Siebenbürgen in Rumänien
Mit Elk Botho Werhahn, Freie Lauenburgische Akademie, Wentorf
Vom 29. Juli bis 7. August 2005

Siebenbürgen, Land des Segens,
Land der Fülle und der Kraft,
mit dem Gürtel der Karpaten
um das grüne Kleid der Staaten,
Land voll Gold und Rebensaft!

Unsern Vätern anvertraut,
die aus fernen deutschen Landen
hier die neue Heimat fanden,
die sie selber sich erbaut.
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(Hans Moltke)  1

1 Natur und Landschaft
1.1 Landschaft und Klima
Gemessen an der Fläche Rumäniens nimmt Siebenbürgen mit rund 56.000 km² (zum Vergleich: Niedersachsen 47.600 km²) ein knappes Viertel ein und ist damit der größte Landesteil. Die Nord-Süd-Ausdehnung ist 280 km, die Ost-West-Erstreckung 310 km. Von oben betrachtet gleicht Siebenbürgen einer natürlichen Festung, die von den Süd- und  Ostkarpaten umschlossen wird. Im Westen trennt das Siebenbürgische Erz- oder Westgebirge den Landesteil vom Großen Ungarischen Tiefland. Die tiefste Stelle liegt mit 160 Metern über NN am Fluss Mieresch. Die höchsten Erhebungen in den Karpaten sind im Fogarascher Gebirge mit 2.544 bzw. 2.535 Metern. 2

Das siebenbürgische Hochland zwischen 300 und 800 Meter über NN hat ein gemäßigtes kontinentales Klima. Die Winter sind kalt und in den letzten Jahren oft schneearm. Die tiefste gemessene Temperatur lag 1942 im Burzenland bei -38,5 °. Im Frühling ist es meist mild und sonnig. Die Sommer sind warm, im Juli und August sind es über 30 ° C; die höchste Temperatur wurde in Neumarkt 1952 mit 40,6 ° gemessen. Oft bilden sich im Hochsommer lokale Wärmegewitter, die sich in starken Wolkenbrüchen ergießen. Im Herbst gibt es oft lange Schönwetterperioden, die mit den bunten Blättern der Laubwälder den charakteristischen "Siebenbürgischen Herbst" abgeben. Die Winde wehen meist aus west- und nordwestlichen Richtungen und treiben die Wolken auf die Ostkarpaten zu, wo sie sich gerne abregnen, bevor sie den Landesteil Moldau erreichen. 3

Das Land fällt von Osten und Südosten leicht nach Westen und Nordwesten ab. Hauptfluss ist der Mieresch (oder Mures, 766 km) der nach Westen zur Theiß strömt und in den südlich die parallel fließende Kleine und Große Kokel münden.
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Südlich davon entwässert das Hochland der Alt (oder Olt, 699 km), welcher den von Süden von Kronstadt kommenden Burzen (oder Bârsa) und nördlich von Hermannstadt seinen Parallelfluss Harbach (oder Hirtibaciu) aufnimmt. Der Alt durchbricht südlich von Hermannstadt am Roten-Turm-Pass die Südkarpaten und strömt direkt in die Donau. Die meisten Sachsensiedlungen entstanden an den beiden Kokeln, dem Harbach, der Nordseite des Alt (Foto unten: Blick in das Alt-Tal von der Höhe bei Sacadate aus) sowie den vielen kleineren Zuflüssen.

Im Siebenbürgischen Hochland wachsen in den Waldresten (von zwischen 20 und 40 % des Urbestandes) Eichen und Hainbuchen, aber auch Buche, Linde, Ulme, Ahorn, Esche, Birke u.a. Die Flora Siebenbürgens umfasst rund 2.600 Arten, von denen 68 Endemiten sind, die nur hier vorkommen. Die fruchtbaren Böden werden weitgehend landwirtschaftlich genutzt (Bild unten: traditioneller Maisspeicher im Museumsdorf Astra bei Hermannstadt), seitdem die Waldbestände größtenteils abgeholzt wurden. Angebaut werden Getreide, Mais, Zuckerrüben, Gemüse, Obst und Wein. Hanf- und Flachsanbau sicherten einst die Selbstversorgung mit Kleidung sowie Bett- und Haushaltswäsche.
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Auch die Viehzucht ist bedeutend. Als Haustier ist gelegentlich der Indische Wasserbüffel zu sehen, der wohl von den Türken mitgebracht wurde. Zu den Säugetieren der Wälder und Felder gehören Wolf, Fuchs, Reh, Wildschwein, Dachs, Wildkatze, Eichhörnchen, Iltis, Wiesel, Feldhase und Fischotter. Im höheren Bergland kommen Edelmarder, Luchs, Hirsch und Braunbär hinzu. Die Vogelarten sind meist Waldbewohner wie Buntspecht, Grünspecht, Buchfink, Eichelhäher, Habicht, Waldohreule u.a. Das Hochland und die umgebenden Randgebirge sind an Bodenschätzen reich wie Erdgas, Stein- und Braunkohle, Gold- und Silbererzen. 4

1.2 Wanderungen, Kutschfahrten und mit der Seilbahn in die Höhe
Auf einer Wanderung, die uns in der Mittagshitze fünf Kilometer über die Hochebene von Johannesberg oder Nucet nach Sacadate führte, konnten wir uns einen guten Eindruck über das waldarme Hügelland verschaffen.

Auf den trotz der Sommerhitze stellenweise versumpften Wiesen genossen wir den Anblick zahlreicher Wildblumen und Kräuter. Am Rand des zugewachsenen Weges standen noch Kirsch- und Pflaumenbäume, deren Früchte wir verzehrten, bevor wir unter hohen Weidenbäumen unsere Mittagsrast einlegten und unsere Lunchpakete mit viel Apfel, Paprika, Brot, Käse und Fleisch verspeisten (bzw. deren Reste einige von uns zur "Abwehr" wilder Dorfhunde vor Sacadate nutzten).
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Am Nachmittag ließen wir Pferde für uns laufen, nachdem wir das Gestüt Simbata de Jos kurz angeschaut hatten. Auf dem Parcours bekamen wir einen Eindruck vom Temperament der Schimmel (Lipizaner, sie waren die wildesten), Apfelschimmel, Braunen und Schwarzen (sie waren die friedlichsten). Anschließend verteilten wir uns auf die vier zweispännigen Kutschen und ließen uns eine Stunde hin und eine zurück durch die Ackerlandschaft kutschieren. Unverständnis äußerte Elk Werhahn, als einige von uns die Pferde bedauerten - ob der Anstrengung. Er meinte: "Meine Güte, jetzt tun Ihnen die Pferde leid. Meine Mutter ist im Winter 1945 von Ostpreußen nach Bebra mit Pferden gefahren, die haben es klaglos ausgehalten!"

Bären bekamen wir keine zu Gesicht, diese halten sich leider oft in unwürdiger Weise auf Müllkippen auf, was uns der Reiseleiter ersparen wollte. An einer Abbruchkante im Gelände konnten wir Nistkolonien von Bienenfressern und Uferschwalben beobachten.

Das unstete Wetter im Hochgebirge nahmen wir bei Sinaia wahr, wo wir von der Mittelstation bei 1.400 m bis zum Kamm bei 2.100 m per Seilbahn hinauf fuhren. Strahlender Sonnenschein wurde innerhalb weniger Minuten von dichtem Nebel verdrängt, der ebenso schnell wieder verschwand. Aus der Bergwanderung wurde irgendwie nichts, so blieb nur übrig, die Bergblumen zu betrachten.

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