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6.1.4 Chor Virap (Khor Virap)
Der Name bedeute auf Armenisch „Tiefes Verlies"; es liegt 40 km südlich von Eriwan unterhalb des Berges Ararat, auf einer Anhöhe vor dem Fluss Arax, der heute die Grenze zur Türkei bildet. König Tridates III. ließ hier Gregor den Erleuchter im Jahr 298 in einer Höhle 13 Jahre lang einsperren, um ihn vom Christentum abzubringen. Gregor befreite den König dennoch von einer für unheilbar gehaltenen Krankheit. Tridates ließ sich darauf 301 taufen - und nahm damit für sein Volk als erstes überhaupt das Christentum als Staatsreligion an. Doch warum musste Gregor weitere zehn Jahre in Haft bleiben? 45 (Foto: Zwei Erzengel hinter Johannes bei Jesu Taufe, im Jordan mit zwei Fischen und unter Taube, Evangeliar von 1038 aus Taran, Westarmenien, Matenadaran, Eriwan)

Auf dem Hügel stand bereits um 180 v. Chr. die alte armenische Hauptstadt Artaschat, errichtet von König Artaxias I. Das heutige Kloster besteht aus zwei Kirchen: Muttergottes-Kirche aus rotem Tuff von 1661 mit Glockenturm aus Basalt und St.-Georg-Kapelle. Hier sind zwei Löcher im Boden, durch die man sechs Meter tief in die finsteren Gefängniszellen hinab steigen kann - was wir uns ersparten.
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6.1.5 Sewanawank
Auf einer einstigen Insel, die durch die Absenkung des Seespiegels zur Halbinsel wurde, am Nordwestufer des Sewansees, bestand wohl schon eine heidnische Kultstätte; hier erbauten Mönche bereits um 800 eine Kapelle und Zellen. Von den drei Kirchen aus dem Jahr 874 stehen noch zwei: die schwarze 8 x 10 m kleine für die „Mutter Gottes" und die 12 x 15 m große für „Heilige Apostel". Von der dritten, höchstgelegenen, sind nur Fundamente erhalten.

Auf dieser Klosterinsel mussten einst sündige Mönche aus Etschmiadsin und in Ungnade gefallene Adlige büßen. Vor zwei Jahrhunderten gab es hier weder Fleisch noch Wein, Jugendliche oder Frauen.

Die Mönche waren bekannt für ihre Heilkunde mit Pflanzen aus dem See. 46 Hier befand sich einst eine Schule für Steinmetze, in der Kreuzsteine entstanden. Als Wallfahrtsort war das Kloster bis zur Stalinzeit 1930 in Gebrauch; dreimal nach Sewanawank zu pilgern entsprach einmal Jerusalem. - Wir erklommen den Hügel über 60 + 250 Stufen und genossen die kühle Morgensonne.
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6.1.6 Goschawank (Goshavank)
Dieses Kloster - mit einer Kuppel aus Glas und einer aus Stein (links) - wie die beiden folgenden liegen in der Nähe von Dilidschan, einem Kur- und Erholungsort in der „Kleinen Schweiz" von Armenien. Eine Großblockmauer umfasste einst das Refektorium. Ein reich ziselierter Kreuzstein wird einem Künstler Paul zugeschrieben, man sagt zu dieser Form auch „gestickter Kreuzstein" oder „Kreuzstein mit Spitze" (unten). Die Muttergottes-Kirche war zuerst aus Holz erbaut, dahinter steht die Gregor-Kapelle, an der sich auch seldschukische Schmuckelemente befinden.
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Die Form der Kuppel über sich kreuzenden Bögen haben die Araber von den Armeniern übernommen, wir finden sie hier über der früheren Bibliothek (links). Timur i-Läng hat die Bücher auf dem Gewissen. Die Dörfler um das Kloster waren reich; ein alter Mann verriet den Mongolen, die Bücher seien das Kostbarste. Timur ließ listig Buch für Buch verbrennen, die Einwohner brachten ihm all ihr Gold als Lösegeld - aber es half nichts, sie verloren Gold und Bücher, so erzählte uns Frau Mariné.
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6.1.7 Sanahin
San-a-hin bedeutet übersetzt „Dies ist älter als jedes". Gemeinsam mit Haghpat gehört Sanahin zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Klöster stehen zwar in Sichtweite voneinander, aber von der tiefen Schlucht des Flüsschens Debed getrennt, das bereits 1192 von einer 19 m langen Brücke überquert wurde - dem ältesten weltlichen Bauwerk Armeniens. Beide Klöster gründete nach dem Jahr 960 Königin Chosrowanusch. 47
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Drei Kirchen, zwei Vorhallen, Glockenturm, Akademie und Bibliothek bilden die Klosteranlage. Mittelpunkt von Sanahin ist seine Bibliothek, ein Kleinod armenischer Baukunst aus dem 13. Jh. Der quadratische Raum ohne tragende Säule wird durch Wandsäulen mit je nach Wissensgebiet wechselndem Dekor verziert.

Die Mutter-Gottes-Kirche von 964 ist das älteste Bauwerk hier. Der Gawit, die typisch armenische Vorhalle ohne Kuppel, wird von eleganten Bögen auf kurzen „Kissen-Säulen" getragen; er wurde zwei oder drei Jahrhunderte später angebaut und diente auch als Begräbnisstätte für Mönche und Diakone (Foto links).

Die Hauptkirche ist Christus dem Erlöser geweiht. Sie ist ein karger Kuppelsaal aus den Jahren 961 bis 972. Angeblich soll bereits Gregor der Erleuchter hier, wo vielleicht ein heidnischer Tempel stand, eine erste Kirche erbaut haben. Die Fresken aus dem 12./13. Jh., typisch für das nahe Nachbarland Georgien, sind hier in Armenien eher selten.

Im Dorf, das heute zur Kupferbergbau- und Industriestadt Alaverdi gehört, wurden übrigens die Brüder Mikojan geboren: Artjom Iwanowitsch war ein bekannter Flugzeugkonstrukteur, die MiG-Kampfjets hat er für die Sowjet-Luftwaffe entwickelt. Anastas Havhannessi hatte die längste Karriere aller Funktionäre in der KPdSU 48 und war zeitweilig Außenminister der UdSSR.

6.1.8 Haghpat
Das Wehrkloster thront 1.200 m hoch auf seinem Berg. Die Kirche vom Heiligen Kreuz bzw. Heiligen Zeichen ist sein ältestes Bauwerk. Am Ostgiebel werden die beiden Könige Gurgen und Smbat, Söhne von Königin Chosrowanusch, dargestellt. Auf dem höchsten Punkt ragt der achteckige Glockenturm von 1245 um 34 m empor. Die Ecken werden von Baldachinen mit Stalaktiten überwölbt. Die hoch angesehene Klosterakademie wird von einem Tonnengewölbe über Gurtbögen auf massiven Pfeilern überdacht. Zwischen den Stützen saßen die Schüler und studierten die alten Weisheiten.
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Hier in Haghpat wird eine Sammlung wertvoller Kreuzsteine aufbewahrt, sog. Chatschkars aus weichem Tuffstein.

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