3.5 Stolzenburg oder Slimnic
Vorgängerin war eine rundovale Holzbefestigung mit einem Durchmesser von 35 Metern. Zwischen 1500 und 1525 wurde das Hauptgebäude der Burg wehrhaft ausgestattet. 1529 wurde die Stolzenburg unter dem Kommando Stephan Batorys in Brand gesteckt. Die Besatzung ergab sich, sie wurde auf der Ringmauer gepfählt.
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1658 brannten Türken, Tataren, Kosaken und Walachen das Dorf nieder, eroberten die Burg aber nicht. Bis 1666 wurde die Burg weiter vergrößert, wobei dem Südturm ein Barbakan (Wehrbau mit Wehrgang und Schießscharten) aufgesetzt und die Westseite der Mauer des Südhofes errichtet wurde. Die Ringmauer wurde im Anschluss erbaut.

1704 steckten die Kuruzen das Dorf in Brand und drangen 1706 nach Verrat in die Burg ein, in der sie ein Jahr lang blieben, die äußere Ringmauer schleiften und das hölzerne Dach des Hauptgebäudes verbrannten. Dem Versuch des Wiederaufbaus setzte 1719 die Post ein Ende. 1870 stürzte das obere Stockwerk des Südturmes ein, der heute zweistöckig mit Pyramidendach ist. 50

Der Weg führte uns seitlich um den hohen Burgberg; und der Rasen auf dem Hang ließ einige verweilen, andere die Burgruine umrunden. An der Westseite war der Eingang, wo pro Person 1 Leu Eintritt erhoben wurde. Im Burghof führten Glucken ihre Küken, ein kleiner Obstgarten verwilderte. Von der Kirche stehen nur noch die Stützen und Langhauswände, aber der Turm ist noch besteigbar, was Herr Werhahn und andere ausnutzten.
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3.6 Holzmengen oder Hosman
Der Ort wurde 1381 als Holzmenia erstmalig urkundlich erwähnt. Er wurde im Jahr 1449 von Vlad Tepes zerstört und verödete. Um 1500 wurde er unter den Gemeinden des Leschkircher Stuhls mit 15 Wirten angeführt, einem Hirten und sogar einem Schulmeister. Während der Kuruzenkriege von 1703 bis 11 blieben von 400 Hauswirten nur 15 übrig. 51

Die romanische Basilika mit Westturm lässt mit seinen Stilelementen auf eine Bauzeit um 1275 schließen. Die Kirche wurde im 15. Jh. wehrtechnisch umgebaut. 1794 wurden die Seitenschiffe abgetragen und das Gotteshaus zu einer barocken Hallenkirche umgebaut.
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Ein besonders wertvolles Detail ist das romanische Westportal. 52 Am polychromen Tympanon sind zahlreiche Reliefs wie die vom Hl. Petrus und vom Hl. Markus (links).

Die ursprüngliche Burg bestand aus einem doppelter Bering aus zwei sieben Meter hohen Ringmauern mit Schießscharten und sechs Türmen.

Der innere Mauergürtel bildet ein perfektes Oval, während ihn der äußere als unregelmäßiges Vieleck umgibt. Der Torturm hat noch das ursprüngliche Fallgitter aus Holzbohlen. (rechts: die wieder gangbar gemachte Turmuhr)
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Wie in Trappold trafen wir auf einen jungen Deutschen, diesmal einen Mecklenburger aus Röbel, der sich mit seiner Familie vor vier Jahren hier nieder gelassen hatte. Das Pfarrhaus war eine quirlige Baustelle. Gegenüber an der Kirchenburg stehen das Organisten- und das Predigerhaus. Vier Sachsen und fünf Ungarn leben hier außer den Rumänen, auch einige Rückkehrer. Die Stiftung deutsches Kulturerbe in Rumänien hatte 1994 einen Betrag von 100.000 DM gegeben.
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3.7 Großau oder Cristian
Der Ort wurde offenbar schon in der ersten Ansiedlungswelle unter König Geisa II. ab 1141 etwa 10 km westwärts von Hermannstadt begründet. 1223 wurde "Insula Christiana" - "christliche Aue" oder "christliche Insel". - erstmalig urkundlich genannt, wobei auch der Ansiedlerführer Christian geheißen haben kann, dessen Söhne Salomo und Herbord urkundlich erwähnt wurden. Weitere lateinische Namen sind Insula, Magna Insula, Insular Maior. Alte sächsische Namen sind Von der Hawin, Von der Hawen oder Von der Aw. 53

Im 13. Jh. wurde eine dreischiffige romanische Basilika dem Hl. Servatius gewidmet. Von diesem Bauwerk sind der untere Teil des Glockenturms, Reste der Seitenschiffe sowie ein Pfeileraufsatz im Kircheninnern übrig. 1493 wurde Großau von den Türken verbrannt. Bis 1498 wurde die Basilika in eine spätgotische dreischiffige Hallenkirche umgebaut. Das Hauptschiff ist 18,30 m lang und 17,50 m breit, der Hauptchor 15,50 m lang und 8,40 m breit, die Firste sind 28,40 bzw. 26,30 m hoch.

Zum Schutz der Kirche wurde um 1500 doppelte Mauern in einem unregelmäßigen Fünfeck errichtet, an deren Ecken je ein viereckiger Verteidigungsturm steht. 1529 verbrannten muntenische Heerhaufen Großau. Um 1550 wurden nördlich zwei Vorhöfe angebaut, in einem davon das Pfarrhaus mit einer der wenigen sog. "Pestkanzeln".

Um 1580 entstand der große achteckige Turm im Süden. 1599 nahm der walachische Fürst Mihai Viteazul (Michael der Tapfere) die Kirchenburg ein, wobei der Pfarrer grausam in der Sakristei ermordet wurde. 1658 wurde die Burg von vorbei ziehenden Tataren erstürmt, die auch das Dorf verbrannten. 1721 - 36 lebten nur noch auf 63 Höfen Menschen, während es 1508 noch 176 Höfe waren. Etwa 160 Emigranten, die in der Gegenreformation aus dem österreichischen Salzkammergut auswandern mussten, wurden nun hier angesiedelt, zu denen weitere Emigranten aus dem "Landl", die Landler, kamen.
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Um 1750 riss der Fluss Zibin im Westen den Tor- und Zufahrtsturm weg, so dass im Süden eine neue Einfahrt mit Burghüterwohnung gebaut werden musste, wozu weite Teile der zweiten Ringmauer abgetragen wurden (links: mehrfach vermauertes Kirchenportal). 1775 erhielt die Kirche eine Orgel, 1794 mit Volkskunst bemalte Emporen. 1805 wurde der vom Erdbeben geschädigte Turm erhöht und erhielt seine vier Ecktürmchen. 1891 wurde Großau durch einen großen Brand heim gesucht. Im Januar 1945 wurden 348 Menschen nach Russland deportiert, von denen 51 dort oder unterwegs verstarben. 1972 - 75 wurden Erdbebenschäden an der Kirchenburg beseitigt und umfangreich repariert.
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Von den ehemals 2.640 Sachsen von 1974 verließen 1.217 allein 1990 den Ort nach Deutschland oder Österreich; in Großau verblieben bis 1996 nur etwa 70. 54

In die Kirchenburg kamen wir nicht hinein, wir konnten sie von außen von der Flussbrücke anschauen oder auf dem kleinen Markt Melonen und Textilien ansehen. Das Dorf hat viele Storchennester auf Dächern und Strommasten, die alle bebrütet sind.

3.8 Reußmark oder Miercurea Sibiului
Reußmarkt im Unterwald liegt an der Straße von Hermannstadt nach Mühlbach. Auffällig ist der große Platz in der Ortsmitte. Deutsche Siedler waren hier seit etwa 1200 ansässig. Die Kirche entstand etwa um 1260 gleichzeitig mit den ersten Wallanlagen.

Durch seine exponierte Lage war Reußmarkt Opfer aller durchziehenden Heere. Verwüstungen durch Türkeneinfälle nach 1400 sind belegt. Auch später hatte der Ort viele Brandschatzungen zu erdulden, insbesondere nach 1600, als walachische, kaiserliche, türkische und ungarische Haufen den Unterwald überfielen. Diese Rückschläge ließen eine städtische Entwicklung nicht zu, obwohl Rußmarkt Sitz einer der sieben Stühle war. 55
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Ältester Bau der Anlage ist eine romanische Basilika mit schmalem Westturm. Sie wurde im 18. Jh. barock umgebaut. Daher stammen das Gewölbe im Mittelschiff, die Pilaster, die das Gewölbe tragen, und die gesamte Ausstattung: Altar, Gestühl und Orgel. Die Kirche wird von einem ovalen Bering umgeben, an dessen Innenseite Wehrgänge und Getreidespeicher untergebracht sind. Der Eingang im Süden ist zusätzlich befestigt. 56

In Reußmark wohnt Herr Hüter im Pfarrhaus, sein Sohn direkt im Torhaus der Burg. Der alte, hagere Herr Hüter ist sehr fidel und erzählte uns allerlei ("wenn ich gut weiß, ...") über "seine" Kirchenburg. Insbesondere konnten wir die hölzernen Getreidekästen mit dem Schieber zur Kornentnahme und die Speckböden mit zwei echten Speckseiten anfassen. In der Kirche ist alle zwei Wochen Gottesdienst, zu dem etwa 13 bis 15 Frauen und 3 bis 4 Männer erscheinen. Die Gemeinde hat noch 67 Mitglieder, von denen aber viele alt und krank sind.
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3.9 Kelling oder Câlnic
Der erste urkundlich genannte Gräf (oder Gref) Erwin lebte um 1200. Die Gründung geht wahrscheinlich auf Chyl, Gref von Kelling, zurück, welcher hier seinen Hof hatte. Nach Münzfunden ist die Burg in der zweiten Hälfte des 12. Jh. errichtet worden. Nachdem 1430 die Burg von den Bauern gekauft wurde, errichteten diese einen Tonnen gewölbte Torwehr vor dem Torturm mit einer äußeren Ringmauer.

1438 nahmen die Türken unter Sultan Murad, zusammen mit Truppen seines walachischen Vasallen Vlad Dracul die Burg ein. Nach der kampflosen Übergabe durch Pfarrer Laurentius wurde dieser von König Albrecht zum Hochverräter erklärt und seines Amtes enthoben. 1599 wurde Kelling von der Soldateska des Fürsten Mihai (Michael) aus der Walachei verwüstet. 57

Die Kellinger Gräfenburg liegt inmitten der Ortschaft am Bach, der die Gemeinde durchfließt. Sie besteht aus einem ovalen inneren Bering, in dem der Bergfried und eine Kapelle stehen. Ein zweiter, 258 m langer unter 7 m hoher, späterer Ring diente als Zwinger. Die Einfahrt in die Burg ist durch gestaffelte Torwehre geschützt. Die älteren Teile der Burg sind in der zweiten Hälfte des 13. Jh. entstanden. Eine zweite Bauphase datiert Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jh. 58
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