3 Albrecht von Wallenstein
3.1 Sein Aufstieg
Es begann in einem kleinen böhmischen Dorf an der oberen Elbe bei Arnau, genannt Hermanitz, heute Hermanice. „Auf dem Bollwerk in dieser Gemeinde wurde am 14." (julianischer Kalender) bzw. 24. (heutiger, gregorianischer Kalender) „September 1583 dem hochgeborenen Herrn Wilhelm dem Älteren von Waldstein und Hermanitz und seiner Gemahlin, der hochgeborenen Frau Margarete von Smirice" (Markyta von Smiricky) „der Sohn Albrecht Eusebius Wilhelm Waldstein - vom Dichter Friedrich Schiller als Wallenstein benannt - geboren... Das Bollwerk der Familie stand auf der Stelle, wo heute der Kindergarten steht. Aus dem Bollwerk blieben keine Baudenkmäler." 27 Die Eltern sind bereits 1593 bzw. 1595 gestorben, ihre Grabdenkmäler im Presbyterium der Kirche untergebracht. - Auf der Außenwand der Kirche gibt es noch mehrere Grabsteine mit dem Waldstein-Wappen.
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Wallensteins (hier hoch zu Ross, im Senats-Palais in Prag) Eltern waren Utraquisten, gehörten also der gemäßigten Religionsgemeinschaft der Hussiten an. Seine Mutter entstammte aus einer relativ begüterten Familie. 28  Mit zwölf zum Vollwaisen geworden, übernahm Albrechts Erziehung sein Vormund und Oheim Heinrich von Slavata. Dieser war Ältester der böhmischen Brüdergemeine und erzog ihn auf seinem Schloss Koschumberg. Albrecht besuchte ab 1597 das berühmte evangelische Gymnasium (Lateinschule) in Goldberg (bei Liegnitz/Legnica, Schlesien). 29  

1599, nach Slavatas Tod, übernahm seine Tante Jitka von Waldstein die Vormundschaft. Albrechts weltmännischer Onkel Adam bewegte sich selbstbewusst im intriganten Milieu am Rudolfinischen Hof in Wien. 30 Der Onkel half auch an der Akademie in Altdorf bei Nürnberg, wo der Neffe von der Schule verwiesen wurde. Der Grund: Er hatte an einem mörderischen Streit teilgenommen und einen seiner Diener beinahe getötet. Nach Dr. Budesheim durften die Schüler dort Degen tragen; bei einer Rangelei erstach ein Mitschüler einen Offizier, und Albrecht war dabei. Er wohnte bei seiner Tante, hatte 57 Gulden Schulden (vielleicht bei ihr?), als sie ihn rauswarf.

Angeblich fiel Albrecht 1604 als Page im Dienste des Markgrafen von Burgau im Schlaf (!?) aus dem Fenster im dritten Stock des Schlosses. Seit diesem Augenblick war er sich sicher, dass ihn die Jungfrau Maria für eine höhere Bestimmung gerettet habe. Folgerichtig trat er vor 1606 zum katholischen Glauben über und besuchte kurze Zeit das Jesuitenkolleg in Olmütz (Olomouc, Mähren). Dr. Budesheim vermutet ein Kalkül als Motiv, um als Katholik bei den Habsburgern besser angesehen zu sein. Die Religion seiner Offiziere sei später dem Feldherrn stets egal gewesen.

Um die Jahre 1602 bis 1604 reiste er mit dem Astrologen Paul Virdung nach Padua und Bologna. An der Universität hat er sich nachweislich mit Politik, Mathematik und Astrologie beschäftigt. Nach seiner Rückkehr diente er als Edelknabe am Hof des Markgrafen Karl von Burgau in Innsbruck, bald danach als Kämmerer des Erzherzogs Matthias, des künftigen Kaisers. 31 Reisen nach England, die Niederlande und Frankreich rundeten sein Weltbild ab.

1609 heiratete der adlige Habenichts aus Böhmen eine der reichsten Frauen Mährens. Lukretia (Lukrezia/Lucretia) Neksch (Nikessin) von Landek (von Witschkow/Vickov) 32 war reich, verwitwet, kinderlos und etwas älter als Wallenstein. Mit den Jesuiten sympathisierende Quellen behaupten, Pater Vitus Pachta habe diese Ehe nur eingefädelt, damit Lukretias Güter nicht in protestantische Hände fallen sollten. Neueste medizinische Untersuchungen ergaben, dass sie mit 35 Jahren an einer Seuche starb, und zwar vier Jahre nach der Hochzeit. Beide hinterließen keine Kinder.

Am 9. Juni 1623 heiratete der nunmehr reichste Mann Mährens Elisabeth Isabella Katharina (Maria) von Harrach. Der Vater der Braut war einer der einflussreichsten Berater am kaiserlichen Hof. Drei Monate nach der Heirat wurde Wallenstein in den Fürstenstand erhoben. Sechs Monate später erhob der Kaiser Friedland zum Fürstentum und zum Erblehn. Im Juni 1625 wurde Wallenstein zum Herzog ernannt. - Bis Ende 1623 hatte Wallenstein dem Kaiser 5,5 Millionen Gulden vorgestreckt.
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3.2 Seine Leistung als Unternehmer
Die von seiner früh verstorbenen Frau Lukretia geerbten Güter organisierte Albrecht von Wallenstein entgegen den damaligen Gepflogenheiten nach geradezu modernen unternehmerischen Gesichtspunkten. Er förderte die Produktivkräfte bis zur Grenze des Möglichen, gründete in den Städten Manufakturen, errichtete Speicher für Ernteüberschüsse (später zur Proviantierung seiner Armeen) und führte Waren aus. Alles wurde reglementiert: Eine Kuh habe jährlich eine Tonne Butter und fünf Kühe haben vier Zentner Käse zu produzieren. Er verfasste Wirtschaftsordnungen über „Getreide", „vom Flax", „von den Obstgärten" und Androhungen der Todesstrafe gegen betrügerische Fasanenwärter.

Kein Ackerboden durfte brach liegen; kein Nebenprodukt ungenutzt bleiben. Landstreicher wurden aufgegriffen, gesäubert, gekleidet, zur Arbeit gezwungen; wenn sie aus gesundheitlichen oder Altersgründen für die Arbeit nicht mehr eingesetzt werden konnten, brachte man sie in Spitälern unter. Auch das Erziehungs-, Wohlfahrts- und Gesundheitswesen waren durchorganisiert.

Das Braurecht, eine einträgliche Einnahmequelle der Adligen und Stände, ging nun an Wallenstein über. Es durfte fortan nur herzogliches Bier getrunken werden; allerdings: der Herzog trank es selber, denn es war gut. Wallenstein achtete stets auf Qualität. Wer fremdes Bier ausschenkte, wurde bestraft: Tausend Dukaten für den mitschuldigen Dorfbesitzer und hundert Taler für den Schankwirt.

Wallenstein begann mit Protektion des Kaisers, konfiszierte Güter der Aufständischen, die zu einem Spottpreis unter den Hammer des Auktionators kamen, aufzukaufen. Der Kaufpreis wurde auf ein Fünftel des tatsächlichen Wertes geschätzt. Wallenstein konnte im Laufe der Jahre 66 Besitzungen ankaufen. In den Jahren 1622 bis 1624 erwarb Wallenstein Ländereien im Umfang von 120.000 Hektar und im Wert von 3 Millionen Gulden aus königlicher Hand und für 1,7 Millionen Gulden aus Privatbesitz. Einen Teil davon verkaufte er wieder gewinnbringend. Aus den über 50 Grundherrschaften um Friedland und Reichenberg (heute Liberec) bildete er ein geschlossenes Herrschaftsgebiet, das Ferdinand 1623 zum Fürstentum erhob. Um einen Teil seiner Schulden bei Wallenstein zu tilgen, überließ Ferdinand ihm 1627 das schlesische Herzogtum Sagan als Lehen.

Gewinner auch des dänischen Krieges, den König Christian verloren hatte, war wieder einmal Wallenstein. Neid, Wut und Empörung machten sich unter den deutschen Fürsten und den Spaniern breit, als am 11. März 1628 alle Titel und Privilegien der mecklenburgischen Herzogtümer (deren Vorinhaber wegen Unterstützung der Dänen abgesetzt waren) auf Wallenstein übertragen wurden. In Güstrow baute nach Dr. Budesheim der neue Herzog Wallenstein eine hervorragende Verwaltung auf und begann den Bau eines Kanals von der Ostsee über den Schweriner See zur Elbe. Außerdem erhielt Wallenstein den etwas futuristischen Titel „General des Ozeanischen und Baltischen Meeres".

Er regelte die Geschäfte so gut, dass er nach seiner Entlassung 1630 jährlich immerhin sechs Millionen Taler Einkünfte hatte! Er steigerte die landwirtschaftliche Produktion durch Einführung der Lohnarbeit, betrieb Bergbau und ließ Manufakturen für die Produktion von Waffen und Uniformen einrichten. Wallenstein hatte vielleicht als erster europäischer Fürst einen ausschließlich für Kriegszwecke organisierten Staat aufgebaut. Der Herzog lebte in Friedland nie einsam und zurückgezogen. Eine intensive Korrespondenz informierte ihn über alle Aktivitäten im Reich; dänische, polnische, englische Gesandte gingen ein und aus.
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3.3 Seine Leistung als Kriegsherr
Als Mitglied der böhmischen Brüdergemeine konnte Albrecht von Waldstein nicht auf eine Karriere am Prager Hof hoffen. So entschloss er sich wie viele andere mittellose Adlige für das Militär. Mit zwanzig Jahren trat Albrecht in den kaiserlichen Militärdienst in Ungarn ein, wo er gleich Fähnrich wurde. Beim Wintermarsch über die Hohe Tatra zog er sich nicht nur eine Lungenentzündung, sondern eine epidemische Krankheit, womöglich Malaria oder auch die Syphilis, zu. Bereits 1605 kämpfte Wallenstein unter seinem militärischen Lehrmeister, Georg Basta, als Hauptmann einer Kompanie Fußvolk in der belagerten Festung Gran (Esztergom an der Donau in Ungarn) gegen die Türken.

Im Jahre 1607 diente Wallenstein als Kämmerer des jungen Erzherzogs Ferdinand von Steiermark am Wiener Hof. 1617, zehn Jahre später, trat der Erzherzog an Wallenstein - seit 1615 Oberst der mährischen Stände - heran mit der Bitte, ihn im Friauler Krieg gegen Venezien zu unterstützen. Wallenstein warb mit eigenen Mitteln 200 ungarische Reiter, zwei Kompanien Kürassiere und 80 Musketiere an und wurde wegen seiner Tapferkeit bei den Italienern beliebt und beim Kaiser bekannt. Wallenstein ahnte nach Dr. Budesheim, Ferdinand werde nächster König von Böhmen und er somit sein Retter.

Wallenstein wurde vom Baron zum Grafen erhoben, zum Obristen ernannt und erhielt auf Empfehlung des Kaisers ein Regiment der Mährischen Miliz. Mähren war damals noch kaisertreu. Das sollte sich mit dem Prager Fenstersturz und der sich daran anschließenden sogenannten böhmischen Rebellion 1618 ändern. Die böhmischen Stände sagten sich von Ferdinand II. los und wählten den jungen reformierten Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zu ihrem König (sog. Winterkönig). Wallenstein stellte sich auf Ferdinands Seite.

Im August 1618 traf sich Wallenstein mit Ferdinand auf dem mährischen Landtag zu einem Geheimgespräch. Wallenstein bot dem zukünftigen Kaiser an, 40.000 Gulden aus eigener Tasche vorzuschießen und ein Kürassierregiment gegen die Böhmen anzuwerben. Ferdinand akzeptierte. Am 20. März 1619 starb Kaiser Matthias, wie Rudolf kinderlos. Vier Tage später wurde Wallenstein zum Obristen bestallt (noch einmal?) und erhielt neben dem Obristengehalt 8.000 Gulden Zuschuss. Der gegenseitige Beistandspakt war erkauft.

Wallenstein befahl am 30. April, 2.700 Mann aus dem mährischen Olmütz in Richtung Wien abzuziehen. Wallenstein stürmte mit 40 Musketieren die mährische Ständekasse. Die Truhen mit 96.000 Gulden und beschlagnahmtes Kriegsgerät wurden von Wallenstein in einem Gewaltmarsch am 5. Mai nach Wien geschafft. Tatsächlich wurden die Geldtruhen heimlich nach Olmütz zurückgebracht.

Wallenstein wurde zum General-Quartiermeister ernannt und hatte die Verpflegung des Heeres auf dem Böhmenfeldzug zu sichern. Bei der Schlacht am Weißen Berg (mit Schnee bedeckt) westlich vor Prag am 8. November 1620 war Wallenstein selbst nicht anwesend, aber ein Regiment von ihm. Herzog Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg übrigens war beteiligt und konnte sich später den Herrensitz Schlackenwerth kaufen.

Mit der Niederlage der böhmischen Aufständischen am Weißen Berg regelten sich auch wieder die Besitzverhältnisse. Wallenstein erhielt seine ehemaligen Güter zurück und wurde vom Kaiser zum „Militär-Gubernator des Königreiches Böhmen" ernannt. Das bedeutete konkret: Wallenstein sollte im Auftrag des Kaisers das Land „befrieden".

Die Anhänger des abgesetzten und geächteten Friedrich von der Pfalz, Ernst von Mansfeld, Christian von Braunschweig und der Markgraf von Baden-Durlach, machten mit ihren Kriegszügen dem alten Tilly das Leben schwer und laugten die Kriegskasse aus. In dieser Situation bot Wallenstein dem Kaiser an, ein Heer von 50.000 Mann auf eigene Kosten aufzustellen. Quartiere und Verpflegung sollten nach dem Motto geregelt werden: "Der Krieg ernährt den Krieg". Wallenstein verlangte vom Kaiser nur die Bezahlung des Soldes. Am 1. Juli 1625 wurde ihm der Oberbefehl („oberstkommandierender General", „oberster Feldhauptmann") über das zu bildende kaiserliche Heer übertragen. Innerhalb weniger Wochen stellte Wallenstein eine Truppe von 24.000 Mann auf. Ende 1625 standen bereits 62.000 Mann unter Waffen; ein Jahr später waren es bereits 110.000 Mann. Die Kommandospitzen besetzte er mit kriegserfahrenen Offizieren, die ihm aus ganz Europa zuliefen.

Wallensteins Heer hatte im dänischen Krieg eine Stärke von 130.000 Mann erreicht. Der Kaiser und sein oberster Heerführer standen auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Wichtige Siege über protestantische Truppen waren errungen; Ende 1628 stand ganz Norddeutschland unter kaiserlich-ligistischen Truppen. Doch der am 5. Juni 1629 zu Lübeck geschlossene Friede stieß in Wien auf keine ungeteilte Zustimmung. Das vom Kaiser zuvor erlassene Restitutions-Edikt lehnte Wallenstein ab, weil er damit unnötige Konflikte heraufziehen sah.

Die Fürsten und die Jesuiten führten ständig Beschwerde über Wallensteins Eigenmächtigkeiten, Zinserpressungen und Plünderungen. Mit dessen Entlassung konnte der Kaiser die katholischen Fürsten, allen voran den Kurfürsten von Bayern, zufrieden stellen - und die Wahl seines Sohnes Ferdinand II. zum König sichern; mit dem Zurückziehen des Restitutionsedikts hätte er die protestantischen Fürsten gewinnen können. Im Sommer 1630 war kein Krieg in Deutschland; Ferdinand entschloss sich deshalb, zunächst Wallenstein zu opfern. Im Juli 1630 zwangen die deutschen Fürsten den Kaiser auf dem Reichstag zu Regensburg, Wallenstein als Oberbefehlshaber zu entlassen und das kaiserliche Heer auf 40.000 Mann zu begrenzen.

Wallenstein unterwarf sich ohne Widerstand, empfand des Kaisers Entscheidung aber als tiefe persönliche Beleidigung. Zweifellos bedeutete die Entlassung aus den kaiserlichen Diensten für Wallenstein subjektiv eine schwere Enttäuschung. Aber er wusste, dass ihn der Kaiser bald wieder brauchen wird, denn der König von Schweden war am 6. Juli 1630 mit 13.000 Mann auf Usedom in Pommern gelandet. Die Siege Gustav Adolfs von Schweden und das Vordringen der protestantischen Truppen bis weit in den Süden Deutschlands brachten den Wiener Hof in Bedrängnis.

In dieser für ihn verzweifelten Lage vergaß der Kurfürst von Bayern (und nunmehr auch der Pfalz) alle Vorurteile gegen Wallenstein und drängte den Kaiser, Wallenstein als neuen Oberbefehlshaber des Heeres - oder was davon übrig war - zu berufen. Nach langem, taktischen Zögern übernahm Wallenstein am 15. Dezember 1631 den Oberbefehl zunächst nur für drei Monate. In der Schlacht bei Rain am Lech am 13. April 1632 hatte Maximilian von Bayern sein Land und seinen Feldherrn Tilly verloren, Gustav Adolf lagerte in München. Wallenstein hatte sich auf Drängen des Kaisers doch noch am 14. April 1632 in der „Göllersdorfer Kapitulation" dazu „überreden" lassen, den Oberbefehl zu behalten - mit unbeschränkten Vollmachten. Er tat es nicht nur der Freundschaft wegen zu seinem Kaiser; er musste bei dem unaufhaltsamen Vormarsch der Schweden auch um seine Besitzungen fürchten.

Und Wallenstein hatte Bedingungen durchgesetzt, die zwar durch kein geschichtliches Dokument nachzuweisen sind, aber Gerüchten zufolge hatte Wallenstein nicht nur unbeschränkte Gewalt über sein Heer, sondern war auch legitimiert, Friedensverhandlungen zu führen und Verträge zu schließen, wann und wo er wollte.

Im Grunde hatte Wallenstein die absolute, unabhängige militärische und Rechtshoheit erlangt. Um für zukünftige Verhandlungen u. a. mit Sachsen und Brandenburg mögliche Vorbehalte protestantischer Fürsten vorzubeugen, erwirkte er vom Kaiser die Aufhebung des Restitutionsediktes. Als Belohnung wurden Wallenstein habsburgische Länder und die Kurwürde versprochen. Ob es tatsächlich die böhmische Krone war oder die brandenburgische oder Pfälzer Kurwürde, ist nicht bekannt.

In nur vier Monaten hatte der Generalissimus ein Heer von 100.000 Mann rekrutiert, manövrierte Gustav Adolf aus Bayern heraus, lieferte im Herbst die Schlacht an der Alten Veste bei Nürnberg und traf bei Lützen in Sachsen wieder auf den Schwedenkönig.

Nach der Schlacht von Lützen 1632 an einem Novembertag mit Nebel, der schwersten des ganzen Krieges, bei der nebenbei auch Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg fiel, zog Wallenstein nach Leipzig ab, er hatte quasi verloren. Der Wiener Hof feierte trotzdem, denn der Schwede Gustav Adolf war tot. Die Schweden lagen noch in Regensburg, und der Kaiser in Wien drängte.

Wallenstein hatte aber erkannt, dass sich die Rekatholisierungspläne des Kaisers nie durchsetzen lassen würden und es darauf ankam, einen dauerhaften Frieden im Reich herzustellen - unter Tolerierung der konfessionellen Besitzstände. Er nötigte Brandenburg zum Waffenstillstand, strebte einen Frieden mit Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar an und zögerte deshalb dem Kurfürsten von Bayern zur Hilfe zu kommen.

Wallenstein zog nach Pilsen, es war schon Winter, und verweigerte die Befehle wegen des schlechten Wetters. Max von Bayern, schon Kurfürst, unterstellte Wallenstein aber, selbst König werden zu wollen.

3.4 Tod in Eger
Als es zum Ende des Folgejahres Wallensteins Gegnern gelang, das Vertrauen seiner Offiziere zu erschüttern, entwickelte sich die Situation sehr ungünstig. Nur solange die Obristen und Generäle hinter Wallenstein standen, war der Kaiser gegen ihn machtlos.

Am 12. Januar 1634 trafen sich im Rathaus von Pilsen 49 Offiziere zu einem Saufgelage, wie sich Dr. Budesheim ausdrückte. Wallenstein ließ sich dort die Treue wichtiger Generäle wie Ottavio Piccolomini, Matthias Gallas und Johann von Aldringen schwören; den sog. „Pilsener Revers" unterschrieb übrigens Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg als Erster, denn er war als Reichsherzog der Ranghöchste. Jedoch ging das Papier nie nach Wien, denn es gab einen Verräter: General der Kavallerie Ottavio Piccolomini. Dieser hatte Wallenstein hochverräterischer Machenschaften bezichtigt und der Kaiser mit seinen Patenten vom 24. Januar und 18. Februar Wallenstein für abgesetzt erklärt. Wallensteins Offiziere fürchteten nun um ihr Geld, denn dann wären seine Schuldscheine wertlos. Nach der Ächtung fielen fast alle Offiziere - Walter Graf von Butler, M. Reichsgraf Gallas, Johann Gordon - von Wallenstein ab. Dieser nahm die Nachricht vom Abfall des Heeres in starrer Ruhe entgegen.
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Wallenstein zog mit je einer Nacht in Mies und in Plan - schwer krank auf einer Sänfte - nach Eger am 24. Februar. Dort bekam er im Haus des Alexander Pachelbel Quartier. (Ölgemälde Ankunft in Eger, von F. Tippelt 1932, Regionalmuseum Eger.) Die kaiserlichen Offiziere, Regiments-Kommandant Gordon, Leslie (beide Schotten) und Butler, wollten den abgesetzten Oberbefehlshaber beseitigen.

Am Morgen des 25. Februar verlangte Baron Ilow von den Stabsoffizieren einen neuen Treue-Eid, weil Wallenstein völlig zu Unrecht die Gnade des Kaisers verloren habe. Gordon, Leslie und Butler beschworen ihre Treue!

Doch kurz darauf änderten sie ihren Plan und wollten Wallenstein umbringen, weil es für sie am ungefährlichsten ist; wir wissen nicht, ob ihnen die Weisung „tot oder lebendig" bekannt war; Tatsache bleibt, dass sie eigenmächtig handelten. 33

Zum Bankett war am Folgeabend auf die Kaiserburg geladen, wo Fackeln als Erkennungszeichen dienten für diejenigen Personen, die man nicht umbringen durfte. Die Fallbrücke wurde gehoben, die Wallenstein vertrauten Offiziere Christian Freiherr von Ilow, Adam Erdman Trcka (Terzka), Wilhelm Kinský und Rittmeister Neumann wurden gegen 8 Uhr getötet. Am heftigsten wehrte sich Trcka, ein junger Riese im „Elenkoller" gekleidet, bei dem Blutbad. Die angeworbenen Mörder waren kaum Deutsche, sondern Schotten, Iren, Italiener und Spanier.

Wallenstein war wegen seiner Krankheit nicht auf der Burg, sondern hatte sich im Hause Pachelbel verborgen. Am Abend, gegen 10 Uhr, wurde der Generalissimus vom schwer betrunkenen irischen Rittmeister Walter Deveroux mit einer Partisane durch die Brust erstochen, fiel um und war sofort tot. Sein Leichnam wurde in einen Teppich gewickelt und auf die Burg gebracht. (Ölgemälde links: Ermordung der Offiziere, rechts Erstechung des Wallenstein, beide von J. M. Hoffreuther 1736, im Regionalmuseum Eger.)
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Wallenstein verlor seinen Offiziersberuf nie aus seinen Augen. Der Krieg eröffnete ihm den Weg zu persönlicher Macht und Reichtum. Im Krieg sah er die einzige Möglichkeit, weiter aufzusteigen. Jeder Feldzug, jeder Aufenthalt im Feldlager bedeuteten ihm körperliche Beschwerden. Dennoch ging er seinen militärischen Pflichten nach. Ein überdurchschnittliches militärisches Talent entdeckte er bei sich nicht. Bei allen seinen Siegen entdeckten die Historiker die Beiträge anderer Feldherren. Aber in der Pflege um sein Heer war Wallenstein ein unübertrefflicher Fachmann. Im Namen des Kaisers gewann er Schlachten, belagerte Städte, plünderte Länder, erpresste Schutzgelder und warb immer neue Söldner an. In Wien intrigierten die Hofadligen gegen ihn, die Jesuiten schwärzten ihn an, alle deutschen Fürsten mit Maximilian von Bayern an der Spitze forderten seine Beseitigung. Ob er plante, Ferdinand zu entthronen und die Habsburger aus ganz Europa abzudrängen, entstammt wohl eher Fantasie und Hass als Realpolitik.

So gehörte Wallenstein auch ohne große Siege zu den größten Feldherren seiner Zeit - der Krieg brachte ihm mehr Gewinn als den anderen. Militärisch agierte er umsichtig, keineswegs wagemutig oder riskant.
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4 Dank
Die dritte Exkursion in den ganzen Norden von Böhmen - in den beiden Vorjahren ging es jeweils nur nach Prag - war besonders reich an Erlebnissen und Erkenntnissen über einen Hauptdarsteller, den alle schon gut zu kennen glaubten. Dr. Budesheim hat (wie für mich schon 15 Mal zuvor) eine Woche lang die Gemeinschaft seiner Freien Lauenburgischen Akademie geführt und sich vor Ort mit Fachleuten verstärkt. So bleibt mir danke zu sagen, auch allen anderen wie dem Busunternehmen und Wirtsleuten, für die Einblicke in Geschichte und Gegenwart Böhmens.

Fotos und Text: Manfred Maronde, Lauenburg

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Quellen:
Wappen: Wikipedia, außer Pilsen: www.ngw.nl
Planskizze der Prager Burg: http://de.wikivoyage.org/wiki/Prag/Hradschin

1 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Vald%C5%A1tejn
2 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Fr%C3%BDdlant
3 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnchengr%C3%A4tz
4 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Brandeis_(Elbe)
5 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Oberlausitz
6 Internet: www.zittau.de
7 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Zittau
8 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Salzhaus_(Zittau)
9  Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Gitschin und die sehr vorbildliche Präsenz der Stadt (tschechisch, polnisch, englisch, deutsch) www.jicin.org/de
10 Ein an der Kirchenbank befestigter mit Schreibmaschine geschriebener Zettel
11 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Hermanitz
12 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Friedland_(B%C3%B6hmen)
13 Internet: http://de.wikivoyage.org/wiki/Prag#Sehensw.C3.BCrdigkeiten
14 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Prager_Altstadt
15 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Altst%C3%A4dter_Ring
16 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Karlsbr%C3%BCcke
17 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Waldstein
18 Internet: http://de.wikivoyage.org/wiki/Prag/Hradschin
19 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Pilsner_Bier und http://de.wikipedia.org/wiki/Plze%C5%88sk%C3%BD_Prazdroj
20 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Pilsen
21 Broschüre: 2015 Pilsen
22 Stadtplan: Besichtigungstour durch das Stadtzentrum, dreisprachig
23 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/St%C5%99%C3%ADbro
24 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Plan%C3%A1_u_Mari%C3%A1nsk%C3%BDch_L%C3%A1zn%C3%AD
25 Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Eger_(B%C3%B6hmen)
26 Handzettel auf Deutsch
27 gem. maschinenschriftlichem Blatt des Pfarrers in der Kirche (siehe Note 10) von Hermanitz, nicht Prag, wie Dr. Klaus Koniarek auf seiner Homepage schreibt, siehe auch dessen Anmerkung 1
28 Hier und v. a. im Kapitel 3.2 wird zitiert aus www.koni.onlinehome.de/ausfuehrliche-biographien/wallenstein-lang.htm von dort ist auch die Unterschrift Wallensteins.
29 Buch: Deutsche Biographische Enzyklopädie, Verlag K. G. Saur, München 1999, Band 10, Seite 311 f., von Manfred Jakubowski-Tiessen
30 Broschur: „Albrecht von Wallenstein und Eger", von Jaromir Bohác, Josef Janácek und František Kubu, tschechisch und deutsch, Cheb/Eger 2005
31 Buch und Ausstellungskatalog: „Der Winterkönig", Stadtmuseum Amberg (Oberpfalz), Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 2003, Seite 242 f.
32 CD-ROM: Brockhaus multimedial von 2008 und CD-ROM Microsoft Encarta 2007, diverse unterschiedliche Schreibweisen der Namen lassen sich nicht vereinheitlichen.
33 Buchauszug: Wallenstein, von Hellmut Diwald, S. 469 Wallensteins Tod

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