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4.5 Kelten-Museum Hallein
Wer mit Dr. Budesheim reist, wird so manches Mal auf die Spuren dieses rätselhaften Volkes geführt. 35 Die Kleinstadt Hallein, 15 Kilometer südlich von Salzburg an der Salzach, hat hier einen besonderen Ruf: „Das Keltenmuseum Hallein ist eines der größten Museen für keltische Geschichte in Europa. Begehbare Stollen, Einblicke in Grabkammern, kunstvoller Goldschmuck - Kunst und Kultur der Kelten werden im Keltenmuseum Hallein erlebbar.

Eine eigene Ausstellung im Erdgeschoss des Hauses entführt die Besucherinnen und Besucher auf eine Zeitreise in die Urgeschichte Salzburgs. Die Kombination aus Gräberfeldern, Siedlungsflächen und dem Salzbergbau am Dürrnberg ist außergewöhnlich für die Eisenzeit. Das absolute Highlight: die 2.500 Jahre alte, keltische Schnabelkanne. Darüber hinaus sind drei Fürstenzimmer (1756) und zahlreiche Objekte zur Geschichte Halleins zu sehen. Dem Original-Text der Web-Präsenz ist fast nichts mehr hinzuzufügen. 36

Der junge Mann, der uns durch das 1654 erbaute, 2004 modern ausgestattete, ehemalige Amtsgebäude der Saline am Pflegerplatz, 37 gleich hinter der Salzach, führte, erklärte uns, der Begriff Kelten stehe einerseits für eine gemeinsame Kultur und andererseits eine gemeinsame Sprache. Der um 500 v. Chr. hier siedelnde Stamm der Alauni beherrschte die Verarbeitung von Eisen und den Abbau von trockenem Salz, also statt in einer Saline im Bergbau. Um an die Salzlager zu kommen, brauchten zwei Mann einen Monat für einen Meter Gestein.
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Die Stollen waren rund einen Meter breit und 1,40 Meter hoch. Im Salzbergwerk arbeiteten hauptsächlich Erwachsene, sie waren im Durchschnitt 1,65 Meter groß. Das Salz erfüllt drei Funktionen: es würzt, es konserviert und bildet ein Tauschmittel. Das Steinsalz wurde direkt verzehrt. Wichtigstes Vieh war das Rind, es lieferte rund 80 % des Fleischbedarfs und Leder. Nachgebildet wurde ein Holzhaus auf einer Steinlage mit rund 40 Quadratmetern Fläche.

In die Gräber wurden Nahrungsmittel mitgegeben, z. B. Fleisch. Frauen bekamen Schmuck mit, Männer Waffen. Es gab Etagen-Bestattungen: unten der Mann, oben die Frau. Die Grabkammern hatten einen Boden und einen Deckel aus Holz. Das Museum verwahrt alle seit 1949 gehobenen Grabfunde am Dürrnberg. Als ein Prunkstück gilt die Grabausstattung eines keltischen Stammesführers, der in einer hölzernen Kammer auf einem zweirädrigen Streitwagen liegend bestattet worden war. Die unversehrte Grabstätte stammt aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr.

Wie damals in Hessen bestaunten wir auch hier eine Schnabelkanne, von denen jemals nur sechs Stück gefunden wurden. Die Kanne wurde aus einem einzigen Bronzeblech gefertigt, die Naht im ist nur mit Röntgenstrahlen sichtbar, Boden und Ausguss wurden hinzugefügt. Die Form ist etruskisch. Den Henkel der Kanne bildet ein gefräßiges Ungeheuer, das seinen Schädel auf einen menschlichen Kopf legt. Ein Echsentier obenauf frisst möglicherweise seinen Artgenossen, ein Schwanz ragt aus seinem Maul. Das Original der rund 3,8 Liter fassenden, 46 Zentimeter hohen Kanne ist erst seit drei Jahren hier. Die Kanne gehört insgesamt wohl zu den bedeutendsten und qualitätsvollsten Vertretern des keltischen Kunsthandwerkes.

Das Keltentum geriet in Bedrängnis zwischen nach Norden drängenden Römern und nach Süden drängenden Germanen, trotz europaweiter Ausdehnung, wie Dr. Budesheim ergänzte. Der Salzabbau endete um die Zeitenwende.

4.6 Dokumentation Obersalzberg
Der Obersalzberg ist ein von Wiesen und Wäldern bedeckter bis tausend Meter hoher Bergrücken, der sich am Ostrand des Marktes Berchtesgaden zum Kehlstein (1.834 Meter) hin erhebt. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jhs. war der Obersalzberg ein vom Fremdenverkehr geprägtes Bauerndorf. Ab 1923 zunächst sein Feriendomizil, erwarb Adolf Hitler zehn Jahre später mit dem „Haus Wachenfeld" seinen eigenen Wohnsitz. Nach der „Machtergreifung" war das bescheidene Landhaus für die neuen Ansprüche zu klein, so dass „der Führer" das Anwesen zu einer repräsentativen Residenz, dem sogenannten Berghof, aus- und umbauen ließ. Das abgelegene Dorf wurde eingezäuntes „Führersperrgebiet" mit Repräsentations- und Funktionsbauten. Außer Hitler besaßen Hermann Göring, Albert Speer und Martin Bormann (als Adjutant der eigentliche Chef des Areals) eigene Häuser am Obersalzberg (Plan auf der Folgeseite). Die Einheimischen, zumeist seit Generationen hier, wurden vertrieben. Ganz modern, nutzte die Propaganda die grandiose Bergkulisse für medienwirksame Inszenierungen Hitlers als volksnaher Politiker, Kinder-, Tier- und Naturfreund, großer Staatsmann und einsamer Visionär.

Der Berghof entwickelte sich zu einer zweiten Schaltzentrale der Macht neben der Reichshauptstadt Berlin. Hier wurden wichtige politische Entscheidungen, auch über Krieg und Frieden und die „Endlösung" der Judenfrage, geplant und getroffen. Insgesamt verbrachte Hitler fast ein Drittel seiner Regierungszeit, fast vier Jahre, am Obersalzberg.

Hitler verließ am 14. Juli 1944 den Obersalzberg für immer in Richtung „Führerhauptquartier Wolfsschanze" in Ostpreußen. Nachdem er am 15. Januar 1945 den Bunker der Berliner Reichskanzlei bezogen hatte, blieb er in der Reichshauptstadt. Daraufhin ließ Martin Bormann einen Großteil der engsten Mitarbeiter Hitlers und wichtige Akten aus dem eingeschlossenen Berlin nach Berchtesgaden ausfliegen. Viele hochrangige Beamte, SS- und Polizeiführer, Parteifunktionäre und Offiziere der Wehrmacht flüchteten in den letzten Kriegswochen nach Berchtesgaden, darunter Hermann Göring, Robert Ley, Hans-Heinrich Lammers und Julius Streicher.

Am 25. April 1945 überflogen britische Langstreckenbomber den Obersalzberg und zerstörten einen Großteil der oberirdischen Gebäude. Am 4. Mai 1945 wurde der Obersalzberg von amerikanischen und französischen Truppen besetzt.
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Auf Verlangen der amerikanischen Besatzungsmacht wurden 1951/1952 die meisten Gebäude des ehemaligen Führersperrgebiets beseitigt und das Areal zum Teil aufgeforstet. Erhalten blieben nur wenige Bauwerke wie die Bunkeranlage und das Kehlsteinhaus, welches ab der Saison 1952 touristisch genutzt werden durfte. Von 1947 bis 1995 nutzten die Amerikaner den Obersalzberg als „Armed Forces Recreation Center". Sie legten Tennisplätze, Skilifte sowie einen Golfplatz an. Der ehemalige „Platterhof" wurde zum „Hotel General Walker", das Atelier Albert Speers diente unter dem Namen „Evergreen Lodge" als Unterkunft für höhere Offiziere, der Gutshof wurde „Skytop Lodge".

1996, nach dem Rückzug der Amerikaner, erhielt der Freistaat Bayern als Eigentümer die volle Verfügungsgewalt. Heute wird der Obersalzberg vor allem vom Tourismus geprägt. Hierfür stehen in erster Linie das Kehlsteinhaus mit Kehlsteinstraße sowie das Luxus-5-Sterne-Superior Kempinski-Hotel Berchtesgaden. Außerdem wird der Obersalzberg als historischer Ort gesehen. Die 1999 eröffnete „Dokumentation Obersalzberg" bildet den zentralen Lern- und Erinnerungsort.

Dieses zeitgeschichtliche Museum wird vom „Institut für Zeitgeschichte, München - Berlin", konzipiert und betreut. Neben der Geschichte des Obersalzberges kann sich jede/r mit der des Nationalsozialismus auseinander setzen. Themen sind: Obersalzberg, Führermythen und -kult, Akteure des Regimes, Volksgemeinschaft, Terror- und Vernichtungs-Apparat, Rassenpolitik, Judenverfolgung und Völkermord, Widerstand und Emigration, Außenpolitik, Weltkrieg und vor allem: die Bunkeranlage. 38

Unsere Überblicks-Führung von Frau Eva Schmitz-Berger durch die neuen Räume mit ihren prägnanten Exponaten, Karten, Plakaten, fast 1.000 Fotos, Film- und Tonaufnahmen wurde anfänglich von einem starrsinnigen Mann behindert.

Ein rund halbstündiger Film mit dem Titel „Vom Bergbauerndorf zum Führersperrgebiet" zeigte das Leben am Obersalzberg in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, sehr anschaulich und mit Erlebnissen der Zeitzeugen, die immer wieder das seltsame Treiben der eingedrungenen fremden Leute auf dem Berg und das den Einheimischen mit perfiden Repressionen zugefügte Unrecht beklagten.
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Erstaunt waren wir danach von der Weitläufigkeit der Tunnel und Bunker im Berg. Die Perfektion, mit der hier das Überleben, von der Außenwelt abgeschottet, in Beton und Stahl gegossen wurde machte sprachlos. Einige von uns sahen in einem Bunker einen etwa halbstündigen Videofilm mit sonst nirgends gezeigten Aufnahmen aus dem Weltkrieg und den Vernichtungslagern, die auch Hartgesottene erschaudern ließen.

4.7 Residenz Würzburg
Die Residenz Würzburg wurde bereits in einem anderen Reisebericht einer früheren Exkursion mit Dr. Budesheim ausführlich beschrieben. 39

5 Dank
Im Bus auf der Rückfahrt sah ich es als meine ehrenvolle Pflicht an, als „Oftreisender" mit bereits der 18. Wochen-Exkursion der FLA im Namen der Reisegruppe Worte des Dankes auszusprechen. Die meiste Arbeit leistete Dr. Werner Budesheim als pensionierter Schulleiter, ihm gebührt das Lob vor allem. Mit minutiöser Planung hat er nach einer Vorexkursion die von ihm ausgewählten Ziele der Besichtigungen, Stadt- und Museumsführungen in eine zeitliche Folge geordnet, die realistisch und bequem zu schaffen war und das Optimum in nur einer Woche darstellte. Planung und Durchführung gelangen ihm hervorragend, besser ging es nicht.

Das Motto „Wir fahren in die Berge" durften wir wörtlich nehmen, tatsächlich ging es unter die Oberfläche, gleich drei Mal: So gingen wir durch die schmalen, feuchten Stollen der Alten Saline in Reichenhall, ebenso durch die verzweigten Tunnel unter dem Obersalzberg und bewegten uns im Salzbergwerk von Berchtesgaden.
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Dort fuhren wir wirklich, mit der Grubenbahn, rutschten zwei Mal hinunter und fuhren sogar per Boot über einen unterirdischen Salzsee. Allein diese drei Höhepunkte rechtfertigten die Anreise.

Einhellige Zustimmung fand bei allen Teilnehmern die Auswahl von der Kurstadt Bad Reichenhall als Quartierort. Dieses Städtchen hat einen hohen Erholungswert mit seinem Kurpark - einschließlich Kurkonzerte - und vielen Gaststätten, von denen einige mit mir besonders gern den Bayrischen Biergarten nach Feierabend mit typischen Speisen und Getränken annahmen. Salzburg als quirlige Musik- und Konzertstadt ist gut für einen Tagesausflug, taugt zum Erholen aber nicht. Auch die beiden Zwischenstationen auf Hin- und Rückreise in Nürnberg und Würzburg (hier Dr. Budesheim im Lusam-Gärtchen nördlich vom Dom am Grab für Walther von der Vogelweide) waren gut gewählt und bereicherten unsere Eindrücke. Die beiden Seen - Chiemsee wie Königssee - sind auch für verwöhnte Gäste aus dem Naturpark Lauenburgische Seen mit ihren Fahrgastschiffen entschleunigend. Bequem war die Gondelbahn auf den Hausberg Predigtstuhl, etwas mehr Kraft forderten die Treppen in die feuchte, tosende Wimbach-Klamm.

Die Mischung machte den Reiz aus: Viel Kultur mit Natur, dazu Kunstgenuss wie in der herrlich barocken Kirche St. Zeno einschließlich Orgelkonzert. Die gewählten drei Hotels waren alle guter Standard, nicht zuletzt auch die komfortable und sichere Busfahrt mit dem bewährten Unternehmen Vokuhl aus Mölln. So ist die Vorfreude auf die Exkursion im Sommer des kommenden Jahres spürbar.

Manfred Maronde, Lauenburg

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Endnoten

1 CD-ROM: Brockhaus digital 2008 und CD-ROM: Microsoft Encarta 2007
2 Schaubild aus Zeitschrift GEO, Heft 10/2016, Seite 168
3 CD-ROM: Microsoft Encarta, verfasst von Wolfgang Blümel
4 siehe Note 1
5 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Wimbachklamm
6 wie Note 1
7 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Predigtstuhl_(Lattengebirge)
8 wie Note 1
9 wie Note 1
10 Totentanz-Wandbild, Plakette am Haus von 1982,
11 Faltblatt: Ein Rundgang durch die Stadt Bad Reichenhall.
12 wie Note 1.
13 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Dietrich_von_Raitenau
14 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Salzburg
15 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Mozarteum
16 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Stille_Nacht,_heilige_Nacht
17 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Amadeus_Mozart
18 siehe Kapitel 4.4
19 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_F%C3%BCrst_(Konditor)
20 Tafel im Fenster vom Ladengeschäft
21 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Salzburger_Dom
22 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Trakl
23 Internet: www.restaurant-stieglkeller.at
24 Mein Reisebericht von 2004 „Der Main - von der Quelle bis zur Mündung", Kapitel 2.3
25 Broschüre: St. Zeno Bad Reichenhall, von Dr. Walter Brugger, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, 3. Auflage 2008
26 Buch: Schatzkammer Deutschland, Verlag Das Beste, Stuttgart 1973, Seite 68
27 Buch wie Note 26, Seite 200
28 CD-ROM: Microsoft Encarta 2007
29 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Herreninsel und https://de.wikipedia.org/wiki/Verfassungskonvent_auf_Herrenchiemsee
30 Faltblatt, siehe Note 11
31 Tafel im Brunnhaus
32 Faltblatt „Abenteuer, die begeistern." und Internet: www.salzbergwerk.de
33 Tafel im Haus
34 Internet: www.mozarteum.at/museen.html gut aufbereitete Informationen auf neuestem technischen Stand
35 Mein Reisebericht von 2007: „Zwischen Darmstadt und Karlsruhe", Kapitel 2.1 zum Glauberg bei Gießen, Hessen.
36 Internet: www.keltenmuseum.at mit sehr guter Beschreibung und Fotos der Ausstellungsstücke, und Faltblatt
37 Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Keltenmuseum_Hallein
38 Faltblatt „Dokumentation Obersalzberg" und Internet: www.obersalzberg.de
19 Mein Reisebericht „Der Main", Kapitel 4.2, siehe Note 24

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