3.4 Verwaltung Portugals
Das Mutterland ist verwaltungsmäßig in 18 Bezirke (Distritos) unterteilt: Aveiro, Beja, Braga, Bragança, Castelo Branco, Coimbra, Évora, Faro, Guarda, Leiria, Lissabon, Portalegre, Porto, Santarém, Setúbal, Viana do Castelo, Vila Real und Viseu. Die Azoren und Madeira bilden jeweils eine autonome Region. 47

Die Bezirke sind in Amtsbezirke (Concelhos) unterteilt, die sich ihrerseits aus den Gemeinden (Municípios) bzw. Gemeindebezirken (Freguesias, die Prof. Matthée mit den niedersächsischen Samtgemeinden verglich und den Städten gleich gestellt seien) zusammensetzen. Die elf historischen Provinzen haben keine politische Bedeutung mehr. 48

3.5 Norden: Minho und Douro Litoral
3.5.1 Guimarães
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Die Stadt liegt am Fuße der Serra de Santa Catarina in der Provinz Minho. Im gut erhaltenen Schloss aus dem 10. Jh. wurde 1111 der erste König Portugals, Alfons Heinrich aus dem Hause Burgund, geboren, der Guimarães zur ersten Hauptstadt des Landes machte, 49  wodurch die Ruine zu einer nationalen Weihestätte wurde. Prof. Matthée bezeichnete Guimarães als das „Bethlehem Portugals". Guimarães wurde übrigens 2001 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. 50

Wir begannen unseren Rundgang - und unsere Reise - am Standbild für Dom Afonso Henriques, also König Alfons Heinrich, wo Prof. Matthée uns das Wappen Portugals erklärte.  Wir sahen die kleine, düstere, uralte (von 1105) Michaels-Kapelle (Capela de São Miguel), in der der spätere erste König getauft wurde, an. Der Erzengel Michael, so Matthée, glaubte man im Mittelalter, sprang aus den Wolken, um den schon ermattenden christlichen Heerscharen im Kampf gegen die Heiden doch noch zum Sieg zu verhelfen. Er wurde so, wie auch Jakobus, zum Maurentöter, zum Matamoros. Der kurze Weg führte uns zur Burg (Castelo), die wir ausgiebig bekletterten (wie schon 1997, Bild rechts). Beeindruckt waren wir vom alten Grafenpalast (Paco Ducal), der viele alte Möbel, Porzellan und vor allem flämische Gobelins zeigt. In der Karmeliter-Kirche, die soeben von einer Hochzeitsgesellschaft verlassen worden war, fiel uns erstmals der für Portugal typische, stufenförmige Altaraufsatz auf.
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In der romantischen Altstadt sahen wir aneinander gekuschelte Häuser, die noch von der Fußball-Europameisterschaft mit Nationalflaggen geschmückt waren, wie wir sie noch im ganzen Land vorfanden. Der mittelalterliche Charakter hat sich bewahrt auf dem Largo da Oliveira, also dem Sandplatz des Olivenbaums. Der Name geht auf eine Legende um den Westgoten-König Wamba zurück, der seine Wahl nicht annehmen wollte, es sei denn, ein in den trockenen Sand gesteckter Olivenbaumzweig wollte anwachsen. Auf dem Largo do Toural hörten wir Dudelsack-Spielern zu.

3.5.2 Braga
Die römische Gründung (Bracara Augusta) liegt zwischen dem Rio Cávado und dem Rio Este auf einer Anhöhe über der fruchtbaren Ebene der Provinz Minho. Zu Beginn des 12. Jh.s war Braga Residenz der portugiesischen Könige. Damit setzte für Braga eine Epoche höchster Blüte ein, von der noch heute zahlreiche Gebäude zeugen. Seine Glanzzeit lag während des 16. Jh. unter Erzbischof D. Diego de Souza, und Braga wurde seitdem (auch wegen seiner vielen Kirchen) das „Rom Portugals" 52 genannt.
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Im Volksmund sagt man „In Porto wird gearbeitet, in Lissabon gelebt und in Braga gebetet" 53. Seit der Christianisierung ist Braga wie Lissabon Erzbistum und sogar einer von vier katholischen Patriarchen-Sitzen.

Wir fuhren mit dem Bus den Hang hinauf zur Wallfahrtskirche (Bild links in der warmen Abensonne) des Guten Jesus, Bom Jesus do Monte, 6 km östlich von Braga. Daneben stehen zwei Hotels, ein hinteres, in dem wir wohnten und ein vorderes, in dem wir bei herrlichem Sonnenuntergang die ganze Stadt überblicken konnten und gut zu Abend aßen.

Am nächsten Morgen war die Stadt im Tal von Nebel verdeckt. Mir fielen jedoch einzelne kahle Stellen auf, wodurch die Hausdächer sichtbar wurden. So holte ich meine Kamera und fotografierte „die Entdeckung" Bragas. Mit der Gruppe stiegen wir den Stationenweg der barocken Treppenanlage hinunter zur Altstadt.

Wir sahen zuerst den Torre de Menagem, der zur Stadtbefestigung von 1378 gehörte. Der Bischofspalast (Antigo Paço Episcopal) umsäumt einen hübschen Brunnen. Die Bibliothek mit 550.000 Bänden im Palast sahen wir nicht. Wir gingen weiter zur Kathedrale, der Sé. Im ehemaligen Kreuzgang stehen, wie in Nebengebäuden, Spolien archaischer Granitfiguren. Wir gingen die Hauptstraße (Rua do Souto) weiter durch das Tor (Arco da Porta Nova) zum Palácio dos Biscaínhos und besichtigten darin das ethnografische Museum sowie den schönen Park dahinter, der von erlesener Gärtnerkunst zeugt.

3.5.3 Porto
Am rechten Ufer des Flusses Douro (sprich Doru) 5 km oberhalb der Mündung erstreckt sich die Stadt Porto, auch „o Porto" oder „Oporto", das bedeutet „Hafen", über mehrere Granithügel, in die sich der Fluss tief eingeschnitten hat. Porto ist eine alte römische Gründung. Nach dem Ende der arabischen Herrschaft gehörte die Stadt zunächst dem Königreich León an, wurde aber später eine selbständige Grafschaft. 54 In der Stadt wurde Heinrich der Seefahrer geboren, zu seinem Denkmal haben wir hinauf geblickt.
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In der teilweise noch von Festungswällen zusammen geschlossenen, terrassenförmig steil aufsteigenden Altstadt bewahrt die Hafenstadt Porto ihre Architektur-Geschichte. Kathedrale, Kirchen, Klöster und Bischofspalast setzen ebenso wie zahlreiche repräsentative Profanbauten ordnende Schwerpunkte in ein Stadtbild, dessen in Jahrhunderten gewachsene Strukturen sich eigentlich jeder planenden Ordnung entziehen. So präsentiert sich die Altstadt als eine Art architektonisches Stilmuseum, dessen Spektrum vom Mittelalter bis ins frühe 20. Jh. reicht. 55 Der Innenstadtkern wurde 1996 unter UNESCO-Schutz gestellt.

Porto ist mit etwa 400.000 Einwohnern (im Großraum sind es 1,6 Mio.) die zweitgrößte Stadt Portugals. Auch in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht muss sich die Stadt mit Rang zwei begnügen, was schmerzt, da man sich hier für erheblich geschäftstüchtiger als im Süden hält. In einem viel zitierten Sprichwort heißt es, das Geld werde hier verdient, das in Lissabon ausgegeben wird. So bringt Prof. Matthée verschiedene Paar-Vergleiche von Regierungs- und Kaufmannsstädten wie Stockholm und Göteborg, Berlin und Hamburg, Rom und Mailand, Athen und Thessaloniki oder Rio und Sao Paulo. Weltberühmt wurde die Stadt durch ihren Portwein. Leider haben wir diesmal (anders als vor sieben Jahren) keine Kellerei besichtigt und „probiert".
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Wir näherten uns Porto mit dem Bus über eine der vielen gut ausgebauten Autobahnen bzw. anderen vierspurigen Fernstraßen, und überquerten hierzu den Douro mehrmals. Die neuen Autobrücken sind zwar grazil, verstellen jedoch den Blick auf die alte Eisenbrücke (oben rechts im Foto von 1997). Dieses Meisterwerk wird fälschlich oft Gustave Eiffel zugeschrieben, wurde aber 1881 - 85 von einem belgischen Unternehmen erbaut. Die untere Fahrbahn verläuft 10 m, die obere 68 m über dem Fluss; beide werden von einem Bogen mit 172 m Spannweite getragen. Vom südlichen Brückenkopf, dem Mosteiro da Serra do Pilar, hatten wir einen herrlichen Blick über die Altstadt. In die Stadt gingen wir durch die Baustelle (die Brücke wird zur Zeit umfangreich saniert) an der unteren Fahrbahn entlang über die Brücke und legten eine Rast am sonnigen Flussufer (am Praça do Ribeira) unter herrlich bunten, von Balkonen verzierten, Hausfassaden ein.

Unser Professor führte uns durch die Stadt, hinauf zum Praça do Infante D. Henrique, benannt nach dem Standbild für den Prinzen Heinrich dem Seefahrer, vor der Alten Börse, heute Handelskammer. Von dort aus umgingen wir diesmal (anders als vor 7 Jahren) die alte Kathedrale, die Sé, vorbei an vielen leer stehenden alten Häusern, zum Praça da Liberdade. Dort steht ein Reiterdenkmal für König Pedro IV., der von 1822 - 31 Kaiser von Brasilien war und von wo die liberale Revolution von 1820 ausging. Über Eck steht der Bahnhof, die „Estação de São Bento. Die Halle wird von mehreren großflächigen Azulejos geschmückt, die historische Motive und die Entwicklung der Transportmittel zeigen.

3.5.4 An den Flüssen des Nordens
In Vila do Comde, nördlich von Porto an der Mündung des Rio Ave, besuchten wir ein Kloster (Mosteiro de Santa Clara), das im 18. Jahrhundert über ein Aquädukt mit 999 Bögen mit Wasser versorgt wurde. Dort stießen wir zum ersten Mal auf den Caminho Portugues Atlantico, den portugiesischen Jakobsweg.

Nahe bei liegt der Fischerhafen Azurara mit seiner beachtenswerten Wehrkirche im manuelinischen Stil. Auch hier steht ein Wegekreuz, ein Pelourinho, für die Jakobspilger.

Auf der Straße nach Norden, zum Rio Cavado, blieben wir mit dem Bus stecken. Die zugeparkte Situation meisterten die Polizisten ganz gelassen, nach etwa einer Stunde waren wir durch Rückwärtsfahrten und eine gewagte Passage zwischen geparkten Autos wieder frei und bemerkten den Anlass: eine Prozession. Auch wir schauten zu.
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Barcelos ist ein Marktflecken am Cavado. Weil Sonntag war und später Nachmittag, war die Stadt menschenleer. Wir sahen uns die Ruine des Grafenpalastes (Paço dos Duques de Bragança) an. Dazu hörten wir die Legende vom Hahn: Ein Bürger soll einen Pilger nach Santiago bestohlen haben. Er wurde zum Tode verurteilt und sprach ein Stoßgebet zum heiligen Jakob. Er wurde zum Richter gebracht, als dieser einen gebratenen Hahn verzehren wollte. Der Verurteilte rief, der Hahn werde wieder lebendig, wenn er unschuldig sei. Und tatsächlich soll der Hahn sich erhoben und vernehmlich gekräht haben. 56 Daran erinnert der „Cruzeiro do Senhor o Galo", ein Wegekreuz aus dem 14. Jahrhundert.

Am nächsten Morgen erkundeten wir das Gebiet um den Rio Lima. Ein nördlicher Nebenfluss ist der Vez (sprich Wäsch). Dort liegt an einer Brücke das Städtchen Arcos de Valdevez. Wir betrachteten dort einen Pelourinho im manuelinischen Stil an einem Punkt, wo sich die Kreuzfahrer gesammelt hatten, an der zur Basilika Minor erhobenen Pfarrkirche.

Ein weiteres Kleinstädtchen, am Lima, ist Ponte da Barca. Der Name deutet auch eine Brücke hin, die seit dem 15./15. Jh. den Lima überspannt. Fünf Kilometer weiter steht am Rande des Dorfes Bravães die schlichte romanische Kirche São Salvador aus dem 12. Jahrhundert. Sie ist bekannt wegen ihrer höchst kunstvoll skulptierten Portale (Bild rechts an der Südwand): Neben Tier- und Pflanzenmotiven sieht man auch geometrische Muster und Menschengestalten. Den Innenraum zieren noch Fresken aus dem 14. Jh. sowie Steinfriese und Reliefs. Uns gefiel auch der schön arrangierte Blütenschmuck im Altarraum.
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Ponte de Lima liegt am gleichnamigen Fluss auf dem halben Weg zu dessen Mündung. Wir machten einen kurzen Spaziergang durch die Stadt, vorbei am Torre de São Pãolo und an einem Glockenturm mit einem großartigen Azulejo (rechts), das zur 300-jährigen Wiederkehr der Wiedergewinnung der Unabhängigkeit von 1640 angebracht wurde. Die lange Bogenbrücke führt mitten durch den von breiten Sandstreifen gesäumten Fluss.
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An der Mündung des Lima liegt Viana do Castelo. Wir blickten über Fluss und Stadt von der Igreja de Santa Lucia, einer Wallfahrtskirche, die vor knapp einem Jahrhundert als überdimensionierter neo-byzantinischer Kuppelbau hoch über dem Tal erbaut wurde. In der Stadt besuchten wir das Standbild der Viana als Königin der Meere, die Capela das Malheiras, die Kathedrale Sé (mit einer Vitrine mit einem Modell eines Segelschiffes mit drei Kanonendecks, das mein Seemannsherz höher schlagen ließ).
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3.5.5 Grenzfestung Valença do Minho
Hinter mehreren Festungswällen auf einem Felssporn über dem Tal des Minho liegt eine kleine, barocke Stadt. Die Anlagen im Stil des barocken Festungsbaumeisters Vauban mit zehn Bastionen und fünf Ravelins bieten einen weiten Blick in die Bergwelt von Galicien - und sind Standort für Birnbäume mit reifen Früchten. Heute herrscht „kleiner Grenzverkehr mit dem spanischen Tui. Die Spanier kommen, um sich hier mit Textilien, insbes. Frotteewaren, einzudecken. Bei leichtem Regen flüchteten wir in die Kirchen Igreja de Santa Maria dos Anjos, die Capela de São Sebastião und die Igreja Matriz.

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