4.14 Rom, Roma
Rom war die "Zugabe" zur Toskana-Reise. Sie bot uns die Gelegenheit, bei herrlichstem Frühlings-Sonnenwetter die "Ewige Stadt" zu erkunden. Ob der eine oder die andere von uns von den so verschiedenen Eindrücken verwirrt oder eher glücklich diesen historisch hin und her gerissenen Ort verlassen hat, lässt sich nur mutmaßen.

Wie gesagt, es war ein Frühlingstag, und ein Sonntag, als wir von Norden am Tiber entlang, vorbei am Olympia-Stadion von 1960, auf die Piazzale Flaminio, einfuhren. Durch die Porta del Popolo, das Volkstor, traten wir auf die ovale Piazza del Popolo, den Volksplatz. Dies ist der Punkt in Rom, der ein unmittelbares physisches Gefühl für die topografische Anlage der Stadt vermittelt. 34
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Von der Piazza del Popolo zweigen nach Süden drei Straßen ab nach dem Muster einer Gänsepfote - der "patte l'oie" - die Via del Babuino links, die Via Ripetta (Uferstraße, führt zum Tiber und zum Petersplatz) rechts und in der Mitte die Via del Corso. Die Via del Corso, oft auch nur Corso genannt, ist die Hauptstraße Roms und genau eine Meile lang, etwa 1,6 Kilometer.
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Wir gingen den Corso nur ein kurzes Stück und kehrten links in ein Haus ein, in dem sich seit einigen Jahren ein Goethe-Museum auf der Etage befindet. Gezeigt wurde hier in der Casa di Goethe eine Ausstellung über die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, aber auch eine Dauerausstellung mit Texten und Zeichnungen von Goethe, Schinkel und anderen Künstlern wie Tischbein mit einer Kopie von "Goethe in Campanien" (links).

Wieder auf dem Corso wandten wir uns nach einem Stück Weg nach links zur Piazza di Spagna. An der linken Seite der Quergasse Via Condotti liegt das berühmte Caffé Greco, in dem einst Goethe verkehrte. Die Kaffeetrinker aus unserer Gruppe kehrten hier ein, während die übrigen sich die stattliche Spanische Treppe ansahen und den darauf spielenden Musikern zuhörten oder die exklusiven Ladengeschäfte erkundeten.

Nach einem Fehlversuch fanden wir im heißen Sonnenschein den Weg hinauf auf einen der sieben Hügel, den Quirinal. Oben breitet sich die Piazza del Quirinale aus, einer der ältesten und schönsten Plätze Roms. An seiner Sonnenseite ragt der Quirinalspalast auf. Im 16. Jh. als Residenz von Papst Paul V. Borghese errichtet, beherbergt er seit der nationalen Einheit 1870 das Staatsoberhaupt, also zuerst den König und jetzt den Präsidenten. Auf dem Platz steht - wie auf so vielen - ein ägyptischer Obelisk, dieser zentriert den Castor-und-Pollux-Brunnen.

Wieder hinunter gestiegen steuerten wir die Fontana di Trevi an. Wer wollte, konnte eine Münze über die Schulter in den Trevi-Brunnen werfen, auf dass er hierher zurück kehre. Ich tat dies bereits vor elf Jahren - mit Erfolg.

Weiter diagonal ging es auf die Piazza Colonna, also den Platz der Säule (Abbildung rechts). Gemeint ist die von Kaiser Marc Aurel, dem Philosophen auf dem Kaiserthron. Diese Säule hat ein schraubenförmig umlaufendes Reliefband, ähnlich wie die ein Jahrhundert ältere Trajanssäule. Statt des Kaisers steht auf ihrer Spitze seit Jahrhunderten der Hl. Paulus.
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Um den Platz gruppieren sich mehrere Palazzi: der Palazzo Chigi aus dem 17. Jh. (heute Sitz des Ministerpräsidenden); der Palast Gregor XVI. (mit Uhr); dahinter der Palazzo Gitorio (heute Parlamentssitz, aber zur Zeit verhangen).

Der für viele Römer schönste Platz ist die Piazza Navona. Auf dem Grund des Stadions des Domitian breitet sich dieser Ort aus, auf dem das Leben Tag und Nacht pulsiert. An einer der langen Seiten steht die Fontana dei Fiumi, der Vier-Ströme-Brunnen, das Meisterwerk Berninis. Menschen, Tiere, Pflanzen säumen sich um den Sockel; aus Grotten kriechen Tiere hervor und Figuren verkörpern die größten Ströme der vier bekannten Erdteile: Donau für Europa, Nil für Afrika, Ganges für Asien und Rio de la Plata für Amerika. Wir bestaunten dieses barocke Schmuckstück nach unserem Mittagessen am Platz oder in einer Seitengasse.

Unser Weg führte uns jetzt auf die Piazza della Rotonda. Das runde Bauwerk auf diesem Platz ist das Pantheon, also der erst spät im 2. Jh. n. Chr. von Kaiser Hadrian errichtete Tempel für alle bis dahin heimatlosen Götter. Davor steht eine hohe Halle aus korinthischen Säulen. Sie macht neugierig auf den gewaltig großen Innenraum dahinter. Die rhythmische Ausgewogenheit beruht auf einer fiktiven Kugel, um die der Raum konstruiert wurde: Die Höhe des Tempels entspricht ihrem Durchmesser, also 43,50 Meter. In der Mitte hat die Kuppel ein Loch. Schätzen Sie einmal dessen Durchmesser. Unglaublich, aber es sind neun Meter! Damit das eindringende Regenwasser abfließen kann, ist der Mosaikboden leicht gewölbt, wie am Eingang auf einer Tafel erklärt wird. Der Tempel wird weniger wegen der pompösen Gräber der Könige Umberto I. und II. besucht, als vielmehr des Grabdenkmals für Raffael, gestorben 1520, sowie der Gräber weiterer italienischer Künstler entlang des Kreisbogens der Innenwand.
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Links hinter dem Pantheon kamen wir sogleich auf die Piazza della Minerva. Ihr Kennzeichen ist der auf einem Elefanten mit merkwürdig langem Rüssel (links) ruhende Obelisk. Am Platz steht die Chiesa Sta. Maria sobre Minerva, also auf dem früheren Minerva-Tempel. Ein Haus trägt eine Plakette für Don Jose de San Martino, den zweiten Befreier Südamerikas nach Simon Bolivar. Im Palazzo Doria-Pamphili ist heute ein Skulpturen-Museum. Gegenüber steht der Palast von Papst Gregor XIII.

Aus der Enge der Altstadt kamen wir auf einen weiten Platz: die Piazza Venezia, während der faschistischen Zeit mit "wogenden Menschenmassen" gefüllt. Der Platz, benannt nach der Botschaft der damals noch selbständigen Seerepublik Venedig, wird überragt von einem Monument, das der Volksmund "die Hochzeitstorte" oder "die Schreibmaschine" nennt (Foto rechts). Es ist das Nationaldenkmal, der Altar des Vaterlandes, auf italienisch Altar della Patria. Wir gingen links herum und die Treppe hinauf. Im Innenraum ist ein weitläufiges Nationalmuseum untergebracht.
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Die Treppe gibt einen guten Überblick auf das Trajans-Forum mit seiner gewundenen Säule, deren Relief die Eroberung der Provinz Dakien nördlich des Unterlaufs der Donau schildert und die vom Hl. Petrus bekrönt wird. Ein Abzweig der Treppe führt von hinten auf das Kapitol. Einst war dies der allerheiligste Bezirk Roms. Zierde des von drei Seiten umbauten Platzes ist das einzigartige Reiterstandbild des Kaisers Marc Aurel aus dem 2. Jh. n. Chr. (Foto links)

Auf der Rückseite des Kapitols lag uns das antike Forum Romanum zu Füßen. Wir konnten uns nicht jeder einzelnen Ruine, jeder Säule oder jedem Tempelfundament zuwenden, sondern genossen einfach mit den vielen Römern den Sonntagnachmittag, als wir vom einen Triumphbogen des Septimius Severus (Foto rechts) zum anderen des Titus schlenderten. Das Relief an seiner Wand unter dem Bogen erzählt vom Sieg der Römer über die Juden, der in einem Triumphzug mit Menora (siebenarmigem Leuchter, Bild unten) und Schaubrottisch mit Silbertrompeten aus dem Tempel in Jerusalem gefeiert wurde.
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Das unübersehbare Kolosseum im Blick erreichten wir den Schlusspunkt unseres Rom-Besuches, den Triumphbogen des Konstantin. - Wir wagten uns in die übervolle Metro auf der anderen Seite des Kolosseums, fuhren mit der Linie B zum Hauptbahnhof Termini und von dort mit der Linie A zur Piazza del Popolo zurück. Mehr als zwei U-Bahn-Linien hat Rom nicht - wegen der vielen archäologischen Funde im Untergrund, die beim Bau hervor kommen würden. Auf die Beschreibung der Geschichte Roms verzichte ich hier, wo sollte ich auch anfangen und wo aufhören?

4.15 Viterbo
Viterbo ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Latium und liegt 325 Meter über dem Meer, zwischen dem Lago di Bolsena und dem Logo di Vico und zählt rund 60.000 Einwohner. Die Stadt war in etruskischer und römischer Zeit unbedeutend und fiel mit der sog. Pippinschen Schenkung an den Papst. Ende des 11. Jh. errang sie kommunale  Selbständigkeit und wurde 1192 Bischofssitz. Seit 1146 war Viterbo mehrmals Zufluchtsort der Päpste, von 1257 - 81 ihre ständige Residenz und Ort mehrerer Konzile. Sie wird daher auch "Stadt der Päpste" genannt. Später sank sie in internen Auseinandersetzungen der Stadtgeschlechter zu einer Landstadt des Kirchenstaates ab. Viterbo ist Sitz der Universität Tuscia sowie Lagerort der italienischen Goldreserven.
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Die ummauerte Altstadt bewahrt vor allem das Viertel San Pellegrino mit Häusern des 13. Jh. mit Außenmauern und Geschlechtertürmen. Der Papstpalast, Zinnen gekrönt, ist von 1257 - 66 und hat eine Freitreppe und gotische Loggia. Daneben steht der von lombardischen Baumeistern errichtete romanische Dom San Lorenzo mit einer Fassade von 1570 und einem gotischen Campanile links davon. Weitere Kirchen des Mittelalters sind San Sisto, San Francesco, Santa Maria della Verità. Dazu kommen zahlreiche Paläste wie der 1460 begonnene Palazzo Comunale. 35

Wir näherten uns dem Papstpalast am Spätnachmittag sozusagen durch die Hintertür über einen schmalen Steig steil hinauf, der nach rechts abknickt und über eine Treppe direkt vor den Dom führt. Im milden Abendlicht genossen wir auf dem Treppenpodest kurze Vorträge von Prof. Matthée und die Stille auf dem Domplatz.

4.16 Cortona
Diesen Rat beherzigte unsere Gruppe am Vormittag und beging die vier Plätze. An einer Piazza steht die Monumentalkirche San Francesco, welche die erste des Ordens außerhalb von Assisi war. Erbaut hat sie - wie die Grabeskirche in Assisi - Fra Elia ab 1245, der von hier aus als Generalminister weltweit den neuen Orden organisierte. Auch in Jerusalem sind die Franziskaner als Wächter der heiligen Stätten bekannt, im Heiligen Land gibt es fünf Franziskaner-Konvente. Elias Grab ist hier.
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Wir gingen in die Kirche hinein. Auch Kaiser Friedrich II. rastete hier, denn hier wurde als Reliquie ein Splitter vom Hl. Kreuz verwahrt. An der Seitenwand wurde hinter barocken Verkleidungen ein gotisches Fresko frei gelegt (Foto links). In der Sakristei trafen wir einen freundlichen Mönch, der aus der rumänischen Moldau stammt.

Und eine barmherzige Pilgerin aus Süddeutschland sah die beschädigte Brille unseres Professors und schenkte ihm eine neue.

Cortona ist eine Stadt in der Provinz Arezzo in der Toskana, 494 Meter hoch über dem Meer auf einem Bergsporn am Ostrand der Val di Chiana, und hat rund 22.000 Einwohner. Sie ist eine der ältesten und bedeutendsten etruskischen Städte und war Mitglied des Zwölf-Städte-Bundes. 310 v. Chr. stand Cortona im Bündnis mit Rom und erhielt zwischen 91 und 82 v. Chr. das Bürgerrecht. 405 n. Chr. eroberten die Goten die Stadt. Seit 1325 ist sie Bistum. Von den Armeen Kaiser Karls V. erobert wurde sie Teil des Großherzogtums Toskana.

Die Stadtmauer von 2,6 Kilometern Länge fußt zum Teil auf etruskischen und römischen Fundamenten. Der Dom Santa Maria, ursprünglich romanisch, wurde in der Hochrenaissance 1456 - 1502 erneuert. Die Kirche San Domenico stammt aus dem 15. Jh. 36

4.17 Arezzo
Auf einem Stadtrundgang nach dem opulenten Mittagsmahl unter der Loggia an der Piazza Grande (von Vasari geplant) fanden wir sein Haus. Es wirkte etwas unscheinbar. Gegenüber steht der Pozzo di Tofano, von dem Boccaccio eine Geschichte schrieb. Ganz kurz nacherzählt: Eine Frau hatte Streit mit ihrem Mann und wurde von ihm nachts ausgesperrt. Sie tat so, als sei sie in den offenen Brunnen vor dem Haus gesprungen. Er kam raus um nachzusehen; sie huschte aus ihrem Versteck hinein ins Haus.
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In die Casa di Vasari (links) durften wir hinein gehen - ganz offiziell. Dem Kaminsaal und dem Hochzeitszimmer schließen sich mehrere kleine Räume an, die nett ausgestattet sind. Hier lebte Giorgio Vasari, Architekt, Maler und Autor der Kunstgeschichte, nach dem Kauf des zweistöckigen Gebäudes ab 1540. Vasari ist in Arezzo geboren.

Von den Kirchen ist die Pieve (eigentlich Landkirche) Santa Maria aus dem späten 12. Jh. an der schräg abfallenden Piazza Grande am schönsten. In der Kirche San Francesco, begonnen 1290, ist der Freskenzyklus der Kreuzlegende von Piero della Francesca von 1452 - 66 sehr sehenswert. Wir wollten ihn - trotz der lärmenden Arbeiten der Gerüstbauer im Kirchenschiff - ansehen, und Prof. Matthée erwarb Eintrittskarten. Jedoch hatte er übersehen, dass wir einer anderen Gruppe Vortritt gewähren müssten. So lief er geschwind zum Halteplatz des Busses (mindestens einen Kilometer) und sagte dem Fahrer Bescheid, wir würden eine Stunde später abfahren. Vorbei am Denkmal für Guido Monaco, dem Entwickler der Notenschrift um das Jahr 1000, blieb noch ein kurzer Blick in die Reste des Amphitheaters.
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Arezzo ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Toskana, liegt am Rand des oberen Arnobeckens und hat 91.000 bis 94.000 Einwohner, womit sie die viertgrößte Stadt der Toskana ist. Sie ist Handelsmittelpunkt einer landwirtschaftlich reichen Umgebung. Mit ihren Kaufherren-Palästen, Patrizierhäusern und Sakralbauten ist Arezzo ein Juwel mittelalterlicher Architektur und Kultur.

Im Altertum war Arretium eine der wichtigsten etruskischen Städte, Mitglied im Zwölf-Städte-Bund, wurde seit 294 v. Chr. zuerst Bundesgenosse, dann Kolonie der Römer. Seit dem 4. Jh. n. Chr. ist es Bistum. In langobardischer und karolingischer Zeit war es Grafensitz. Im Mittelalter wurde es 1098 Stadtrepublik. Die Stadt galt als ghibellinisch und somit als kaisertreu. Neben Pisa hielt sie als einzige Kommune der Toskana auch im frühen 14. Jh. daran fest. So weilte hier Kaiser Heinrich VII. einige Zeit und erließ von hier auch Gesetze. 1384 kam sie unter florentische Herrschaft. Unter den Medici verfiel die Stadt, deren Blütezeit im 13. Jh. überschritten war. Zu Beginn des 13. Jh. wurde von aus Bologna abgewanderten Studenten eine Universität gegründet. Schwerpunkt war auch hier die Jurisprudenz, außerdem die Medizin. Doch im 14. Jh. ging sie unter. (Foto: Triumphkreuz in San Francesco vor dem Freskenzyklus)

4.18 Parma
Die Provinzhauptstadt Parma besuchten wir auf der Rückfahrt nach Bergamo; sie wurde von uns schon im Jahr 2005 bereist und von mir ausführlich beschrieben.

4.19 Cremona
Auch Cremona, Hauptstadt der Provinz Lombardei, wurde schon im Jahr 2005 bereist und ausführlich beschrieben.

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