Auf den Spuren des maurischen Erbes in Andalusien
Gruppe der Teilnehmer am Spanisch-Kurs an der Volkshochschule Neuruppin reiste an den Südwest-Zipfel Europas
vom 18. bis 22. November 2009

A. Vorbereitung
Bereits seit acht Jahren begeistert uns die spanische Sprache, uns Teilnehmer am Konversationskurs an der Volkshochschule. Seitdem hat uns die „profesora", die Lehrerin, Natascha Geiersberg, so manche „verbos" in sämtlichen Zeitformen und Konjugationen beigebracht. Das „vocabulario" war in Fleißarbeit immer mehr zu erweitern. Einmal in der Woche wurde miteinander „español" gesprochen. Bereits zum fünften Mal sollte die Theorie nun im Zielland angewendet werden.

Nach zweimal Barcelona und je einmal Madrid sowie Mallorca wurde jetzt der maurisch geprägte Süden angepeilt. Die geplanten fünf Tage waren für das weitläufige, obendrein durch Gebirgsketten geteilte Andalusien sehr knapp bemessen. Da wir einen Direktflug wollten, kam nur Málaga in Frage. Die Aufgaben wurden früh verteilt: Ich buchte mit meiner Kreditkarte die Flüge bei einem „Billigflieger" bereits im Juni.
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Unsere Kursleiterin mailte und telefonierte nach günstigen Hostals. Eine Mitschülerin reservierte die Mietwagen und die Eintritte. Schnell noch ein Großraumtaxi für die Anreise zum Flughafen bestellt, und ab ging es von Berlin durch die Luft nach Málaga.

Die nach eigenen Angaben zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft hat uns allerdings die Reise verkürzt: Zuerst kam eine E-Mail, dass sich der Hinflug um vier Stunden und 25 Minuten in den Nachmittag verschieben werde. Wochen später wurde ebenfalls per Mail der Rückflug um zwei Stunden und 35 Minuten nach vorn verlagert. So blieben uns nur drei ganze Tage und vier Nächte in Spanien.

B. Anreise, Unterkunft und Lokale
Der Anflug dauerte schließlich gut dreieinhalb Stunden, da wir gegen den Westwind zu fliegen hatten. Diese Zeit sparten wir später beim Rückflug wieder ein. Zwei Getränke und ein belegtes Brötchen waren uns an Bord ausgehändigt worden. Als wir am übersichtlichen Flughafen in Málaga ankamen, war bereits die Dämmerung herein gebrochen.

Da wir neun Personen waren, teilten wir uns auf zwei Mietfahrzeuge auf, die wir im Untergeschoss des Flughafengebäudes vorfanden und sorgfältig auf Vorschäden inspizierten. Per Opel und Ford wurde die fast durchweg vierspurig ausgebaute Landstrecke nach Córdoba in gut zwei Stunden genommen. Unser schönes Hostal „La fuente" fanden wir erstaunlicherweise ohne Umweg und teilten uns auf die vier komfortablen Zweibettzimmer und ein Einzelzimmer auf.

Am späteren Abend konnten wir in den engen Gassen der Altstadt spanische Lebensart genießen, nachdem wir einmal die „Gran Mezquita", die Moschee-Kathedrale, auf einem Karree von 128 mal 175 Metern umrundet hatten. Im ersten Lokal, das einer von uns von einem voran gegangenen Aufenthalt schon kannte, nahmen wir diverse Tapas und andere Speisen, die wir miteinander teilten und probierten, und tranken erste „cervezas", also Biere, und „vino blanco" bzw. „vino tinto". Als die Wirtsleute gegen Mitternacht uns „alemanos" endlich verabschieden wollten, war es uns noch zu früh, um schlafen zu gehen. Wir fanden eher zufällig an einem Hinterhof den Eingang zu einer Musikkneipe. Einigen von uns „alumnos de español", den Spanischschülern, gelang sogar eine Diskussion mit einem spanischen Historiker. Diese war sprachlich durchaus anspruchsvoll, da das Thema die deutsche Einheit vor zwanzig Jahren war und die Frage, was hätte anders laufen können, also im Konjunktiv auszudrücken war. Der ältesten Mitschülerin und mir überkam gegen halb drei die Müdigkeit, und wir gingen ins Quartier. Die übrigen folgten erst eine knappe Stunde später.

Das „desayuno", das Frühstück, am nächsten Morgen bereits gegen neun Uhr, ließen wir uns im Hostal geben: café solo, café con leche, café cortado, te (brauche ich nicht zu übersetzen), sumo de naranja (Orangensaft), pan (Brot) mit jamón (Schinken) oder queso (Käse) bzw. miel (Honig). Das „almuerzo", also Mittagessen, ließen wir uns in der warmen Sonne auf einem kleinen Platz in der Altstadt auftragen. Dabei unterhielt uns mit aufgesetztem Lächeln ein offenbar einem Urlaubsprospekt entsprungener typisch spanischer Gitarrist (rechts; unten: Kreuzgang des einstigen Klosters San Francisco nahe am Hostal im Abendlicht).
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Am zweiten Morgen wollten wir sehr früh aufbrechen und gingen in ein typisches Frühstückslokal, wo auch Berufstätige und sogar ganze Familien frühstückten. Die „bocadillos" (belegte Brötchen) waren riesig, so dass einige von uns davon Teile für den Weg einpackten.

Unser Weg führte über Hügel und Berge, eine gut ausgebaute Nationalstraße entlang, zwischen Olivenhainen und Weideflächen, nach Süden. Plötzlich bog unser Opel ab: Man hatte in einem Reiseführer eine maurische Höhenburg ausgemacht, die sich Mota nennt (unten rechts).

Beim zweiten Mittagsmahl, bereits in Granada, in einem Gartenlokal mussten wir aufpassen, dass unser Essen uns nicht von einer streunenden Katze streitig gemacht wurde.

Granada verließen wir beim „letzten Büchsenlicht". Wir hatten wieder rund zwei Stunden Autofahrt vor uns. Die Opel-Fahrerin fuhr flott vom bezahlten Parkplatz, der Ford-Fahrer verlor sie gleich aus den Augen. Also wurde per Handy eine Funkverbindung aufgebaut. Typische Handy-Frage: „Wo seid ihr? Seid ihr vor oder hinter uns?"
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Wer kann das denn wissen? Plötzlich rief die Beifahrerin aus: „Da sind sie!". Der Fahrer riss an der Abzweigung der Autobahn das Lenkrad herum nach rechts. Aber es war ein anderer Opel in Silbermetallic. Wir fuhren falsch, statt nach Süden nach Norden. Also bei der nächsten Abfahrt wenden. Telefonat in das andere Auto. Antwort von dort: „Okay, wir fahren auf die nächste Raststätte und rufen euch an, wie sie heißt."

Schon bei der Abfahrt steckte unser Ford im Stau. Mühsam schlichen wir uns an und durch den Kreisverkehr. Schild „A 44" gesehen und wieder auf die Autobahn. Allerdings erneut nach Norden! Das Ganze an der nächsten Abfahrt noch einmal, und endlich war die Richtung wieder Süden. Wir fuhren auf die Raststätte, und was uns endlos erschien, war den Opel-Insassen ganz kurz vorgekommen. Nicht einmal ihren Kaffee hatten alle schon ausgetrunken.

Die Rezeption in Nerja im Hostal „Mena" sollte um 20:30 Uhr schließen, wir waren fünf Minuten vorher angekommen. Zimmerverteilung in den drei Etagen wie gehabt, Verabredung zum gemeinsamen Abendessen etc. Auch hier war das Quartier einwandfrei, ja komfortabel. Und bezahlt werden konnte wieder nur „en efectivo", also bar, obwohl bei der Buchung eine Kreditkarte angegeben wurde. Der neue Tag empfing uns mit Meerblick unter Palmen und herrlichem Morgenrot. So sieht Urlaub aus! Das Frühstück konnten wir bei mildem Mittelmeerklima am „Balcon de Europa" genießen. Und danach erkundeten wir unseren Urlaubsort Nerja mit rund 17.000 Einwohnern und etlichen Einkaufsläden.

Die Gruppe teilte sich auf. Die Hälfte fuhr mit einem Auto 4 Kilometer zur Karsthöhle, deren enorm weite und hohe Räume überreich von der Natur mit Stalagmiten und Stalaktiten verziert sind. Der 1959 erschlossene Teil der Höhle ist 800 Meter lang, der Rundweg etwa 1.400 Meter, die Höhe erreicht 70 Meter. 1
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Andere fuhren in ein weißes „Dorf", genannt Frigiliana, hinauf, die Übrigen genossen ein Bad im noch ausreichend warmen Mittelmeer.

Aus dem Flamenco-Abend, angekündigt ab 22:30 Uhr,  wurde leider nichts. „El burro blanco", der weiße Esel, war leider etwas störrisch und ließ heute keine Sänger und Tänzer auftreten. Nur einige Amateure in Straßenkleidung vergnügten sich auf der Tanzfläche nach Musik aus der Konserve. So verließen wir eine Stunde später dieses Lokal.

Der nächste Tag war Sonntag. Wir mussten früh aufstehen und ohne etwas in den Magen zu bekommen zum Flughafen fahren, den wir gegen neun Uhr auch erreichten.
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Rückgabe der Fahrzeuge gegen Bezahlung, eine teure Kleinigkeit essen, Anstehen, eine halbe Stunde Verspätung, und ab ging es zurück nach Berlin, wo es kaum kühler war.

Was nicht ist, kann ja im nächsten Jahr noch werden. Nahezu alle Teilnehmer setzen ihren Unterricht an der VHS fort, und Nachwuchskurse füllen die „clase de español" der „avanzados", der Fortgeschrittenen, wieder auf. So werden vielleicht in einem Jahr die Metropole Sevilla und Jerez de la Frontera, die Stadt der Hofreitschule und Bodegas, angesteuert.

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