3.10 Karlsruhe
Die Gründung der "Fächerstadt" geht nach der Legende darauf zurück, dass Markgraf Karl Wilhelm bei der Suche nach dem Fächer seiner Gemahlin im Hardtwald einschlief und von einer Stadt in Form eines Fächers träumte. In Wahrheit waren wohl eher Eifersucht und Sittenstrenge der Markgräfin maßgebend, damit sich der Gemahl hier ein Refugium schuf.
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Die viel bestaunte Fächerform des Stadtplans mit seinem fließenden Übergang zur Natur ist Ausdruck des absolutistischen Prinzips nach dem Vorbild von Versailles, das den Herrscher in den Mittelpunkt rückte. 39  Auch die Höhe der Bauwerke drückt die Standesunterschiede aus, vom dreigeschossigen Schloss zu den eingeschossigen Bürgerhäusern. Heinrich von Kleist rühmte die Stadt: "wie ein Stern gebaut, ... klar und lichtvoll wie eine Regel, ... als ob ein geordneter Verstand uns anspräche." 40  Vom Stadtgründer wurde auch der Wahlspruch im Wappen empfohlen, der seinen Hausorden "Fidelitas" (Treue) stiftete.

Markgraf Karl Wilhelm legte den Grundstein am 17. Juni 1715 und nannte den Ort Carlos-Ruhe. Seine mittelalterliche Residenz Durlach, nur wenige Kilometer entfernt, war von französischen Truppen 1689 im pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört worden, ihr Wiederaufbau kam nur langsam voran. Zudem verweigerten die Durlacher Bürger die weit reichenden Pläne zur Erweiterung von Schloss und Stadt. Der barocke Fürst brauchte Platz für Jagd und Gärtnerei.

Karl Wilhelm ließ 32 Schneisen wie Radien eines Kreises vom Schloss ausgehend in den Hardtwald schlagen. Die Kompassrose war damals in 32 Striche und nicht wie heute in 360 Grad eingeteilt. Zwischen den südlichen neun "Sonnenstrahlen" wurde die Stadt gebaut. Mit auch in Französisch verbreiteten Privilegien wurden Siedler aus Frankreich, Italien, der Schweiz, Polen und vielen anderen deutschen Landen geworben. Verbrieft wurden die Freiheiten: zur Ausübung aller im Reich tolerierten Religionen, von Leibeigenschaften, von Frondiensten, auch von Steuern. Gegeben wurden außerdem ein Bauplatz nebst Baumaterial, eine bürgerliche Gerichtsbarkeit sowie ein Anhörungs- und Vorschlagsrecht.

Zwei Jahre danach erklärte der Markgraf die neue Residenz zur Landeshauptstadt von Baden-Durlach. Hauptstadt blieb Karlsruhe auch nach der Wiedervereinigung mit der Markgrafschaft Baden-Baden 1771. 1765 und 1803 wurde die Stadt zweimal erweitert.

Markgraf Karl Friedrich, der Enkel des Gründers, erwies sich als ein  dem Fortschritt zugewandter Fürst mit Fortune. Er übte seine Regentschaft von 1746 - 1811 aus und gilt als heraus ragender Vertreter des aufgeklärten Absolutismus. Er förderte das Unterrichtswesen, die bürgerliche Rechtspflege, hob die Folter sowie die Leibeigenschaft auf und wies den Juden den Weg in die Emanzipation. An seinem sowie seiner Gattin Karoline Luise Musenhof waren Gluck, Goethe, Herder, Klopstock, Lavater, Voltaire und Wieland zu Gast.

Als Verbündeter Napoleons hatte Baden sein Territorium vervierfacht; seine Gewinne wurden nach dem rechtzeitigen Überwechseln in dessen gegnerisches Lager auf dem Wiener Kongress bestätigt. Das nunmehrige Großherzogtum Baden bekam 1818 eine sehr liberale Verfassung. 1822 entstand hierzu in Karlsruhe der erste Parlamentsneubau auf deutschem Boden; Karlsruhe wurde zur "Wiege der deutschen Demokratie". Mit dem ersten deutschen Verwaltungsgericht war es auf der Basis des Gerichtsverfassungsgesetzes erstmalig möglich, verbriefte Bürgerrechte gegenüber Rechtsverstößen des Staates einzuklagen. Damit markierte Karlsruhe 1863 einen Meilenstein, Untertanen zu Bürgern zu machen.

1901 bekam Karlsruhe einen Hafen am Rhein, es war inzwischen Großstadt geworden und hatte die Schwelle von 100.000 Einwohnern überschritten. Der Aufschwung der Industrie mit Schwerpunkt Metallverarbeitung und Maschinenbau wurde nach dem Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen, als Elsass und Lothringen an Frankreich abgetreten werden mussten. Nach der Revolution 1918 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war Karlsruhe Hauptstadt des Freistaates Baden. Trotz der starken Zerstörung im Krieg wurde 1950 mit den zugewanderten Flüchtlingen die Grenze von 200.000 Einwohnern durchbrochen.

Auch Parteiengeschichte schrieb Karlsruhe: Am 12. und 13. Januar 1980 wurde die Bundespartei "Die Grünen" gegründet. Am 2. August 1984 wurde im Rechenzentrum die erste deutsche E-Mail empfangen und gesendet. In Karlsruhe wird das größte Rechenzentrum Europas betrieben, in dem etwa 40 % aller deutschen Webseiten gespeichert werden. 2003 war Karlsruhe "Internethauptstadt Deutschlands".

Heute zählt Karlsruhe etwa 285.000 Einwohner bei einem Ausländeranteil von 15 % und ist damit die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs. 41

Mit dem Bundesverfassungsgericht und dem Bundesgerichtshof ist Karlsruhe Sitz der beiden bedeutendsten deutschen Gerichte; sie wird auch "Residenz des Rechts" genannt. Moderne Beton- und Glas-Architektur in absoluter Schlichtheit prägt das Bundesverfassungsgericht (rechts)  im Schlosspark, das Paul Baumgarten 1964 - 68 entwarf. Dr. Budesheim warf kritisch ein, man hätte im großen Schloss sicher genügend geeignete Räume schaffen und sich den Neubau sparen können.
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3.11 Neustadt an der Weinstraße
Vom "Deutschen Weintor" an der französisch-deutschen Grenze bis an den Rand von Rheinhessen verläuft die Weinstraße rund 85 Kilometer über die Bundesstraßen 38 und 271. Als erste Straße dieser Art wurde sie 1935 vom Gauleiter Josef Bürckel ausgerufen und verbindet 31 Orte miteinander. Gekennzeichnet wird sie mit dem viereckigen gelben Schild und einer Traube aus zehn Beeren (links).

Eine Vielzahl Weindörfer liegen entlang der Weinstraße. Die Ortsdurchgänge sind mit "Weinstraße" benannt. Hohe Temperaturen zu allen Jahreszeiten, intensiver Sonnenstrahlengenuss, frostsichere Lage über den Tälern und der Rheinebene, geschützt im Windschatten des Pfälzerwaldes, früher Frühlingseinzug und damit eine lange Wachstumsperiode bestimmen die klimatischen Vorzüge dieses Landstrichs. Die frühere Rheinpfalz, heute Pfalz, ist der größte Weinmosterzeuger Deutschlands, Rheinhessen das bedeutendste Weinbaugebiet. In beiden wird fast die Hälfte des deutschen Weins erzeugt, zu rund 90 % Weißwein. 42

Unterhalb der Burg Hambach liegt eine der vielen Neustädte, von denen es 27 in Deutschland und 36 in Europa gibt, ihre größte ist die "Nea polis", Neapel, die allerdings an den jährlichen Neustadt-Treffen nicht teilnimmt. Uns Norddeutschen besonders vertraut sind Neustadt-Glewe in Mecklenburg (1998), Neustadt (Dosse) in Brandenburg (2002) und Neustadt in Holstein (2007). 43

Hier geht es um Neustadt an der mittleren Weinstraße, eine kreisfreie Stadt mit rund 54.000 Einwohnern. Dieser von Ost nach West vom Speyerbach durchflossene 1235 von Pfalzgraf Ludwig I. gegründete Ort erhielt 1275 durch Kaiser Rudolf von Habsburg Stadtrechte. 44  Pfalzgraf Johann Casimir gründete 1579 eine calvinistisch-theologische Hochschule für die Reformierten, das am Speyerbach liegende Collegium Casimirianum. Den aus Heidelberg vertriebenen Professoren und Studenten wurde hier fünf Jahre lang Asyl geboten, bis die Hochschule wieder aufgehoben wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt sechs Mal erobert. 1816 kam Neustadt an die bayerische Pfalz. 45  Das Wappen des kurpfälzischen Löwen zieren drei Kreuze auf der roten Krone.
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Die ehemalige Stiftskirche St. Ägidien wurde 1368 begonnen; sie ist das bedeutendste gotische Bauwerk der Vorderpfalz. An das dreischiffige Langhaus schließt sich ein tiefer fünfjochiger Chor mit querhausartigem Anbau an. Zwischen den beiden Westtürmen liegt eine Vorhalle. Die Simultankirche ist seit 1708 durch eine Mauer im ersten Chorjoch geteilt (links).  46

Das ehemalige Jesuitenkolleg von 1729 ist eine barocke Vierflügelanlage und wird heute als Rathaus genutzt.

Einige Häuser haben sehr schöne Höfe, in denen z. T. Gastronomie unter Bäumen betrieben wird, wie wir sie auch zum Mittagessen genossen. Die zum großen Teil als Fußgängerzone gekennzeichnete Altstadt hat noch einen großen Bestand an Bürgerhäusern in Fachwerkbauweise aus dem 16. bis 18. Jh. 47  Die äußeren Bereiche der Altstadt leiden stark unter dem enormen Auto- und Lastwagenverkehr, für etliche Häuser steht die Uhr sprichwörtlich 5 vor 12, sie stehen leer und verwahrlosen. So hinterlässt Neustadt einen zwiespältigen Eindruck - trotz des sehr belebten Wochenmarktes mit vielfältigem Angebot an Frischwaren.
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3.12 Speyer
Die keltische Siedlung aus dem 1. Jh. v. Chr. erschien auf der Weltkarte von Ptolemaios als Noviomagus. Ein römisches Kastell sicherte ab 10 n. Chr. den Rheinübergang. Die von den germanischen Nemetern eingenommene Siedlung hieß jetzt Civitas Nemetum. Schon 346 war sie römischer, ab 614 fränkischer Bischofssitz, jetzt Spira genannt. Kaiser Otto der Große verlieh 969 und Kaiser Heinrich IV. bestätigte 1061 das Immunitätsprivileg für Speyer und stellte die Stadt unter die Herrschaft der Bischöfe. Mit der Wahl des Saliers Konrad II. aus dem Speyergau zum deutschen König rückte Speyer in den Mittelpunkt der Reichspolitik und wurde zum geistigen Zentrum des salischen Königtums. 48

Kaiser Heinrich V. gab 1111 den Freiheitsbrief - für ein Gemeinwesen von nur 500 Menschen. 1254 wurde Speyer Mitglied im Rheinischen Städtebund, 1294 freie Reichsstadt, womit die spannungsreiche Herrschaft der Bischöfe endete. Juden und Friesen stellten die Mehrzahl der Fernkaufleute. Speyer war der drittgrößte Stapelplatz und größter Wein-Umschlagplatz am Oberrhein. Gehandelt wurden Getreide, Obst, Gewürze, Tuche, Stoffe, Keramik, Waffen und Mühlsteine.
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Mit der deutschen Kaisergeschichte ist Speyer eng verbunden - mehr als 50 Reichstage fanden in ihren Mauern statt. Wichtige Entscheidungen brachte der Reichstag von 1526: Das Reichsregiment kam, und aus Marburg wurde das Reichskammergericht hierher verlegt - bis 1689. Die unklare Resolution, jeder Stand solle sich so verhalten, wie er es vor Gott und Kaiser verantworten könne, begünstigte die Ausbreitung von Luthers Lehren. Der Reichstag von 1529 hob diese Beschlüsse wieder auf und setzte das Wormser Edikt von 1521 wieder in Kraft, welches über Luther die Reichsacht verhängt hatte. Die evangelischen Fürsten und Reichsstädte legten dagegen die "Protestation" ein - die abendländische Kirche war damit gespalten (links: Tafel am Dom von Papst Johannes Paul II. von 1987 mit Wunsch, die Spaltung der Christenheit müsse wieder zur Einheit führen). Die Stadt Speyer bekannte sich 1540 zum Luthertum. 49
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Spanier, Schweden, Franzosen und kaiserliche Truppen besetzten Speyer im Dreißigjährigen Krieg. Die Stadt war Zufluchtsort, Lazarett, Versorgungsstation und Truppenlager. Doch 1689 im Erbfolgekrieg wurde die alte Stadt von den Franzosen unter General Mélac geplündert und fast restlos zerstört, einschließlich Dom, Kirchen, Klöster und Zunftstuben.

Von der Stadtbefestigung ist außer dem Ziegelbau des "Heidentürmchens" aus dem 13. Jh. östlich des Doms nur noch im Westen das Altpörtel - eines der schönsten Stadttore Deutschlands - aus dem 13. bis 15. Jh. erhalten.

Nachdem der Ort elf Jahre lang verlassen war, wurden im Barockstil Dreifaltigkeitskirche, Rathaus, Kaufhaus (Alte Münze) und viele Bürgerhäuser an der Hauptstraße erbaut. Die Franzosen führten 1804 den "Code civil" ein, der rechtsrheinisch bis 1900 gültig blieb. Von 1816 - 1938 war Speyer Hauptstadt der bayerischen Pfalz, sie hatte das neue Königreich Bayern als Ausgleich für das an Österreich abgetretene Salzburg erhalten. 50

Die Franzosen hinterließen ihr Rechtssystem und liberale Auffassungen, was ab 1830 zu Spannungen mit dem bayerischen König in München führen musste. Im Vormärz wurde Speyer zu einem überregionalen Presse- und Zeitungsplatz. Doch die Zeitungen mussten ihr Erscheinen bald wieder einstellen; die Pfalz galt als renitent, die Zügel der Regierung in München wurden besonders straff gehalten und erst Ende des 19. Jhs. gelockert.

Speyer entging den Flächenbombardierungen des Zweiten Weltkrieges, nur der Bahnhof u.a. wurden zerstört. Die Rheinbrücke wurde von zurück rückenden deutschen Truppen gesprengt. Amerikanische Besatzungstruppen wurden kurz danach von französischen abgelöst. Die kreisfreie Stadt Speyer zählt heute rund 50.000 Einwohner.

Der Speyerer Kaiserdom wurde zum größten romanischen Bauwerk auf deutschem Boden (Foto Nordwand). Dies ist Kaiser Konrad II. zu verdanken: Er gelobte, einen mächtigen Dom zu bauen, Gott und Maria zu Ehren. Doch weder er noch sein Sohn Heinrich III. erlebte den Abschluss der Arbeiten, sondern erst sein Enkel Heinrich IV. - im Jahr seines Todes. -
Eine merowingische Domkirche ist für das Jahr 655 bezeugt; ein karolingischer Nachfolger wird zwischen 782 und 845 datiert.

Der Schönheit und monumentalen Kraft des Äußeren entspricht die Strenge und Feierlichkeit des gewaltigen, ungewöhnlich hohen Innenraums. Der St. Maria und St. Stephan geweihte Dom liegt auf dem Hochufer des Rheins. Als kreuzförmige Basilika mit Flachdach, mit je zwei Türmen im Osten und Westen und mit niedrigen achteckigen Türmen über der Vierung und der dreischiffigen Vorhalle, wurde der Bau um 1030 begonnen.

Die Mittelschiffwände auf den zwölf Pfeilerpaaren wurden mit hohen Blendarkaden gegliedert, die Seitenschiffe schon mit Kreuzgratgewölben gedeckt. Der Weihe wohnte Heinrich IV. 1061 als elfjähriger Knabe bei. Bereits Ende des 11. Jhs. wurde der Bau im Osten bis auf die Fundamente abgetragen und neu gegründet, die Fenster und der Laufgang des um fünf Meter erhöhten Langhauses aufs Reichste gegliedert, die Zwerggalerie hinzu gefügt und der ganze Bau als erste große romanische Kirche durchgehend gewölbt. Fertig war der Dom 1106. In dieser Weite wurde seit der Antike kein Gebäude mehr zu bauen gewagt: Mit einer Länge von 444 und einer Breite von 111 römischen Fuß (134 mal 37 Meter) war es das größte Bauwerk seiner Zeit. 51
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1689 brachten die Speyrer Bürger ihre Möbel und ihren Hausrat in den Dom in der Hoffnung, alles hier zu sichern. Doch die Soldaten drangen ein und steckten die Möbel an. Dabei gingen das Westwerk und das Gewölbe des Mittelschiffs bis auf ein Joch durch Feuer zu Grunde. Der Sohn Balthasar Neumanns, Franz Ignaz Michael, leitete den Wiederaufbau ab 1775. Nach abermaliger Verwüstung durch die Franzosen 1793/94 musste das Gotteshaus als Viehstall, Futter- und Materiallager dienen. Napoleon verfügte 1804 den Abriss des Doms.
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Selbst der Versteigerungstermin für die restliche Innenausstattung war schon angesetzt. Einzig die Vorhalle sollte für den Bau eines Triumphbogens genutzt werden. Ein durch Bischof Colmar von Mainz bei Napoleon erwirktes Dekret verhinderte dies glücklicherweise. 52

Der erneute Wiederaufbau begann erst Mitte des 19. Jhs. unter H. Hübsch. Eine eingreifende Reromanisierung von 1960 - 64 ergab das heutige Bild. Von der Ausmalung von Johann von Schraudolph aus dem 19. Jh. blieben nur die 19 Quadratmeter großen Fresken aus dem Marienzyklus in der Hauptfensterreihe (links).

Die "schönste Unterkirche der Welt" hat man die vierschiffige Krypta mit 42 Kreuzgratgewölben über Säulen mit einfachen Würfelkapitellen genannt. Mit 45 Metern Breite ist sie die wohl weiteste Unterkirche des Abendlandes. Sie vermittelt noch den ursprünglichen Eindruck. In der Gruft ruhen (erst seit einem Jahrhundert) vier Kaiser, drei Kaiserinnen, eine Prinzessin, vier Könige und fünf Bischöfe, Kanzler des Reiches. Die Grabplatte mit dem Relief von König Rudolf von Habsburg ist eine um 1300 entstandene mittelrheinische Arbeit, das erste lebensechte Porträt des Mittelalters. - Die Besichtigung kostet jetzt 2 Euro Eintritt.

Über dem unveränderten Grundriss ist der Dom trotz mancher störenden späteren Zutaten in seiner majestätischen Größe, seiner reich gegliederten äußeren Geschlossenheit und in den edlen Maßverhältnissen seines Innenraums ein großartiges Symbol deutscher Kaiserwürde des Mittelalters. 53  In das UNESCO-Weltkulturerbe wurde der Speyrer Dom bereits 1981 mit der Nummer 322 aufgenommen.
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Am südlichen Seitenschiff war einst der Kreuzgang angebaut, in dessen Mitte der sog. Ölberg steht. Das Bauwerk bekam später ein Dach aufgesetzt und birgt eine kleine, dem Erzengel Michael geweihte, Kapelle. Vor dem Westwerk des Doms steht der Domnapf, ein großes mit Wappen geschmücktes Sandsteinbecken von 1490 (oben rechts). Es wird bis heute bei der Inthronisation eines Bischofs mit rund 1.580 Litern Pfalzwein für das Volk gefüllt, wie unsere Führerin rund um den Dom Frau Nicole Michel erzählte.

Aus der Zeit der Salier stammt auch die ungewöhnlich breite rund 900 Meter lange Hauptstraße als "Via triumphalis", heute Maximilianstraße genannt, die vom Dom westwärts zum Stadttor, dem Altpörtel, führt. Das westliche Haupttor wurde zwischen 1230 und 50 erbaut, das oberste Geschoss mit der Galerie und dem 20 Meter hohen Walmdach des insgesamt 55 Meter hohen Turmes ab 1512 hinzu gefügt.

Das Historische Museum der Pfalz bewahrt in seinen Gebäuden von 1906 - 10 Reste der alten Domausstattung, römische und mittelalterliche Altertümer wie den Goldhelm von Schifferstadt. Am Rheinufer nahe der Brücke befindet sich auf ehemaligem Kasernengelände das Technikmuseum Speyer mit technischen Meisterleistungen insbes. aus dem Fahrzeug- und Flugzeugbau auf 16.000 Quadratmetern Hallenfläche und 150.000 Quadratmetern Freigelände. Eines seiner Ausstellungsstücke ist die weit sichtbare Boeing 747-230 "Schleswig-Holstein", die begehbar ist. Auch eine Antonov AN 22, das größte Propellerflugzeug der Welt, das U-Boot U9, klassische Automobile, Lokomotiven - rund 3.000 Ausstellungsstücke werden bei und in der denkmalgeschützten "Liller Halle" von 1913 gezeigt. 54

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