Kreditsachbearbeitung: Nach Aktenlage | |||||||
Ablauf | "Ordnung ist das halbe Leben." In der Kreissparkasse Ratzeburg war ich zwar nur ein Dreivierteljahr "Hilfssachbearbeiter" im Kreditgeschäft. Aber eine systematische Ordnung, wie ich sie in dieser Konsequenz in anderen Sparkassen nicht mehr vorgefunden habe, zeichnet die damalige Kreditabteilung aus. Es beginnt mit der Arbeitsteilung: 1. Tag: Die Kundengespräche führen die Berater in den Geschäftsstellen. Sie bringen die Ergebnisse in Beschlussvorlagen ein und beschaffen alle Kreditunterlagen. 2. Tag: Diese gehen mit Kurierpost zur Hauptstelle und werden nach Geschäftsstellen verschiedenen Sachbearbeitern zugeordnet. 3. Tag: Diese kontrollieren und ggf. korrigieren und komplettieren die Anträge und reichen sie an die Kompetenzträger weiter. 4. Tag: Die Kreditentscheidung wird getroffen, Beschluss-Kopie (Original bleibt beim Vorstand) und Akte gehen zurück zum Sachbearbeiter. 5. Tag: Kredit-Zusageschreiben, -Vertrag und Sicherheiten-Verträge werden im Schreibdienst ausgefüllt, Akten angelegt. 6. Tag: Der Kreditsachbearbeiter prüft die Ergebnisse aus dem Schreibdienst. Er unterschreibt und leitet die Verträge an die Kreditkontrolle weiter. 7. Tag: Die Kreditkontrolle sieht alle rechtlich relevanten Teile genau an und bringt ihren achteckigen Stempel auf Verträgen bzw. Valutierungen an. 8. Tag: Der Sachbearbeiter erhält die Ergebnisse und gibt sie in die Ausgangspost. 9. Tag: Die Kreditzusage ist beim Kunden bzw. die Valuta auf seinem Girokonto. Dies ist die Regel, wenn keine Fehler auftreten. In günstigen, also einfachen, Fällen, kann die Entscheidung auch schon am Sonnabend der Woche, an deren Montag der Kunde beim Berater war, im Briefkasten liegen. Ob dort heute noch so gearbeitet wird, weiß ich nicht. Aber Wartezeiten von mehr als 10 Tagen muss kein Kunde akzeptieren (wenn nicht der Kreditausschuss Großbeträge zu entscheiden hat). | ||||||
Akten- ordnung | Alle Akten haben eine feste Einteilung, welche Schriftstücke an welcher Stelle zu finden sind. Nach meinem Gedächtnis besteht folgende Reihenfolge: a) vorn: Aktenvorblatt, neuester Beschluss, ältere Beschlüsse, Beleihungswertberechnung b) mitten: Freigabevorblatt, Kredit- bzw. Darlehensvertrag (oder Schuldschein), Sicherheiten-Verträge c) hinten: Schriftwechsel, Durchschriften von EDV-Eingabebögen und Buchungsbelegen d) in der Tasche: Grundbuchauszüge, Grundschuldbriefe. Eine Akte, meist die Kontokorrent-Akte, ist Hauptakte und enthält Kopien aller Beschlüsse aller anderen Darlehen. Die Akten werden in einem zentralen Aktenraum in Rollregalen verwahrt. Die Reihenfolge richtet sich nach Geschäftsstellen, Kreditart (Kontokorrent vor Darlehen) und Kontonummer. | ||||||
Kunden- daten- bank | Im Jahr 1981 stand die Übernahme der Kredite und Darlehen in die Kundendatenbank (KDB) an. Hiermit wurden mein Kollege "Hilfssachbearbeiter" und ich betraut. Den Kundenstammsätzen, die zuerst Spar (oft veraltet, leider!), dann Giro schon enthielten, mussten ggf. vervollständigt und ihnen die Darlehens- und Aval-Konten angehängt werden. Ab und zu kam es zu Fehlern, wenn im Datenbestand kein Geburtsdatum stand und der Vater wie der Sohn denselben Namen trug (das war bei Bauern damals noch manchmal so). Innerhalb weniger Wochen hatte ich mich zum KDB-Spezialisten entwickelt. Auch viele Monate später kamen noch Kollegen zu mir, von denen einer seine Rede einleitete mit "Großer Meister,...". Mit der KDB hatte ich mein gutes abstraktes Denkvermögen unter Beweis gestellt. Dies war vermutlich einer der Hauptgründe für meine spätere Verwendung in der Planungsrechnung. | ||||||