2.3 Salzburg
Salzburg - beim Namen dieser Stadt schwingt eine gewisse Ehrfurcht mit. Auf dem Gebiet einer keltischen Siedlung bewohnten bereits die Römer ihre Stadt Iuvavum. Deren Niedergang ab 488 folgte zwei Jahrhunderte später, im Jahr 696, die Neugründung zweier Klöster durch den Heiligen Rupert, ab 739 Bischofssitz, der ein weiteres Jahrhundert darauf zum Sitz des gleichnamigen Erzbistums aufstieg. Die Kaufmannssiedlung erlangte 996 (oder 999) Markt- und Münzrecht, erst 1287 Stadtrecht.
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Handels- und Residenzstadt nahmen ab dem 16. Jh. einen großen Aufschwung, der erst in den napoleonischen Wirren auslief. 12

Über das Stadtgebiet an beiden Ufern der Salzach im Salzburger Becken, umrahmt von den nördlichen Kalkalpen, ragt stolz die Festung Hohensalzburg auf, die im Kern schon im 11. Jh. errichtet wurde. Als eine der größten mittelalterlichen Burganlagen Europas wurde sie zum Wahrzeichen. In der Barockzeit, ab dem 17. Jh., wurde Salzburg von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau als Residenzstadt prunkvoll ausgestattet, eine Häuserpracht, die bis heute nachwirkt. 1587 wurde er zum Erzbischof von Salzburg geweiht. Anfangs verfolgte er eine streng gegenreformatorische Linie und verwies alle Protestanten aus seinem Fürstentum, Kapuziner und Augustiner holte er ins Land.

Er kannte Tycho Brahe und rezipierte Machiavellis Ideal. Jedoch unterlief ihm ein entscheidender Fehler: Er blieb der Katholischen Liga fern und lief damit der Politik Maximilians von Bayern zuwider. Dieser ließ Truppen einmarschieren und Wolf Dietrich einkerkern - bis an dessen Lebensende. 13

Das stolze Land Salzburg gehört nach rund tausend Jahren Eigenständigkeit als Fürst-Erzbistum seit genau zwei Jahrhunderten zu Österreich, nachdem es 13 Mal die Herrschaft gewechselt hatte. Die Hauptstadt des gleichnamigen Bundeslandes zählt gut 150.000 Einwohner (Stand Jänner - man sagt hier nicht Januar - 2016). Salzburg ist eine beliebte Touristenstadt - und das ganze Jahr über überlaufen. Dies hat sie - ein Zentrum der Musik- und Theaterkultur - schon seit hundert Jahren ihrem Ruf als Festspielstadt zu verdanken, welcher sich auf das Wirken ihres berühmtesten Sohnes, Wolfgang Amadeus Mozart, gründet. 14  Darüber hinaus ist Salzburg eine international angesehene Kongress- und Messestadt.
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Kein Wunder, dass die größtenteils auf dem linken Flussufer liegende Altstadt von Salzburg seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Den Mittelpunkt bildet der von 1614 - 28 errichtete Dom, gerahmt von der Residenz (ab 1595), der Benediktiner-Abtei St. Peter mit ihrer barockisierten romanischen Stiftskirche, der spätromanisch-frühgotischen Franziskanerkirche mit barockem Hochaltar und dem Erzbischofspalais. Der einstige Marstall mit Reitschule wurde zum Großen und Kleinen Festspielhaus.

Uns führte sehr erfahren durch Salzburg Frau Christine Muhler. Sie begann im Park an der Salzach mit dem Leben des schon genannten Erzbischofs Wolf Dietrich, über seine Mutter entfernt verwandt mit den Medici und damit dem späteren Papst Pius IV. Es verwundert daher nicht, wie er mit seinen enormen Bauaktivitäten Salzburg zu einem „deutschen Rom" machte und die dadurch älteste Barockstadt Europas zur Verbreitung dieses jungen Baustils nördlich der Alpen wesentlich beitragen ließ. Er kam als junger Mann, lernte seine Salome Alt kennen und lebte (man staune) mit ihr ein Leben lang wie Mann und Frau und hatte 15 Kinder. Für seine Lebensgefährtin ließ er das Schloss Altenau bauen, das in Mirabell umbenannt wurde.

Weiter gingen wir - begleitet von flotter Blasmusik - durch den Mirabell-Park, vorbei am Mozarteum. Dieser Begriff steht für drei Einrichtungen: Universität (Hochschule für Musik und darstellende Kunst), Stiftung und Orchester. 15  Der jetzige plumpe Neubau steht am Platz eines früheren Barock-Palais, das aber wegen Asbest-Belastung abgerissen werden musste. Vorbei am Landestheater kommt man zum Geburtshaus von Herbert von Karajan und an das Mozart-Wohnhaus, wo der Komponist acht Jahre lang bis zum Umzug nach Wien 1781 lebte.
In der Steingasse Nr. 9, weiter südlich und auch auf dem Nordufer, lebte Joseph Mohr, Hilfspfarrer und Dichter von „Stille Nacht - heilige Nacht". Mohr hatte den späteren Liedtext bereits 1816 als Gedichts geschrieben.
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Conrad Franz Xaver Gruber, Sohn einer armen Leinenweberfamilie, komponierte dann vor Weihnachten 1818 eine Melodie dazu. Dieses Lied gilt als Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums im deutschen Sprachraum; die UNESCO hat es als Immaterielles Kulturerbe in Österreich anerkannt. 16 Übrigens: In Hallein, einer Kleinstadt 15 Kilometer südlich, gibt es hierzu ein kleines Museum. Über den neuen Markart-Steg, benannt nach einem Maler, geformt aus Beton und dennoch mit musikalischem Schwung, behangen mit Liebesschlössern, gingen wir auf die andere Uferseite (Bild rechts).
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Typisch für Salzburg sind sog. „Durchhäuser", die quasi untertunnelt den Weg von einer Straße zur anderen für Fußgänger frei machen. Sie finden sich vor allem an der bereits 1407 genannten Getreidegasse, der traditionellen Handels- und beliebtesten Einkaufsstraße, die allerdings während unseres Besuchs einen neuen Belag erhielt. Die bunt bemalten Häuser dieser Gasse gehören zu den schönsten Barockbauten in der ganzen Stadt.

Hier steht das Geburtshaus von Mozart. Dieser Musiker und Komponist der Wiener Klassik hatte viele Taufnamen: Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus, aber nicht Amadeus, wie Frau Muhler betonte. Das griechische Theophilus, zu Deutsch „Gottlieb", hat Mozart später auf Französisch Amadé bzw. (selten) latinisierend Amadeus übersetzt. Den Vornamen Wolfgang brachte seine Mutter ein, die vom Wolfgangsee stammte. Die Wohnung liegt im 3. Stock. Ob der Künstler eine brauchte sei dahingestellt, denn er war an 3.720 Tagen - beinahe ein Drittel seines Lebens - auf Reisen, verbrachte also mehr Zeit in einer Pferdekutsche. Wolfgangs fünf Jahre ältere Schwester, Maria Anna Walpurga Ignatia Mozart genannt Nannerl, war ebenfalls Komponistin. Wolfgang verdiente gut, gab sein Geld aber noch schneller aus, so dass seine Schwester nach seinem Tode mit 35 Jahren seine zahlreichen Familienbriefe verkaufte. 17  
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Das sehenswerte Museum im Geburtshaus besuchten wir im Anschluss an die Stadtführung eigenständig, mehr dazu in Kapitel 4.4. 18  Die nach dem Künstler benannten Pralinen übrigens sind eine Idee aus Italien; der Konditor Paul Fürst († 1941) ist der Erfinder der „Original Salzburger Mozartkugel". 19 Gerollte Kerne aus Marzipan werden mit Nougat umhüllt, auf Holzstäbchen gespießt und in Schokolade getunkt. Der Urenkel erzeugt die Kugeln noch heute nach dem überlieferten Rezept (Fachgeschäft auf Foto oben). 20  Da der Erfinder seine Urheberschaft nicht beweisen konnte, gibt es diverse Nachahmer. Das Portrait von Mozart ziert übrigens die 1-Euro-Münze von Österreich.

Der Rundgang führte uns jetzt zum Dom (Bild links unten), geweiht den Heiligen Rupert und Virgil. Nach dem Brand des spätromanischen Doms ließ Fürstbischof von Raitenau 1598 die Mauern und weitere 55 Bürgerhäuser einreißen und rabiat auch einen Friedhof verlegen, um Platz für seinen größeren frühbarocken Dombau nach dem Vorbild von Il Gesù in Rom zu schaffen. Residenz- und Mozart-Platz gehen auf seine Pläne zurück. 21
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Unser Weg ging nun über den Alten Markt zum Waag-Platz. Das Schafferhaus, Nr. 1a und 2 mit vier Stockwerken, ist die Geburtsstätte von Georg Trakl, der hier als jüngstes von 13 Kindern geboren wurde. Der Dichter des Expressionismus mit starken Einflüssen des Symbolismus lebte von 1887 bis 1914. 22  

Weiter ging es vorbei an der Neuen zur Alten Residenz, wo wir uns dankend von unserer Führerin verabschiedeten. - Ihrem Tipp folgend gingen wir hinauf (!) zum „Stiegl-Keller", 23  
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wo wir mit herrlichem Domblick Palatschinken oder Salzburger Nockerln genossen. Letztere symbolisieren die drei Hausberge, mit Puderzucker für den Schnee oben auf (Foto rechts unten, darüber Fuhrwerk der Brauerei).

2.4 Würzburg
Die Stadt Würzburg wurde bereits im Reisebericht „Der Main - Von der Quelle bis zur Mündung" im Jahr 2004 ausführlich behandelt, einschließlich Stadtgeschichte und Stadtführung. 24  
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Dr. Budesheim wies darauf hin, der Stadtname käme von niederdeutsch „Wurt", „hoher Platz". Vor 1400 habe es nur drei Steinbrücken im nördlichen Reich gegeben, die Römerbrücke über die Donau bei Regensburg, die Karlsbrücke über die Moldau in Prag und diese über den Main. Unser Besuch in diesem Jahr galt vor allem der Residenz, wo uns die Leiterin der Aufsicht führte, wofür Dr. Budesheim sie lobte. Wir bestaunten nach den Prunkräumen die im rechten Flügel eingebaute prächtige Schlosskirche, gingen nördlich am Dom kurz in das stille Lusam-Gärtchen. Von dort strebten wir an das Ufer des Mains, wo wir uns mehr und mehr verstreuten und in Gaststätten wie „Zum Alten Kranen" einkehrten.

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