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21. Februar.
Wir verließen Jerusalem und fuhren nach Tiberias über Bethlehem. Jesus' Geburtsstadt war für mich in ihrem geschäftlichen Treiben, den hohen arabischen Bauten, eine große Enttäuschung. Die angebliche Geburtsstätte Jesu ist mit drei Klosterkirchen umbaut und von der Konstantins-Kirche überbaut. Die Felsgrotte, seine Geburtsist sehr kitschig ausgestattet. Es folgte der Besuch der Kapelle „Maria Milch", wo angeblich Joseph den Befehl zur Flucht bekam.

Für mich selbst war der Eindruck viel besser. Wir konnten die Kirche nur durch eine zwei Mal verkleinerte Tür tief gebückt betreten; diese Vorsichtsmaßnahme stammt noch aus dem Mittelalter. Der halbdunkle Innenraum mit in der Luft schwebendem Jahre altem Staub wirkt eher anheimelnd.
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Einige hölzerne Klappen im Fußboden lassen den Blick frei auf die einen halben Meter tiefer liegenden antiken Mosaike. Wir stiegen langsam in die Geburtsgrotte hinab, wo sich schon etliche Pilger tummelten. Den Wunsch eines Mitreisenden, ihm etwas Geld zum Spenden zu leihen, schlug ich ab mit dem Hinweis: „An einem so heiligen Ort fasse ich kein Geld an." (Foto der Geburtsszene in der Grotte, 1993) - Bei meinem nächsten Besuch 2015 war - trotz der Klagen der Einheimischen über einen drastischen Besucherschwund und Bauarbeiten am Gebäude - der Andrang enorm. Wir mussten uns im rechten Seitenschiff in drangvoller Enge rund eine Stunde gedulden, bis wir Stufe für Stufe in die Grotte vordrangen.

Dann ging es weiter nach Massada, einem riesigen Felsberg inmitten eher flacher Bodengestalt. Er liegt 441 Meter über dem Toten Meer. Er ist umgeben von Resten einiger gut erkennbarer römischer Heerlager. Hoch zur Festung auf dem Felsenplateau bringt uns eine (von Schweizern gebaute, inzwischen durch eine noch größere ersetzte) Seilbahn.
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Die Festung ist vom Hohenpriester Jonathan 36 v. Chr. erbaut und von König Herodes durch einen Palast ergänzt worden. Erst nach langer Belagerung konnten die Römer 73 n. Chr. diese Festung einDie jüdischen Verteidiger hatten sich und ihre Familien vor der für sie schändlichen Übergabe an den Feind selbst getötet mit Frauen und Kindern. Später wurde Massada durch die Kreuzritter besetzt. Es sind in Massada eindrucksvolle Ausgrabungen gemacht woran deren Mauern die original erhaltene Höhe durch eine schwarze Linie angezeigt wird. Im Tal erblickt man eine moderne Freilichtbühne, die an nationalen Festtagen von namhaften Künstlern bespielt wird. EinKulturfestspiele werden heutzutage dort abgehalten (Foto des Talblicks links).
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Lunch nahmen wir in einem gepflegten Kibbuz ein. Wir fuhren nördlich in Richtung See Genezareth, sahen die Ruinen von Qumran (Bild oben rechts) liegen, der Fundstätte der Rollen vom Toten Meer vom Stamm der Essener, und erblickten das Kloster St. Georg. Jericho liegt 250 Meter unter dem Mittelmeeresspiegel in subtropischer Landschaft. Wir überquerten das Wadi Kelb, es fließt zum Jordan. Jericho ist die älteste Stadt der Welt (9000 Jahre!). Die Bibelberichte stimmen exakt. Auf den Gebirgshöhen erlebte Jesus seine Verklärung (Markus 9).

Schon sehr müde erreichten wir unser lang gezogenes „Ron Beach Hotel" im Norden von Tiberias direkt am Westufer vom See Genezareth gelegen. (2015 habe ich das Hotel auch noch gesehen.) Schöne Zimmer mit Balkon und Seeblick empfingen uns. Wir waren entzückt über die gepflegte Hotelanlage. Ein gutes 4-Gänge-Abendessen mit gemütlichem Kaffee-Abschluss in der Lounge beendete einen ausgefüllten, eindrucksvollen, erlebnisreichen Tag.

22. Februar.
Nach sehr reichhaltigem Frühstück (drei Buffets mit verschiedenen Angeboten) gingen wir in die Stadt Tiberias. Sie ist eine der vier heiligen Städte des Judentums neben Jerusalem, Bethlehem und Safed. Sie liegt 212 Meter unter dem Mittelmeeresspiegel. Gegründet vom Sohn des Herodes wurde sie nach dem römischen Kaiser Tiberias benannt. Sie gilt als die Stadt der Gelehrsamkeit, ein geistiges, religiöses Zentrum, in dem die Ausführungs-Bestimmungen in den Sammlungen Mischna, Gunara und Thora geprüft werden, die zusammen den Talmud bilden.

Wir gingen am Festungsturm der Kreuzritter vorbei, sahen die Ruinen der Stadtbefestigung und kamen in eine lebhafte, handelsfreudige Stadt. Sie zeigte trotz herunter gekommener Gebäude, ausgetretener Bürgersteige, vernagelter Fenster, im Gegenzu Jerusalem ein mehr westliches Gepräge, schon allein dadurch, dass die Verkaufsläden innerhalb der Häuser, seltener auf der Straße, lagen. Natürlich führte unser Weg zum Grab des Philosophen Maimonides, dessen Denkmal wir schon in Córdoba (Andalusien, Spanien) besucht hatten. Er führte maßfür die westeuropäische Kultur die Denkweise der aristoLehre ein. In Córdoba geboren ging er durch die Judenvertreibung nach Ägypten, wurde Leibarzt und Lehrer des dortigen Kalifen und kehrte nach Kriegswirren ins Land seiner Urväter ein, wo er 1204 in Tiberias starb. Danach strebten wir gerne wieder den lockenden See mit seiner spiegelglatten Oberfläche und der imposanten Kulisse der Golanhöhen und den im Schnee glitzernden Berg Hermon an. Die Seepromenade brachte uns zum Kloster St. Peter mit einem hübschen Kreuzgang und der Apsis einer alten Kreuz

23. Februar.
Mit einem Reisebus erhielten wir einen fließend deutsch sprechenden Reiseleiter. Vater Jude, Mutter Österreicherin, Eltern 1930 aus Wien ausgewandert. Herr Arnold Dan war Soldat im 6-Tage-Krieg. In seinen politischen Ausführungen war er vorsichtig, aber machte keinen Hehl aus seinem Stolz über den Sieg im 6-Tage-Krieg und schilderte gerne die materielle Kriegsüberlegenheit der Araber, die doch der Klugheit der Israelis unterlag.
Wir fuhren mit dem Schiff im zauberhaften Morgendunst in Richtung des weiß strahlenden Hermon. Wir legten im Kibbuz an und fuhren per Bus über die hügelige Landschaft nach Tabgha in die Brotvermehrungskirche. Die Petrusätten sind um und in Kapernaum. Christi meiste Wunder sollen sich in diesem Raum zugetragen haben, es wird vermutet, dass er sich die längste Zeit seines Lebens am See Genezareth aufgehalten hat.

1926 ist hier eine Synagoge im griechisch-römischen Stil freigelegt worden (Foto rechts von 2015). Sie soll die imposanteste Synagogenruine Galiläas sein. Dann besuchten wir das sehr gut und liebevoll renovierte Kirchlein der Seligpreisungen, dort, wo Jesus die Bergpredigt gehalten haben soll.
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Wir überquerten den schmalen, vom Schmelzwasser aber gut gefüllten, Jordan. Durch das Huletal ging es auf den Golan, vorbei am Heiligtum Banyas und ungepflegt wirkenden Drusendörfern. Imponierend lag die weit ausladende Kreuzfahrerburg „Nimrod" vor uns. Der Blick über das fruchtbare Land mit Avocado-, Pampelmusen-, Zitronen- und Apfelsinenbäumen war wunderschön und bestätigte das Land, in dem „Milch und Honig fließen". Eine raffinierte Bewässerungsanlage, effektiv und sparsam zugleich, berieselt die grünen Felder und garantiert mehrmalige Ernten im Jahr. Hier erklärte uns der Reiseleiter Arnold die Wichtigkeit der Golanhöhen nicht nur ihrer strategischen Lage, sondern auch des Quellwassers wegen, das für Israel lebensnotwendig ist. Vertragsgemäß erhält Jordanien 40 % und Israel 60 % des Wassers vom Golan.

Unsere Informationen über die Kreuzzüge (Serie mit Peter Milger) wurde uns an drei Abenden über Video auf Fernseher in unsere Zimmer ausgestrahlt. Die dargestellten Grausamkeiten und getreuen Nachbildungen waren nicht schlaffördernd.

24. Februar.
In aller Frühe fuhren wir durch eine gepflegte Landschaft eines hügeligen Gebietes nach den „Hörnern von Hittim". Hier fand 1187 Saladins vernichtende Schlacht statt. Sie bedeutete den Untergang der Christen-Herrschaft und das Ende der Kreuzritter-Herrlichkeit im Heiligen Land.
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Wir fuhren weiter nach Kana, wo das Wasser-zu-Wein-Wunder geschah. In der Bibel (Jah.) heißt es „am 3. Tag" - das war ein Dienstag, der bis heute noch einen Glückstag bedeutet. In der griechischen Kirche werden zwei von sechs Weinkrügen gezeigt, man vermutet aber, es seien alte Taufbecken. Die Franziskanerkirche ist nach der Überlieferung dort gebaut, wo die Hochzeit stattfand. Sie wurde 1881 renoviert. Ein kostbarer Mosaikboden ist noch erhalten, die Säulenkapitelle tragen noch die Spuren burgundischer Steinmetze.
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Die Weiterfahrt führte uns nach Nazareth, dem Wohnort der heiligen Familie, die „Stadt der Verkündigung". Sie ist eingeschmiegt in die Mulden des umgebenGebirges. Das Antlitz der Stadt ist durch die Jahrhunderte kaum verändert, Osten und Westen sind hier miteinander verwoben. Nazareth ist die größte arabische Gemeinde Israels, seine Bewohner sind aber Christen.

1948 war die Stadt das Hauptquartier der arabischen Streitäfte. - Die Verkündigungsstätte der Geburt Jesu, das Haus der Maria, die Krypta mit der Küche, die Joseph-Kapelle mit der Werkstatt Josephs - alles wie eine Höhle anmutend, sind Gedenkstätten, die wir besuchten. Gemäß Lukas lernte hier Jesus das Handwerk seines Vaters - Zimmermann. (Fotos: Verzierte Giebelseite der 1969 eingeweihten modernen Betonkirche, Altar in Grotte, 2015.)

In gleißender Sonne lag unser weiteres Ziel, der Berg Tabor. Nur durch eine rasend schnelle, Schwindel erregende, sich in die Höhe windende, Taxifahrt war für uns dieser gigantische Berg zu bezwingen.
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Wir fuhren in mehreren Mercedes-Autos, die um jeweils eine dritte Sitzbank verlängert waren. Ein Teil unserer Gruppe hatte einen ganz besonders eifrigen Fahrer: In jeder scharfen Kurve schrie er „Halleluja!" Oben bot sich uns ein wunWeit- und Rundblick über das Land, das so vielen Menschen das Non-Plus-Ultra bedeutet. Man schreibt dem biblischen Berg auch die Verklärung zu. Seit 1631 besteht hier eine Klosteranlage der Franziskaner, die in eine Kreuzfahrerfestung integriert wurde. Ihre gut erhaltenen Doppeltore verdienen besondere Beachtung.
Die Weiterfahrt ging nach Megiddo, einem Ort, der an der uralten Straße von Ägypten nach Syrien und Mesopotamien liegt und somit strategische Bedeutung hat. Hier schlugen Baranz, Gideon und David „an den Wasvon Megiddo" die Feinde Israels. Römer und Kreuzfahrer erkämpfhier ihre Siege nur unter Verlusten. Napoleon I. schlug hier 1799 ein überlegenes türkisches Heer, General Allenby entschied 1918 hier den Krieg im Vorderen Orient, und 1948 wurde ein arabisches Heer an der gleichen Stelle von den Israelis besiegt.

Die Festung mit ihren Toren, den Ställen König Salomos, dem Wassertunnel, eine Tempelruine aus dem Jahre 4000 v. Chr., sind beeindruckende Zeugen kriegerischer Vergangenheit. Das Kibbuz Megiddo wurde 1949 von jungen Polen errichtet.
Den Abschluss der Fahrt bildete die Taufstelle der Baptisten am Jordanfluss, da, wo er aus dem See Genezareth kommt.

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