Das Berchtesgadener und Salzburger Land

mit Dr. Werner Budesheim,
Freie Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur e.V., Wentorf b. HH.
vom 5. bis 12. Juli 2016

1 Die Landschaft
1.1 Die Alpen
Die Alpen, das höchste Gebirge Europas, erstrecken sich vom Golf von Genua des Mittelmeeres im großen Bogen bis zur Donau an der Ungarischen Tiefebene. Im Süden reichen sie an den Apennin, im Nordosten an die Karpaten und im Südosten an das Dinarische Gebirge heran. Dieses Gebirge ist rund 1.200 Kilometer lang und zwischen 150 und 250 Kilometer breit. Das bedeckte Gebiet ist rund 220.000 Quadratkilometer groß, zum Vergleich die frühere Bundesrepublik Deutschland, ohne Baden-Württemberg.
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Hier leben rund 20 Millionen Menschen - damit sind die Alpen dennoch das am dichtesten besiedelte Gebirge Europas. 1 (Foto: Panorama vom Predigtstuhl, dem Hausberg von Bad Reichenhall)

Die ältesten Elemente der Alpen entstanden schon in der kaledonischen und variszischen Gebirgsbildung, als sich auch die Mittelgebirge hoben. Diese Massen wurden in die spätere alpidische Gebirgsbildung mit einbezogen, sie wurden somit doppelt deformiert.
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In den Zeitaltern Trias und Jura (vor 250 bis 140 Mio. Jahren) drifteten die Afrikanische und die Eurasische Platte auseinander. Das Tethys-Meer dazwischen öffnete sich, mächtige Sedimentserien wurden abgelagert, aus denen später die Gesteine hervorgingen, die heute z. B. in den Nördlichen Kalkalpen und den Dolomiten anstehen. Vor 100 Mio. Jahren kehrte sich die Plattenbewegung um, die Afrikanische Platte rammt sich seitdem in die Eurasische, die alpine Faltung begann.

Die Tethys wurde nun eingeengt, die abgelagerten Sedimente - Schlamm, Schotter, Skelette von Meerestieren - wurden gestaucht und verfaltet, zu wellenförmigen Gebilden zusammen gepresst, deren Rücken aus dem Meer auftauchten. In der folgenden alpidischen Faltung hoben sich die Gebirge, dazu kamen die großen Deckenbewegungen. Vor 20 Mio. Jahren lagern sich Schichten wie Dachziegel aufeinander. Die Alpen stiegen bis zu zehn Kilometer empor. Durch die gleichzeitige Erosion wurde das Gebirge auch wieder abgetragen, so dass die Alpen nie viel höher waren als heute. Der Schutt der Verwitterung stapelte sich in lang gestreckten Senken nördlich und südlich der Alpen zu mehrere tausend Meter mächtigen Serien. Diese Sedimente liegen heute als so genannte Molasse vor, sie bilden den Untergrund vor allem des nördlichen Alpenvorlands. 2
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Der alpine Gebirgskamm bildet die Wasserscheide zwischen dem Mittelmeer im Süden, der Nordsee im Nordwesten und dem Schwarzen Meer im Nordosten - und zugleich eine Klimascheide. Wirtschaftlich wichtig ist die Wasserkraft, mit der Elektrizität gewonnen wird. Das Wasser dient nicht nur dem Antrieb, sondern Sol-, Mineral- und Thermalquellen brachten zahlreiche Heilbäder hervor.

Ungefähr 4000 bis 3500 v. Chr. begannen von der Südseite her Menschen mit Viehzucht und Ackerbau entlang von Tälern wie dem Etschtal, dem Tessintal und Ossolatal zu siedeln.

In den nördlichen Alpen wurden zunächst das Inntal und die Alpen-Randseen besiedelt. Zur Bronzezeit, hier um 1800 v. Chr., wurde mit dem Abbau von Kupferlagerstätten begonnen. Einher verstärkte sich die Landwirtschaft, damit die Besiedlung der Täler sowie der Ausbau der Verkehrswege. Während der Hallstattkultur wurde auch Salz, Eisen und Blei abgebaut. Zu den Völkern, die bis etwa Christi Geburt die Alpen besiedelten, zählen Kelten, Veneter, Ligurer, Räter und Etrusker. Ab der Völkerwanderung siedelten im Westen nun auch Alemannen, im Norden Bajuwaren, und im Süden wie Südosten ließen sich Slawen nieder.

Seit dem 6. Jh. wanderten germanische Stämme ein, dadurch entwickelte sich neben dem romanischen auch ein germanischer Siedlungsraum. So entstanden zwei bis heute deutlich unterscheidbare Wirtschafts- und Kulturräume: In der romanischen Bergbauernwirtschaft waren Ackerbau und Viehzucht gleich wichtig, während in den germanischen Regionen die Viehzucht Vorrang genoss.
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Die Kulturräume unterscheiden sich in ihrer Siedlungsweise bis heute: Im romanischen Bereich stehen eng zusammengebaute Haufendörfer mit Steinhäusern, im germanischen Bereich Streusiedlungen in Holzbauweise (oben: Bauerngehöft bei St. Barholomä am Königssee, rechts Almabtrieb auf Haus am Florianiplatz 18 in Reichenhall). Bei den Germanen ging der Einfluss vom Einzelhof aus, der politisch in grundherrschaftliche Strukturen eingebunden war; durch das Anerbenrecht blieb er als Wirtschaftseinheit dauerhaft bestehen, anders als bei der Realteilung im romanischen Raum.
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Der Bergbau in den an metamorphe Gesteine gebundenen Erzlagerstätten der Ostalpen, die heute jedoch meist erschöpft sind, beutete Wolfram-, Blei-, Zink-, Eisen-, Kupfer-, Magnesium- und Silbererze sowie Salz aus, dazu Werksteine wie Granit und Marmor. 3  

1.2 Die kleinen Flüsse
Flüsse spielten anders als Seen diesmal eine Nebenrolle, wir querten sie auf Brücken oder wanderten an ihren Ufern. Erwähnen möchte ich hier einige.

Da ist zuerst die Saalach, sie ist ein linker Nebenfluss der Salzach, gut hundert Kilometer lang, entspringt in den Kitzbüheler Alpen, fließt an Bad Reichenhall (oben, Blick vom Predigtstuhl) vorbei, mündet nordwestlich von Salzburg als Grenzfluss zwischen Österreich und Deutschland.

Nun folgt die Salzach, sie ist ein rechter Nebenfluss des Inn, Hauptfluss des Bundeslandes Salzburg in Österreich, über zweihundertzwanzig Kilometer lang, entspringt ebenfalls in den Kitzbüheler Alpen, durchfließt die Stadt Salzburg, wo Brücken den alten Teil der Stadt am linken Ufer mit dem neueren Teil am rechten Ufer verbinden. Ab hier Grenzfluss zwischen Deutschland und Österreich, fließt ihr die Saalach zu; die Salzach mündet zwischen Burghausen und Braunau (Sie wissen schon, dem Geburtsort des Diktators Hitler). Ein beträchtlicher Teil der Salzach ist schiffbar; schon im Mittelalter war sie ein wichtiger Wasserweg, besonders für den Salzhandel. 4
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Der Wildbach Wimbach, genauer seine Klamm, kostet Eintritt; die gepflegten Treppen müssen schließlich in Stand gehalten werden. Der tosende Bach wird am westlichen Felsufer hoch genug mit hölzernen und steinernen Stegen erschlossen, die stabilen Geländer laden zum Aufstützen und Lauschen ein wie einige Holzbänke am oberen Ausgang. Das dominierende Gestein der Klamm ist der Dachsteinkalk, welcher in der Oberen Trias abgelagert wurde. Zahlreiche Versteinerungen in den Wänden der Klamm zeugen davon, dass hier einst ein Meer bestanden haben muss. Die Engstelle misst nur gut zweihundert Meter Länge und ist vom Ramsauer Ortsteil Wimbachbrücke aus bequem über eine Asphaltstraße zugänglich. 5 Wir bestaunten die vielen rauschenden Wasserfälle und Stromschnellen, die mit abgestürzten Baumstämmen spielten, die ich bei herrlichem Sonnenstand etliche Male fotografierte; den Steg ging ich zwei Mal auf und ab.
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1.3 Der Chiemsee
Er ist der größte See Bayerns, seine Wasserfläche von 80 Quadratkilometern (zum Vergleich: Schweriner See 63 km², Ratzeburger See 14 km²) liegt gut fünfhundert Meter über dem Meeresspiegel, und er ist über siebzig Meter tief. Im Alpenvorland gelegen ist er ein in der Eiszeit entstandener sog. Zungenbeckensee, der über die Alz in den Inn entwässert. Von Prien aus wird die im westlichen Teil liegende Herreninsel mit Fahrgastschiffen im häufigen Takt erreicht.

Ein schattiger Wald- und Wanderweg führt in einer guten Viertelstunde zum Prunkschloss König Ludwigs II., Herrenchiemsee. Auf der kleineren Fraueninsel steht die Benediktinerinnenabtei Frauenchiemsee, gegründet um 770.

1.4 Der Königssee
Anders als der im Hügelland eingebettete Chiemsee liegt der Königssee in den Berchtesgadener Alpen.
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Der sechshundert Meter über dem Meer gelegene Spiegel des 8 Kilometer lang gezogenen, 1,3 Kilometer schmalen Sees ist nur 5,2 Quadrat-kilometer groß, das Wasser bis zu 190 Meter tief. Der See entwässert durch die Königsseer Ache zur Salzach. An seinem Nordende liegt der Ort Königssee, wo die 17 hölzernen, mit Akku angetriebenen, Fahrgastschiffe ablegen (unten). Die 2.000 Meter aufragende Ostwand des Berges Watzmann begrenzt den See im Westen, das Hagengebirge im Osten. Den Fahrgästen wird mit Trompetenstößen ein eindrucksvolles Echo vorgeführt. Der See wurde auch Bartholomäussee genannt, nach der auf dem
Schwemmkegel des Eisbaches stehenden Wallfahrtskirche St. Bartholomä. Diese ist bereits 1134 bezeugt und 1697 barock erbaut, kurz darauf entstand auch ein Jagdschloss (1708). 6
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Wir genossen die stille Überfahrt, wanderten ein Stück durch den lichten Wald am Ufer und nahmen einen kräftigenden Fisch-Imbiss ein (aber nicht diese Forelle, wog vor 40 Jahren 55 Pfund).
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1.5 Der Berg
Der Predigtstuhl ist ein 1.613 Meter hoher Berg im Westen der Stadt Bad Reichenhall. Er gehört zum Lattengebirge in den Berchtesgadener Alpen. Er wird durch die Predigtstuhlbahn, die älteste noch im Originalzustand erhaltene und ganzjährig fahrende Großkabinen-Seilbahn der Welt (Baujahr 1925 - 28, nur die Seile wurden ausgetauscht), erschlossen. Die Fahrt am fünf Zentimeter dicken Drahtseil in der zwölfeckigen Gondel dauert rund acht Minuten. Mitfahren dürfen 25 Personen und stets ein Schaffner - oder 2.000 Kilogramm Last. Die Bergstation befindet sich nahe dem Gipfel und ist mit dem zur gleichen Zeit erbauten Predigtstuhl-Hotel verbunden.

Der Predigtstuhl ist ein Aussichtsberg: Man kann den gesamten Talkessel von Bad Reichenhall einsehen und die umliegenden Berge sehen. Der Predigtstuhl war früher ein beliebtes Skigebiet mit drei Liften, bis der Betrieb 1994 eingestellt wurde, vor allem wegen Schneemangels. 7  
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Wir fuhren mit dem Linienbus, dessen Nutzung in der Kurkarte gratis enthalten ist, vom Hauptbahnhof zum Bahnhof Kirchberg in die Nähe der Talstation, unterquerten die Bahngleise und überquerten die Saalach. Von der Talstation ging es in kleinen Gruppen hinauf. Oben wanderten wir auf einen herrlichen kurzen Rundweg bei Sonnenschein.

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