Die Kölner Bucht -
Städte und Landschaft am Niederrhein
Mit Dr. Werner Budesheim, Freie Lauenburgische Akademie, Wentorf
Vom 25. Juni bis 1. Juli 2005

1 Fluss und Landschaft
1.1 Der Rhein
Der Name Rhein stammt wohl aus dem Keltischen und heißt auf Latein Rhenus, auf Französisch Rhin und auf Niederländisch Rijn. Er ist der größte und wasserreichste Fluss Deutschlands und 1.320 Kilometer lang. Sein Einzugsgebiet ist fast so groß wie die frühere Bundesrepublik Deutschland.

Der Rhein entsteht im schweizerischen Kanton Graubünden aus Vorderrhein und Hinterrhein. Beide vereinigen sich bei Reichenau zum Alpenrhein, der unterhalb von Rheineck in den Bodensee fließt und diesen bei Konstanz wieder verlässt. Er erweitert sich dann zum Unter- oder Zeller See, bildet den Rheinfall bei Schaffhausen und fließt in westlicher Richtung als Hochrhein bis Basel. Von da schwenkt er als Oberrhein durch die Tiefebene nach Norden, wendet sich zwischen Mainz und Bingen nach Westen und durchfließt dann in nordwestlicher Richtung das Rheinische Schiefergebirge als Mittelrhein.

Bei Bonn beginnt der Niederrhein. Westlich und östlich senkt sich die Rheinaue bis zur niederländischen Grenze. Der Rhein selbst wird von immer niedrigeren und flacheren Ufern flankiert, so dass Deiche das Land vor Hochwasser schützen müssen. Der Strom tritt unterhalb von Emmerich auf niederländisches Gebiet über und mündet in die Nordsee.

Der Rhein ist bei Reichenau 45 m breit, bei Basel 200 m, bei Mainz 580 m, an der Lorelei nur 112 m, bei Bonn (im Foto) 380 m, bei Köln 520 m und an der niederländischen Grenze bei Wesel schließlich fast 1 km. 1
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1.2 Die Kölner Bucht
Kurz vor und während des Karbon - der Steinkohlezeit - vor etwa 300 bis 250 Mio. Jahren entstand das Variskische Gebirge, das in den folgenden Jahrmillionen wieder fast eingeebnet wurde. Die härtesten Gesteine, vor allem Quarzite, blieben als Höhenzüge und Rücken stehen. Im Tertiär, also vor rund 60 Mio. Jahren, begannen die eingerumpften Gebirgskörper sich wieder zu heben. In der Nachbarschaft des Schiefergebirges sank das Gelände ab, insbes. in der Niederrheinischen und Westfälischen Bucht. Bei diesen Hebungen und Senkungen kam es zu vulkanischer Tätigkeit und damit zu mineralischen Quellen. Mit der Hebung der Gebirge schnitten sich die Flüsse ein.

Im Gegensatz zur südlichen Bucht herrschen im Niederrheinischen Tiefland die jüngeren, während der letzten Hauptvereisung (Weichsel-Glazial) aufgeschütteten, Niederterrassen vor. Einige Erhebungen durchsetzen die Ebene wie der Hülser Berg (56 m über NN) und der Klever Berg (106 m über NN).

1.3 Der Braunkohle-Tagebau
Die südliche Niederrheinische Bucht ist in verschiedene "Schollen" zerlegt worden. Dies ist entscheidend für die Abbaukonzentration tertiärer Braunkohle, wie sie uns in der Ville (100 bis 180 m hoch), im nordöstlichen Aachener Raum und im Hambacher Gebiet entgegen treten. Sie kann dadurch im Tagebau abgebaut werden. 2

Die Suche nach dem Aussichtspunkt im Hambacher Gebiet erwies sich als schwierig. Wir fuhren durch stille Dörfer mit zum Teil neuen, großen und schmucken Wohnhäusern und sahen in der Ferne mal ein Wärmekraftwerk, mal einen Schaufelradbagger aufragen. Wegweiser halfen nicht weiter, auch nicht ein Anruf beim Bergbauunternehmen. Wir fuhren zum Ort Inden - aber den gab es nicht mehr. Nur an einigen Obstbäumen und Bordsteinkanten war noch erkennbar, dass es hier eine Siedlung gegeben haben musste. Die Tagebaukante war aber nicht sichtbar, die Straße hörte hinter einer Absperrung in der Ferne auf.

Ein zweiter Versuch führte uns in glühender Nachmittagshitze an anderer Stelle auf einen Aussichtspunkt. Das dortige Flöz soll zwischen 10 und 30 m mächtig sein, aber die Deckschichten aus Lehm, Ton und Kiessanden machen ein Mehrfaches davon aus. Eine kilometerbreite Rinne wurde von Förderbändern durchzogen, an den Tagebaubaggern drehten sich die Schaufelräder langsam.
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Dr. Budesheim nannte uns ein jährliches Abbauvolumen von 120 bis 140 Mio. t, ähnlich wie im mitteldeutschen Bitterfeld, also bedeutend mehr als das Ruhrgebiet mit 60 Mio. t Steinkohle aufweist. Der Vorrat wurde vor 20 Jahren auf etwa 55 Mrd. t geschätzt, von denen etwa 35 Mrd. t ökonomisch gewinnbar sind. Das Rheinische Braunkohlenrevier kann in drei Teile gegliedert werden: den Ville-Rücken, das Erft-Revier und das Westrevier an Rur und Inde. Dazwischen liegt der Tagebaubereich Hambach. 3

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