen behandelt das Landesmuseum im Schloss. 72

Vor allem wird seit rund sieben Jahren im ersten Obergeschoss die Sammlung „Karlsruher Türkenbeute" präsentiert. Sie ist mit dem Namen des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden verbunden, dessen Siege über die Türken im Jahrzehnt nach der Befreiung Wiens 1683 ihn als Türkenlouis berühmt und volkstümlich gemacht haben. Ein "virtuelles Museum" im Internet zeigt die Highlights mit interaktiven 3D- und Zoom-Aufnahmen. Diese neuartigen Einblicke in das osmanische Kunsthandwerk ergänzen die „Themenreisen und die Artikel zu „Kunst und Kultur mit Informationen über Geschichte, Kunst, Kulturgeschichte der Osmanen und deren Begegnung mit Europa. 73

Gegliedert ist die Ausstellung in: Ludwig Wilhelm (Rüststücke des Markgrafen), Hoheitszeichen (Insignien osmanischer Staatsmacht), Rüstzeug (Feldausrüstung osmanischer Krieger), Reitzeug (Ausstattung von Pferd und Reiter), Waffen (Bewaffnung der Osmanen, Alltag (Ausstattung und Kleidung osmanischer Soldaten) und Schriftkunst (Kalligrafie, Schriftstücke und Schreibgerät).
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Die Schätze wurden bis 1730/40 auf dem böhmischen Schloss Schlackenwerth, dem letzten Sitz der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, aufbewahrt. Für sie wurde eine "Türckische Kammer" eingerichtet, bis die Bestände 1859 in das Karlsruher Schloss überführt wurden. Ein bedeutender Teil stammt vom Baden-Durlacher Markgrafen Karl Gustav aus seinen "Türckischen Curiositaeten", die 1920 ins Schloss kamen. 74  - Die rund 400 Beuteteile, nicht alle, aber die wichtigsten, erklärte unsere Führerin Frau Helene Seifert fachkundig.

5.6 Burg Hambach
Die Ruine Kästenburg wird auch Maxburg oder Hambacher Schloss genannt. Auf dem heutigen Schlossberg stand um 350 n. Chr. eine spätrömische Höhensiedlung. Anfang des 11. Jhs. errichteten die Salier hier eine Reichsburg. Sie ging um 1100 an die Fürstbischöfe von Speyer über. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Burg geplündert. Markgraf Albrecht Alikibiades von Brandenburg-Kulmbach zerstörte die Burg 1552 bei einem Raubzug. Weitere Zerstörungen folgen im Pfälzischen Erbfolgekrieg und in den Napoleonschen Kriegen. Drei Ringmauern schützten die Burg. Erhalten ist vor allem der im 19. Jh. ausgebaute Palas. 1832 fand hier das Hambacher Fest statt.
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Ab 1844 begannen unvollendete Arbeiten, für den späteren bayerischen König Max II. die Burg zu einem "pfälzischen Hohenschwangau" auszubauen. 1952 kam die Burgruine aus dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds an den Kreis Neustadt. Ein Dach wurde aufgesetzt. Zur 150. Wiederkehr des Hambacher Festes baute der Landkreis Bad Dürkheim ab 1980 das Schloss wieder auf. Das Land Rheinland-Pfalz und die Bundesrepublik Deutschland beteiligten sich an den Kosten von rund 12 Mio. Mark. Es entstanden der Festsaal und zwei kleinere Säle, die nach den beiden historischen Protagonisten benannt sind. Die äußere Ringmauer wurde ab 1998 saniert. - Vom 05.11.2007 bis 06.11.2008 ist das Schloss wieder wegen Bauarbeiten geschlossen.
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Ein Kunstwerk steht vor dem Schloss: eine vergoldete Bronze, die "Vorbotin der Freiheit"; sie ist ohne Hände und ohne Füße und spricht zu uns "Vergiss nicht, dass du Flügel hast.", erklärte uns Herr Lutz Kleinschmager. Wir umrundeten das Schloss und gingen durch den Schlosshof hinter der Schildmauer, auch "hoher Mantel" genannt.
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Im Obergeschoss befindet sich eine Dauerausstellung. Sie erläutert auch die Herkunft der deutschen Nationalfarben von den Uniformen der Lützower Jäger: "Schwarz - der Zustand Deutschlands in Dunkelheit. Rot: vergossenes Blut. Gold: die Morgenröte, Hoffnung."

Einen wichtigen Rang nehmen auch die Initiatoren des Hambacher Festes ein: Dr. Siebenpfeiffer, ein Schneidersohn und Staatsbeamter, er gab die Zeitung "Rheinbayer" heraus, und Dr. Wirth, der Eingaben nach München machte und die Zeitung "Die deutsche Tribüne" veröffentlichte. Der von beiden gegründete "Preß- und Vaterlandsverein" gewann in sechs Wochen über 5.000 Mitglieder. Eine politische Versammlung konnte in der bayerischen Pfalz nur als "Fest" oder "Feier" abgehalten werden.

Das Hambacher Schloss war Schauplatz der ersten demokratischen Demonstration in Deutschland. Die Publizisten Johann Georg August Wirth und Jakob Siebenpfeiffer riefen auf, und am 27. Mai 1832 versammelten sich etwa 30 000 Menschen in Hambach; sie begaben sich am folgenden Tag in einem feierlichen Festzug zur Burgruine. Dort forderten die beiden Hauptredner vor allem Freiheit, eine demokratische und  republikanische Verfassung und die Einheit Deutschlands. Neben den republikanischen deutschen Farben Schwarz-Rot-Gold führten die Teilnehmer auch die polnischen Farben Weiß-Rot mit - zur Erinnerung an den Novemberaufstand in Polen 1830 gegen die russische Herrschaft. 75

Das Hambacher Fest wird für die Entwicklung Deutschlands zu einer freiheitlichen Demokratie heute durchaus unterschiedlich bewertet.
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Eine bedeutende Rede hielt Altbundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU), die am 26.05.2007 in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" abgedruckt war. Er fragte darin: "Was wollten die Hauptsprecher? Zuerst die Einheit? Dann und dadurch die Freiheit in der Einheit? Oder bedurfte es zunächst der Freiheit als Rüstzeug, um damit den Weg zur Einheit  bestehen zu können?" Und Winston Churchill merkte an, Deutschland war zu einem Staat auf der Suche nach einem Imperium geworden. Adolf Hitler versetzte dem Gedanken einer deutschen Nation den Todesstoß, indem er für die germanische Rasse Lebensraum und rassische Weltherrschaft beanspruchte. 76

5.7 Historisches Museum der Pfalz in Speyer
Die Geschichte des Museums begann 1869 mit den Sammlungen des Historischen Vereins der Pfalz, der Stadt Speyer und des damaligen Pfalzkreises. Heute werden über 900.000 Exponate verwahrt und viele davon rund 400.000 Gästen im Jahr gezeigt, womit dieses Haus zu den meistbesuchten kulturhistorischen Museen Deutschlands gehört. Träger ist eine Stiftung aus Bezirksverband Pfalz, Stadt Speyer, Bistum Speyer, Evangelischer Kirche der Pfalz, Land Rheinland-Pfalz und Historischer Verein der Pfalz.
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Die Sammlungen sind gegliedert in: Domschatz (darunter die Krone Kaiser Konrads II. von 1039), Vorgeschichte der Pfalz (mit dem wertvollsten Exponat - dem "Goldenen Hut von Schifferstadt"), Römer und Franken in der Pfalz (mit einem Kentaurenkopf aus Schwarzenacker), Neuzeit (mit Frankfurter Porzellan, barocken Gemälden und kostbaren Gewändern), Weinmuseum, Geschichte der Evangelischen Kirche der Pfalz und schließlich Mittelalter. 77

Die aktuelle Sonderausstellung gilt dem Thema "Attila und die Hunnen". Auf rund 1.800 Quadratmetern wird die wechselvolle Geschichte und faszinierende Kultur erstmals in Deutschland in dieser Breite und Tiefe dargestellt. Hier wird sichtbar, dass es sich bei den Reiternomaden keineswegs um "Primitive" handelt, sondern um ein Volk, das perfekt an sein Leben in der Steppe unter widrigsten Bedingungen angepasst war.

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