Stadtgrundriss, Plätze, Straßen und Mauern

Neuruppin wurde in gotischer Zeit gegründet. Zehn Jahre nach der Grundsteinlegung für Kloster und Kirche wurden 1256 Stendaler Stadtrechte verliehen. Rund die Hälfte aller Häuser, und zwar in der Mitte von Westen nach Osten (rot umrandet), verbrannten 1787. Die neue, klassizistische Stadt wurde nach Südwesten um etwa ein Drittel erweitert und erhielt eine Akzisemauer statt einer Wehrmauer. Die Akzisemauer war notwendig, um Stadt und Land unterschiedlich besteuern zu können, zur Verteidigung aber fast nutzlos. Akzise nannte man ab 1667 eine indirekte Verbrauchssteuer auf Lebensmittel und Kaufmannswaren.
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An der Längsachse von Südwest nach Nordost, zwischen dem einstigen Berliner, auch Bechliner, Tor und dem Alt Ruppiner bzw. Rheinsberger Tor, wurden beim Wiederaufbau vor zwei Jahrhunderten drei große Plätze angelegt:
  • In der Mitte der Schulplatz, an dessen Südostseite das Alte Gymnasium sich breit lagert (der Platz wird heute vollständig von einem Granitpflaster bedeckt und dient u.a. dem Wochenmarkt),
  • südwestlich davon der Braschplatz, oft noch Paradeplatz genannt, umstanden von zwei Reihen Linden, eine Wiese mit diagonalem Wegekreuz und Blumenbeeten im Zentrum (er dient vor allem im November für den sehr beliebten Martini-Markt)
  • nordöstlich des Schulplatzes der Kirchplatz, an dessen Straßenseite die ehemalige Pfarrkirche St. Marien steht und in ihrer Mitte ein großer Eichbaum Schatten spendet, von wo aus das Standbild von Karl Friedrich Schinkel zu bewundern ist (der Platz ist ohne Funktion)
  • und der Neue Markt, einstmals Fischmarkt, südlich des Kirchplatzes zum See gelegen (aus dem vor einigen Jahren ein großer Spielplatz gemacht wurde).
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Die klassizistischen Straßen wurden im Schachbrettmuster angelegt, während die mittelalterlichen seltsam im Winkel verschoben liegen, was an der land- und seeseitigen Stadtmauer noch erkennbar ist. Die drei Längsachsen bekamen eine Breite von rund 22 Metern, während die Querstraßen nur 17 Meter breit sind und von Anfang an Bäume bekamen. Vier Straßen sind besonders wichtig:
  • die heutige Karl-Marx-Straße, zu preußischer Zeit Friedrich-Wilhelm-Straße und im Volksmund manchmal noch Große Straße genannt, als Mittelachse,
  • die heutige August-Bebel-Straße, preußisch Ludwigstraße, parallel zu den Wallanlagen gelegen
  • die heutige Friedrich-Engels-Straße, preußisch nur Friedrichstraße, parallel zum Seeufer gelegen
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  • und die Präsidentenstraße (im Foto links, oben von der August-Bebel-Straße aus, unten auf der anderen Seite des Brasch-Platzes von der Friedrich-Engels-Straße aus), die am Seeufer beginnend, alle drei Längsstraßen kreuzt und über die einstige Stadtmauer hinaus Richtung früherer Hauptbahnhof führt, sie bildet quasi die Achse der Stadterweiterung. Der nicht genannte Präsident ist der Geheime Staatsminister und vormalige Kammerpräsident von Voß, der die Aufsicht beim Wiederaufbau der Stadt hatte. Einen Kontrast dazu bilden die geduckten Häuser, zum Teil aus Fachwerk, die vom Brand verschont blieben, nicht aber von Schäden durch Verwitterung und Vernachlässigung.
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Die Stadtmauer umfasst noch fast lückenlos die gotische bzw. klassizistische Stadt. Typisch für Neuruppin ist die Bogenstellung, die sich in der geraden Akzisemauer findet, aber auch in der einstigen Wehrmauer mit krummem Verlauf. Stadttore sind keine erhalten. Das Foto zeigt den Knick von der "neuen" zur "alten" Mauer zwischen dem Heimatmuseum und dem Tempelgarten. Im 16. Jahr der Altstadtsanierung ist fast die gesamte Stadtmauer ausgebessert und zum Teil neu aufgesetzt worden.
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Stille Schäferstraße durch das sog. Schafstor mit klassizistischen Häusern und wenigen Autos, zum Teil verschönert oder natürlich gealtert.


Fotos: Manfred Maronde,
aufgenommen im Mai 2008, außer Schulplatz, Präsidentenstr. unten, Altstadtstraße vom Juli 2001 und Idyll mit Trabi im Mai 2004.
Neuruppin