Bildunterschrift: Die Arendt-Stele ist noch bis Mitte April im Alten Gymnasium. Archiv-Foto: Hufnagel
"Stadt will die Stele nicht"
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NEURUPPIN (crs) Geht es nach dem Bildhauer Wieland Förster, ist es für die Stadt Neuruppin Pflicht, die noch im Alten Gymnasium stehende Erich-Arendt- Stele anzukaufen. "Mündlich ist mir das von der Stadt schon zugesagt worden", betont der 75-jährige Künstler, der zu Lebzeiten Arendts mit dem Dichter befreundet war. Dass nun die Mittel nicht da sein sollen, kann Förster nicht verstehen: "Es wird so viel Geld für Prestige-Objekte ausgegeben." Wenn die Stadt sage, sie hat keins für das Arendt-Abbild, "dann will sie es nicht". Der Preis für die Stele liege zwischen 15.000 und 20.000 Euro. "Ich setze aber die Preise nicht an, sie orientieren sich an den Galerien und Museen", sagt der Künstler. Die Stadt hat die Stele für drei Jahre gemietet. Für einen Ankauf hat sie zu Spenden aufgerufen. Laut Sozialdezernentin Margarete Jungblut sind allerdings nicht genug Mittel geflossen, um die Statue in der Stadt zu behalten (RA berichtete).

07.02.2006, Ruppiner Anzeiger, Christian Schönberg
"Es ist 5 vor 12"
Leserbrief: Neuruppiner Stele von Erich Arendt

Im Heimatmuseum darf derzeit eine Gipsbüste von Voltaire bestaunt werden. Eine Büste vom Husarengeneral von Zieten ist nach Wustrau entliehen, die vom alten Fritz liegt noch im Depot. Alle drei wurden einst im alten Gymnasium gefunden. Museumsdirektor Hansjörg Albrecht überlegt, wie sie dahin wohl gelangten.
Es gibt auch wertvollere Büsten und Skulpturen anderer Dichter in Neuruppin. Natürlich Max Wieses Fontane. Friedrich Wilhelm II. war wohl kein Dichter. Aber mein Kollege K. F. Schinkel war ein Sohn unserer Stadt, vor 225 Jahren hier geboren, wenn auch kein Dichter, aber ein bedeutender Architekt. Für eine Tochter unserer Stadt, einer Dichterin, gibt es jetzt eine Gedenktafel.
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Für eine Büste sind mindestens noch 24 Jahre Zeit. Schön, dass die Heimatstadt ihre Kinder, auch die Berühmtheiten, nicht vergisst. Einem anderen Sohn unserer Stadt und Dichter stellte man vor drei Jahren zum 100. Geburtstag schon mal eine in Neuruppin auf.

Sie haben sie nicht gesehen?  Dann haben Sie am 15. April die Geburtstagsfeierlichkeiten leider verpasst. Damals war das ehemalige Trauzimmer im alten Gymnasium weit offen - heute ist es meist verschlossen.

Der international bekannte Dichter Eich Arendt wuchs in Neuruppin auf. Er wohnte in der heutigen Montessori-Schule. Erich Arendt debütierte mit Gedichten, emigrierte 1933, war im spanischen Bürgerkrieg, später in Kolumbien. Er übertrug auch Pablo Nerudas Gedichte ins Deutsche und machte ihn hier bekannt.

1984 starb er bei Potsdam. Die Bronzestele des bekannten Bildhauers Prof. Wieland Förster steht bis April 2006 als Leihgabe in Neuruppin. Bis dahin wollten Stadt und Kunstverein den Kaufpreis von 30.000 Euro zusammen haben und der Stele in Neuruppin einen würdigen Platz geben. Der Kunstverein unter der damaligen Leitung von Gabriele Busse hat bereits 20 Prozent der Kaufsumme durch Spenden eingeworben und dem Künstler als Abschlag überwiesen. Beispielhaft war das Engagement von Lisa Riedel, die eine größere Summe zu, ihrem 80.  Geburtstag von den Gästen erbat. Nun fehlen vermutlich 24.000 Euro und die Stele geht im April an den Künstler zurück.

Schade. Neuruppin hat zwar seit 2005 einen Kunstpfad, doch die Chance, Kunst und gleichzeitig Würdigung eines weiteren berühmten Dichters aus unserer Stadt zu verbinden, ist dann gescheitert. Vielleicht könnten die Neuruppiner, und in erster Linie ihre Vertreter im Stadtparlament, ganz schnell überlegen, wie dieses Kunstwerk für Neuruppin zu retten ist. Es ist 5 vor 12. Als Wustrauerin habe ich dort leider kein Rederecht, deshalb der Brief.

Ein Appell an Bürgermeister Jens-Peter Golde, der ebenso wie Arendt (und ich) seine Schulzeit in der heutigen Montessori-Schule verbrachte: Tut was!"

Elfi Minke, Straße der Jugend, Wustrau

08.03.2006, Ruppiner Anzeiger

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