25. Februar.
Unser Ziel war heute Safed. Auf dem Wege dorthin blickten wir über das tiefe Tal auf Montfort, eine Burg, 1226 vom Deutschritterorden erbaut zum Schutz der Hafenstadt Akkon. Seit 1926 wird hier archäologisch gearbeitet. Der Palast des Großmeisters Hermann von Salza und der Kapitelsaal wurden freigelegt.
Bildname
Bildname
Safed, eine der vier heiligen Städte der Juden, ist der Romantik wegen ein Ort für Künstler geworden. Im Südosten blinkt der See Genezareth, blau liegt das Mittelmeer da, hinreißend schön in seiner kristallenen Unversehrtheit, und im Norden glitzert geheimnisvoll der mit Schnee bedeckte Hermon. König Fulco von Anjou erbau1140 die Burg, die von Saladin zerstört und von den Tempelritwieder aufgebaut wurde. Der gefürchtete Sultan Baibars, ein Mamelucke, schleifte 1266 die Zitadelle und tötete die christliche Bevölkerung. Im 16. und 17 Jh. ließen sich hier die Schriftgelehrten aus Spanien (Sephardim) und Osteuropa (Aschkenasim) nieder. Der Rabbi „Ari der Löwe" und Joseph Carr versammelten hier ihre Schüler. So gibt es hier viele Synagogen.

Im 16. und 17 Jh. ließen sich hier die Schriftgelehrten aus Spanien (Sephardim) und Osteuropa (Aschkenasim) nieder. Der Rabbi „Ari der Löwe" und Joseph Carr versammelten hier ihre Schüler. So gibt es hier viele Synagogen. Wir besuchten das kleine Bethaus Joseph Carrs, das wie ein Wohnzimmer mit Sofas und Sesseln ausgestattet war und viele orientalische Lämpchen hatte. Hier hörten wir vom Reiseleiter Arnold die Ausführungen über den jüdischen Glauben. Er wies uns auf die Wandschränke, die mit Orientteppichen verkleidet sind, und die Gesetzesrollen hin.

Akkon, der Hafen der Kreuzfahrer, war unser nächstes Ziel. Ihre besondere Bedeutung hatte die Stadt während der Kreuzüge. Nach dem Verlust von Jerusalem 1187 wurde Akkon der Sitz des fränkischen Königtums. Die Johanniter, die die Stadt „St. Jean DArc" nannten, mussten sie bald an Saladin übergeben, 1191 wurde sie aber von Engländern und Deutschen abermals erobert, und hier entfachte sich der berühmte Streit zwischen Leopold von Österreich und Richard Löwenherz.

Bis 1291 blieb Akkon die Hauptstadt des Königreiches Jeruund Hauptquartier des Ritterordens (Foto: Refektorium mit Gewölbe). Zum Schutze der Hafenstadt Akkon war 1226 die Burg Montfort von den Deutschordensrittern erbaut worden. Die Bedeutung Akkons, dessen Hafen versandete, übernahm Haifa.
Bildname

26. Februar.
Unser freier Tag in Tiberias! Der Hotelbus brachte uns in das 6 Kilometer entfernte Thermalbad. Vorher besuchten wir dort die in der Nähe liegenden Rabbi-Gräber Hamal Tiberias, eine restaurierte Synagoge. Der Mosaikfußboden mit den zwölf Tierkreiszeichen war von der heiligen Stätte Israels, dem Grab des Rabbi Meir Baal Haners, gut zu erkennen. Nach heißem Bad, Gymnastik und Ruhestunde im Garten am See, kehrten wir zurück ins Hotel, um bei Kaffee und Torte im sonnigen Garten den schönen Tag zu genießen.

Was die Autorin verschweigt, ist ein besonders hilfsbereiter junger Israeli. Als wir in einer kleinen Gruppe zurück zum Hotel durch Tiberias gingen, bekam sie immer heftiger werdende Schmerzen in ihrem Knie. Etwas ratlos gingen bzw. humpelten wir auf den Eingang eines Hotels zu, um dort vielleicht Hilfe zu holen. Der junge Mann, der uns so schleichen sah, bot der Autorin sogleich an, sie in seinem Auto zum Hotel zu fahren. Sie nahm dankbar an, während wir anderen zu Fuß weiter gingen.

27. Februar. Heute holte uns ein „Petrusboot" (auch „Jesusboot") um 10.15 Uhr vom Hotelanleger ab, und wir erlebten eine schöne Rundfahrt auf dem See Genezareth in diesem nach historischem Vorbild nachgearbeiteten Holzschiff Jesu.

Was die Autorin offenbar nicht selbst erlebte, trage ich hier nach: Nach der Ankunft am Ostufer des Sees verbrachten einige von uns eine längere Zeit in dem Kibbuz En Gev, unterhalb der Golanhöhen; einige saßen im Lokal, andere spazierten zwischen den Häusern und Gärten und unterhielten sich mit den alten, deutsch sprechenden Bewohnern. Gegen Mittag wollten wir ans Westufer zurück, doch böse Überraschung: Alle Boote waren weg! Wir hatten vergessen, dass heute Sabbat war, und alles öffentliche Leben aufhörte. Einen Münzfernsprecher konnten wir nicht bedienen, im Lokal war niemand mehr. Wir gingen den staubigen Weg zum Ausgang des Kibbuz. Jemand aus unserem Grüppchen sah mehrere israelische Soldaten an ihrem geparkten Jeep und sprach einen davon an. Er fragte zurück, mit wem wir gekommen waren: „Were it the people with the wooden boats?" - „Yes", antwortete ich. Aha, die Holzbootleute kannte man schon. Der Soldat rief uns ein Taxi mit einem arabischen Fahrer, das uns etwa eine halbe Stunde lang südlich um den See nach Tiberias fuhr.

Nachmittags war ein lockerer Spaziergang in die Stadtmitte vorgesehen. Dann folgte im Hotelgarten direkt am See die Abschieds- und Endvorlesung unseres verehrten Prof. Matthée, die einen breiten Bogen über die Kreuzzüge im Heiligen Land spannte und unsere Eindrücke und Erlebnisse verdichtete. Wir beendeten dieses schöne Beisammensein mit dem Gesang des Chorals von Leuthen „Nun danket alle Gott..." - die Sonne sank hinter den Bergen, der See Genezareth setzte leichte Kräusel auf und verdunkelte sich.
Bildname
28. Februar.
Wecken morgens halb sechs, Abfahrt halb sieben, strenge Überwachung des Kofferverladens, Ziel Haifa und Caesarea.

Erst im 19. Jh. hat sich Haifa aus einem unbedeutenden Ort ent1905 wurde auf Betreiben Kaiser Wilhelms II. die Bahnlinie Haifa - Hedschas eröffnet. Jetzt erschloss sich dadurch ein gewaltiges Hinterland, die Stadt entwickelte sich schnell und wurde nach dem 2. Weltkrieg das Zentrum für illegale jüdische Einwanderungen in das britische Mandatsgebiet. Wir besuchten den Bahai-Schrein, das GrabAli Mohammeds, genannt Bab, den Vorankündiger der Bahai-Religion. Wertvolle Teppiche, kristallene Lüster waren die kostbare Ausdes Tempels, der nur ohne Schuhe betreten werden darf.

Wir fuhren gen Süden entlang des Mittelmeeres weiter nach Caesarea, einem Platz der archäologischen Schätze noch aus den Jahren um 22 v. Chr. Herodes erbaute diese prächtige Stadt, die ca. 50.000 Einhatte. Herodes nannte sie nach seinem Gönner Caesar „Caesarea", es war das Hauptquartier der römischen Legionen. Ein großes, prächtiges Amphitheater ist wieder erstanden, in dem die größten Orchester der Welt schon spielten.
Bildname

Nach dem Jesuswort: „Wenn die Menschen schweigen, werden die Steine schreien" (Lukas 19,40) zeigte uns der Reiseleiter einen Stein mit der Inschrift „Pontius Pilatus Praefectus Judaea". Er wurde 1956 gefunden. Das Original befindet sich im Museum
Bildname

Nach diesem eindrucksvollen Abschluss unserer Reise mussten wir zum Flughafen und, erfüllt von allem Gesehenen, die Heimreise antreten.

Seevetal-Fleestedt, 5. Juli 1993
Sigurd Elling
zurück   Anfang
Bild rechts: Tafel in Kapernaum mit div. Verkehrszeichen für Ge- und Verbote, man beachte die Pistole und das Messer.
Bildname
Gruppenbild vor dem Jesus-Boot am Ufer des Sees Genezareth in Tiberias. In der Mitte kniet im weißen Polohemd Prof. Ulrich Matthée, dem wir diese gut organisierte und ebenso geführte Exkursion verdanken.

Zum Schluss: Die hier beschriebene Reise liegt nun zwei Jahrzehnte zurück. Im Mai 2015 konnte ich an einer Gruppenreise durch Israel und Jordanien teilnehmen und neue Eindrücke sammeln.
Bildname

Israel heute

Der Staat Israel ist ein modernes Land, das in weiten Teilen europäischen Standards entspricht. Dieses Land hat eine funktionierende Demokratie. Inmitten von Despoten regierten Königreichen, Diktaturen und zerfallenden Staaten hält sich Israel stabil.

8,2 Mio. Einwohner leben auf einer Fläche von ca. 21.000 Quadratkilometern, dies entspricht ungefähr der Größe Hessens. Von ihnen betrachten sich drei Viertel als Juden und ein Fünftel als Araber. Von den Arabern sind 17,5 % Muslime, 2 % Christen und 1,6 % Drusen. In der (international nicht anerkannten) Hauptstadt Jerusalem mit 1 Mio. Bewohnern leben zu 2/3 Juden und 1/3 Araber.

Wirtschaftliches Zentrum des Landes ist das Ballungsgebiet Tel Aviv, Haifa und Jerusalem, hier arbeiten namhafte, weltweit agierende Unternehmen. Im Norden und Süden erzeugt eine Hochleistungs-Landwirtschaft Nahrungsmittel - teilweise noch in den genossenschaftlichen Organisationsformen von Kibbutzim und Moshavim. Das wasserarme Land erhält mittlerweile ca. 70 % seines Trinkwassers aus Meerwasser-Entsalzungsanlagen, die Tröpfchenbewässerung zur sparsamen Nutzung ist weltführend. Die Arbeitslosen-Quote liegt um die 6 %, das jährliche Wirtschaftswachstum bei rund 3 %, Inflation ist kein Thema. Größter Außenhandelspartner ist die EU. 1

Die weitaus meisten Israeli - egal, ob ihre Religion das Judentum, Christentum oder der Islam ist - begegnen uns Touristen offen und selbstbewusst. An den Touristenzielen ist vom Nahost-Konflikt kaum etwas zu spüren, auch wenn die Präsenz von Polizei und manchmal Militär für uns (noch) ungewohnt ist. Auffällig und verstörend wirken jedoch die vielen Mauern und Zäune, mit denen die Autonomie-Gebiete und wiederum die darin liegenden jüdischen Siedlungen umgeben sind.

Die in Israel verwendeten Landkarten zeigen keine Binnengrenzen zu den Autonomie-Gebieten in den Landesteilen Judäa und Samaria (links Karte der Nationalparks und Naturreservate). Dagegen wird der Gaza-Streifen abgegrenzt und als Ausland betrachtet. Nur mit Jordanien und Ägypten hat Israel Friedensverträge geschlossen und unterhält volle diplomatische Beziehungen, dagegen erfüllten sich die Hoffnungen auf diplomatische Anerkennung durch weitere arabische Staaten nicht. Israel hat drei Mal, 2008, 2012 und 2014, Militäroperationen gegen die aus dem Gazastreifen heraus operierende Hamas geführt.

Deutschland steht für das Existenzrecht des Staates Israel ein. Die deutsche Bundesregierung unterscheidet strikt zwischen dem Gebiet des Staates Israel und den besetzten Gebieten; dabei legt sie den Verlauf der israelischen Staatsgrenze vom 5. Juni 1967 (Grüne Linie, Waffenstillstand von 1949) zu Grunde. Die israelische Regierung dagegen trennt zwischen den Gebieten, die unter israelische Hoheitsgewalt fallen (Golan und Ost-Jerusalem, die nach israelischem Recht durch Annexion integraler Bestandteil Israels sind und unter dessen volle Souveränität fallen), und den nicht-annektierten Gebieten, dem Westjordanland und Gaza.

Das Westjordanland wurde als Ergebnis des Interimsabkommens über das Westjordanland und den Gazastreifen von 1995 in drei Zonen (A: 18 %, B: 20 % und C: 62 % der Fläche des Westjordanlandes) eingeteilt, in denen die Palästinensische Autonomiebehörde und das israelische Militär jeweils andere Befugnisse haben. 2 Die Autonomiebehörde darf alle Entscheidungen, die die Zone A betreffen, allein treffen, solche für die Zone B teilweise nur mit Erlaubnis der Israelis (z. B. Baugenehmigungen). Vereinfacht dargestellt hat es unser israelischer Reiseleiter 2015: In Zone A untersteht Polizei und Militär der Autonomiebehörde, in Zone B nur die Polizei, während hier das israelische Militär zuständig ist, in Zone C herrschen nur israelische Polizei und Militär.

Die sog. „Road Map" von 2003 sah die Lösung des Nahost-Konflikts im Rückzug Israels aus den 1967 besetzten Gebieten und die Errichtung eines lebensfähigen, unabhängigen palästinensischen Staates mit der Hauptstadt Ost-Jerusalem vor. 3 Die Bundesregierung unterstützt weiterhin eine Zwei-Staaten-Lösung.
Bildname
Da aber die 1,8 Mio. Araber im Gaza-Streifen und die 2,7 Mio. (2014) auf der Westbank untereinander zerstritten sind (Hamas kontra Fatah), müssten mindestens drei Staaten gebildet werden, von denen keiner der beiden Araberstaaten ökonomisch überleben kann. Jedoch steht es uns Deutschen nicht zu, eine Teilung Israels in einen Juden- und einen Araber-Staat und damit eine Teilung von Jerusalem zu fordern. Unsere eigene leidvolle Erfahrung aus vier Jahrzehnten Trennung in zwei Staaten mit der geteilten Hauptstadt Berlin steht klar dagegen und mit ihr die Freude über die Wiedervereinigung von vor einem Vierteljahrhundert.

Mein Eindruck: Das Land - hier lebten zur Zeit meiner Schulentlassung erst 2,75 Millionen Einwohner - ist voll und eng geworden, aber weiterhin von atemberaubender Schönheit. Meine Hoffnung richtet sich auf eine Politik mit Augenmaß, die sich von längt verlorenen Positionen verabschiedet und die in Jahrzehnten gewachsenen Realitäten (an-)erkennt. Positive Beispiele von durchlässig gewordenen und somit überwundenen Grenzen wie um Nordirland sollten uns froh stimmen.

zurück   Anfang

Quellen:
1 Internet: www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Israel_node.html
2 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stinensische_Autonomiegebiete  
3 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Roadmap_(Nahostkonflikt)