3.8 Duckow
Auch Duckow liegt bei der Kleinstadt Malchin, und zwar etwa drei Kilometer südöstlich. Das Dorf wurde 1229 erstmals in einer Urkunde genannt, als Herzog Wratislaw III. von Pommern es an das Zisterzienserkloster Dargun gab.
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Die Kirche wurde 1282 erstmals erwähnt. Sie hatte eine gewölbte Decke und einen Chorraum, wie sich noch heute im und am Gebäude ablesen lässt. Im 30-Jährigen Krieg um 1630 ging Duckow zu Grunde. Kaiserliche Truppen brannten Pfarrhaus und Kirche nieder. Das Dorf lag bis Kriegsende wüst.

Erst ein halbes Jahrhundert später, um 1700, war man in der Lage, die Kirche wieder in Stand zu setzen, wie sich an den blauen und ziegelroten Farbschichten nachweisen lässt.

Der Altaraufsatz an der Nordwand und der Beichtstuhl unter der Kanzel stammen aus dieser Zeit. Statt des eingestürzten Gewölbes bekam die Kirche eine flache Holzdecke. Der Chor wurde beseitigt und die Wand unter dem Triumphbogen zugemauert, darüber ein Fachwerkgiebel aufgesetzt. Ob die Kirche je einen Turm hatte, ist nicht bewiesen.

Die barocke Orgel ist historisch wertvoll. Sie wurde 1777 gebaut vom Küster Matthias Friese aus Kummerow, dem Stammvater einer Orgelbaudynastie über drei Generationen. Ab 1841 und ab 1875 wurde das Instrument repariert und erweitert. Zur Zeit ist die Orgel nicht spielbar; sie wurde "abgeplant", also staubdicht verpackt, wie Pastor Dr. Borchert sagte. Für die Restaurierung werden Kosten von etwa 75.000 Euro veranschlagt.
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Das Gotteshaus stand kurz vor dem Verfall. Über die Fernseh-Dokumentation "Dorfkirchen in Not" errang Duckow deutschlandweit Aufmerksamkeit. Von Herbst 1998 bis Ende 2000 wurde die Kirche saniert, wofür 475.000 D-Mark ausgegeben wurden. Rund die Hälfte gab die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, weitere 45.000 D-Mark der Verein "Dorfkirchen in Not", wofür die Kirchengemeinde sehr dankbar ist. 47 Zu Weihnachten 2002 wurde der Glockenstuhl eingeweiht.

Die Köpfe aller Deckenbalken waren angefault und wurden von guten Zimmerleuten angeschuht, die Bretterlage ergänzt. Nun soll der Innenraum gereinigt und grau gestrichen werden. Dafür werden 16.000 Euro gebraucht; 9.000 Euro Eigenmittel hat die Kirchengemeinde. Abgesehen von einem erwarteten Zuschuss werden noch rund 3.000 Euro an Spenden erhofft.

Für Heidi Büttner gibt die Dorfkirche von Duckow ein Zeichen der Hoffnung. Auch wenn heute die Kirchengemeinden in Ostdeutschland sehr wenige Mitglieder haben, kann es in 30 oder 40 Jahren wieder ganz anders aussehen. Daher gilt es heute, möglichst viele der fast leeren Gotteshäuser bis dahin zu erhalten.
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3.9 Bristow
Am hohen Nordwestufer des Malchiner Sees, acht Kilometer südlich von Teterow, liegt Bristow, das mit Bülow und fünf weiteren Ortsteilen seit 2004 zur Gemeinde Schorssow vereinigt wurde.

Der Hofmarschall und Landrat Werner Hahn stiftete 1597 die Dorfkirche, einen fast quadratischen Saalbau mit Westturm und gestaffeltem, reich verziertem Ostgiebel und Tonnengewölbe. Sie gilt als die erste und wohl auch schönste Dorfkirche nach der Reformation in Mecklenburg, vielleicht sogar  in Deutschland, wie der Kirchenvorstand selbstbewusst schreibt. 48  Sein nahes Ende spürte der Stifter und setzte für seinen Sohn Hans sein Testament auf. Dieses ließ er auf vier Kalksteintafeln, je 60 x 100 Zentimeter groß, innen an der Chorwand anbringen, wo es links hinter dem Altar noch heute zu lesen ist. Hahn verfügte, seine Erben haben die Kirche "auch in guten Bau und Besserung zu erhalten und derselbigen viellieber etwas zukehren, als das geringste davon zu entwenden."

Sohn Hans baute weniger bescheiden weiter und sorgte für die prächtige, bis heute erhaltene Ausstattung. Der Altar ist eine reine Holzschnitzarbeit aus Kiefern- und Lindenholz und um 1600 entstanden, vermutlich aus einer uckermärkischen oder oldenburgischen Werkstatt.
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Links wird die Geburt Christi über der Anbetung der Hl. Drei Könige gezeigt, in der Mitte oben die Himmelfahrt, darunter die Auferstehung, dann die Kreuzigung (Bild rechts) und unten Abendmahl bzw. Osterlammessen (Bild links), und rechts oben die Ausgießung des Hl. Geistes über dem Gebet in Gethsemane.
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Die Kanzel links ist mit dem Altar verbunden. Am Aufgang zeigt sie Christus als guter Hirte, Petrus mit dem Himmelsschlüssel und Paulus mit dem zweischneidigen Schwert. Am Kanzelkorb finden wir wie üblich die vier Evangelisten als Halbfiguren mit ihren Symbolen: Matthäus mit dem Engel, Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Ochsen und Johannes mit dem Adler. Den Kanzeldeckel schmücken weibliche Figuren für die Tugenden: Glaube, Liebe, Hoffnung als geistliche und als weltliche Gerechtigkeit, Kraft, Mäßigkeit und Weisheit.
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Die Orgelempore datiert von 1601 und wurde mit den allegorischen Darstellungen der sieben freien Künste geschmückt: Grammatica, Dialectica, Rhetorica, Musica, Arithmetica, Astronomia und Geometrica. Die Orgel darauf schuf Friedrich Friese aus Schwerin 1875. Das Instrument wurde 1999, 54 Jahre nach der Zerstörung, von Orgelbauer Andreas Arnold aus Plau am See restauriert, wofür die Kulturstiftung August Oetker die meisten Mittel gab.

Die Kirche wurde im 19. Jh. zweimal umfassend erneuert, und zwar 1856 mit Schiefereindeckung und Kirchhofsmauer sowie 1876 mit dem Umbau des Westturms einschließlich Verlegung des Eingangs dorthin und der Erneuerung von Fußboden, Fenster und Gestühl. 49 Die Familie von Bassewitz ließ neben der Kirche 1874 ihr Mausoleum im Renaissance-Stil errichten.

Zu DDR-Zeiten kümmerten sich die Bristower um ihre Dorfkirche und versuchten, die schwersten Schäden am Dach auszubessern. Aber geeignetes Material fehlte. Über dem Altar in der Decke klafften breite Risse und der Putz bröckelte von der Wand, so dass die Renaissance-Kirche nicht mehr zu betreten und 1989 baupolizeilich gesperrt war. Die wertvolle Ausstattung war in eine Nachbarkirche ausgelagert worden.
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rechts im Bild: Apostel Lukas, rechts mit Stierkopf
links: Taufbecken

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte bereits 1992 die Turmsicherung, 1994 beteiligte sie sich an Dachstuhl und Eindeckung, und in den folgenden Jahren förderte sie u.a. die Instandsetzung des Ostgiebels und die Sicherung der Ausstattung. Bis Ende 1997 gab sie bereits über 740.000 D-Mark. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs, das Landesdenkmalamt und private Spender, vor allem aus dem "Förderkreis Renaissance-Kirche Bristow e.V.", steuerten die restlichen 1,2 Mio. D-Mark bei. Zum 400-jährigen Bestehen am Reformationstag 1997 konnte das Gotteshaus wieder eingeweiht werden. Eine Bonner Anwaltskanzlei errichtete die Stiftung "Dorfkirche Bristow", um dieses Kleinod dauerhaft zu sichern. 50

Die Gebäude des Gutshofs wurden alle im Historismus neu aufgebaut: Der Marstall 1865 im Tudorstil, der Speicher 1868 von Carl August Graf von Bassewitz-Levetzow, die Feldsteinscheune, das Taubenhaus 1891 und andere Wirtschaftsgebäude im Tudorstil. Das Gut war lange im Besitz der Familie von Hahn, von 1845 bis zur Enteignung Hundert Jahre später derer von Bassewitz. Als das Gutshaus 1919 abbrannte, zog die Familie in eines der Wirtschaftsgebäude um. 51

4 Dank
Frau Heidi Büttner, wenige Jahre später verheiratete Geber, als Projektarchitektin und Leiterin der Außenstelle Potsdam der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, hat uns allen kompetent die unvermuteten Schätze dieses nordöstlichen neuen Bundeslandes gezeigt. Sie fühlt sich hier als gebürtige Sächsin schon recht zu Hause, denn ihre Aufgabe ist es auch, für die Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern die Vergabe der Fördermittel der Stiftung zu steuern. Sie sagt, wenn sie mal ein paar Tage in den Norden fahren wolle, weigere sich ihre Familie mitzukommen, denn hier kenne sie ja jeden Bürgermeister, jeden Pastor, jeden Museumsleiter ...

Die beiden Hotels, "Landhotel de Weimar" in Ludwigslust und "Schlosshotel Ulrichshusen", verdienen uneingeschränkt, weiter empfohlen zu werden. Sie erfüllen einen 4**** Standard, wobei es gerade aus Ulrichshusen schwer fällt, wieder auszuziehen. Unser Busfahrer Herr Matlok aus Neustadt-Glewe hat sich gefreut, einmal Leute aus anderen Teilen Deutschlands seine eigene Heimat zeigen zu dürfen als immer selbst hinaus zu fahren. Allen kundigen Führerinnen und Führern in den Denkmälern, die viel Herzblut in die ihnen anvertrauten Objekte gesteckt haben, steht unser Dank ebenso zu. Wir alle werden dafür unser Bestes tun zum Erhalt der wertvollen Bausubstanz.

Autor: Manfred Maronde, Neuruppin

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Quellenangaben
Alle Wappen: Internet: http://de.wikipedia.org
Logo von Ulrichshusen: Internet: www.ulrichshusen.de
Landkarten zur Geschichte von Mecklenburg: Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Mecklenburg

Alle Fotos stammen vom Autor.

Endnoten
1  Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Mecklenburg
2  Buch: Historischer Atlas Deutschland, von Manfred Scheuch, Bechtermünz Verlag für Weltbild Verlag Augsburg 2000
3  Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Mecklenburg
4  Buch: Deutschland - Porträt einer Nation, Bertelsmann Lexikothek Verlag Gütersloh 1986, Band 9, Seiten 140 - 147, Beitrag von Volker Helas
5  Broschüre: Der Dom zu Güstrow, Große Baudenkmäler Heft 413, Deutscher Kunstverlag München Berlin 1993, Seite 4
6  Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwigslust
7  Buch: Sakralbauten, von Dr. Ingrid Schermann u.a., Monumente Publikationen Bonn 2001, Seite 161
8  Buch: Stadtbilder aus Ludwigslust, Stadt-Bild-Verlag Leipzig 1992 mit sehr stimmungsvollen Fotos
9  Zeitschrift: MONUMENTE 7/8-1997, Seiten 58 - 61
10  Faltblatt: Schloss Ludwigslust, Staatliches Museum Schwerin oder Internet: www.schloss-ludwigslust.de
11  Broschüre Ludwigslust - ein historischer Rundgang für Neugierige, Stadt Ludwigslust, auch Internet: www.stadtludwigslust.de
12  Internet: www.gadebusch.de
13  Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Gadebusch leider mit einigen Ungenauigkeiten gegenüber dem Faltblatt "Stadt Rundgang Gadebusch", heraus gegeben von der Stadt Gadebusch u.a.
14  Merkblatt "Die Stadtkirche zu Gadebusch - St. Jakob und St. Dionysius -" von der ev. Kirchengemeinde Gadebusch
15  Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Crivitz
16  Faltblatt der Kirchengemeinde
17  Zeitschrift: MONUMENTE 5/6-2001
18  Buch: Güstrow, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH Berlin 1992
19  Internet: www.guestrow.de
20  Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCstrow
21  Faltblatt: Die Museen, Ernst Barlach Stiftungen Güstrow oder Internet: www.ernst-barlach-stiftung.de
22  Merkblatt ohne Autorenangabe
23  Plakette an der Gertruden-Kapelle im Stil der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
24  Faltblatt: Willkommen in der Barlachstadt Güstrow oder Internet: www.guestrow-tourismus.de
25  Merkblatt der Domkirchengemeinde
26  Broschüre: Renaissanceschloss Güstrow, Text von Matthias Ebert, Staatliches Museum Schwerin 1989
27  Faltblatt: Schloss Güstrow, Staatliches Museum Schwerin oder Internet: www.schloss-guestrow.de
28  Zeitschrift: MONUMENTE 1/2-2006
29  Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Waren_%28M%C3%BCritz%29
30  Faltblatt: Landgestüt Redefin in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
31  Internet: www.landgestuet-redefin.de
32  CD-ROM: Brockhaus Digital 2002
33  Zeitschrift: MONUMENTE 9/10-2005 Seite 58 f.
34  Hier irrt leider "Schatzkammer Deutschland", ein sonst sehr präzises Nachschlagewerk. Wikipedia kennt nur Karbow-Vietlübbe bei Lübz.
35  Buch: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Mecklenburg, München/Berlin 1980, Seite 420
36  Buch: Sakralbauten, von Dr. Ingrid Schermann u.a., Monumente Publikationen Bonn 2001, Seiten 138 - 143
37  Faltblatt: Dorfkirche zu Vietlübbe
38  Blatt: Frauenmark ohne Autoren- und Quellenangaben
39  Faltblatt: Kirche Kuppentin, von Jürgen Damm, heraus gegeben vom Förderverein Kirche Kuppentin e.V.
40  Heft: 1995 - 2005: 10 Jahre Förderverein Kirchen Kuppentin e.V., gesponsort von Sparkasse Parchim-Lübz
41  Faltblatt: Dorfkirche St. Johannis zu Kirch Grubenhagen, heraus gegeben von der Ev.-Luth. Kirchengemeinde und dem Verein zur Rettung der Dorfkirche St. Johannis zu Kirch Grubenhagen e.V.
42  z.B. auf dem Schutzumschlag des Buches "Zu Gast im Schloss" von 2004
43  Blatt "Gut Ulrichshusen", auch als Tischset im Restaurant
44  Faltblatt und Internet: www.ulrichshusen.de außerdem www.festspiele-mv.de
45  Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Basedow_%28Mecklenburg%29 sowie ein Faltblatt ohne Autorenangabe
46  Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Basedow
47  Merkblatt der Kirchengemeinde Duckow zu ihrer Fotodokumentation
48  Faltblatt: Die Kirchen der Kirchgemeinde Bülow, Pastor Johannes Holmer
49  Merkblatt aus der Chronik Bristow von Alexander Ensikat, Kirchengemeinde Bristow, Internet: www.bristow.de
50  Zeitschrift MONUMENTE, Heft 1/2 1998
51  Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Schorssow

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