6 Künstler
6.1 Veit Stoß

Veit Stoß lebte von 1447 68 bis 1533 als Kupferstecher und Maler und einer der Hauptvertreter spätgotischer Bildhauerkunst. 1477 ging er nach Krakau, wo er den Hochaltar der Marienkirche schuf und 1489 vollendete. 1496 kehrte er nach Nürnberg zurück, wo er 1503 wegen Wechselfälschung gebrandmarkt wurde und in dauerndem Zwist mit dem Rat lebte. Seine wichtigsten Nürnberger Werke sind die Sandsteinreliefs in St. Sebald, der Eng-lische Gruß in St. Lorenz und der Altar für die Karmeliter in Bamberg (rechts: Altar der Geburt Jesu).

Stoß ragt unter den Bildhauern der Spätgotik durch sein Temperament und den leidenschaftlichen Ausdruck seiner Gestaltung, vor allem der Köpfe und der aufgewühlten Gewänder, hervor. Sein Werk strahlte bis nach Böhmen, Ungarn und Siebenbürgen aus.69
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6.2 Tilman Riemenschneider
1460 in Heiligenstadt (Eichsfeld) geboren und 1531 in Würzburg gestorben lebte der deutsche Bildhauer und -schnitzer der Spätgotik. Seit etwa 1479 70 in Würzburg ansässig wurde er 1520/21 Bürgermeister. Dabei erkannte er die Notwendigkeit politischer, sozialer und rechtlicher Reformen. Im Bauernkrieg trat er für die Bauern ein und verlor nach Folterung und Kerker Ämter und Ehren.71 Ob ihm seine Künstlerhände gebrochen wurden, bleibt Spekulation, weil er nachher noch Werke und Reparaturen ausgeführt hat.

Von seiner Werkstadt wurde ganz Mainfranken mit Bildwerken versorgt, deren Eigenart niederdeutschen Ursprungs, aber auch durch oberrheinische und schwäbische Einflüsse bedingt war. Er bezog Licht und Schatten in die Formgebung ein und machte durch zarte Oberflächenbehandlung eine farbige Fassung entbehrlich. Die Bearbeitung des Steins glich er der des Holzes an, u.a. Adam und Eva, Ritter Konrad von Schaumburg in der Marienkapelle (Foto oben), Maria mit Kind (unten, selten, mit Farbfassung, in Kirche St. Burkard), Grabmal von Scherenberg, alle in Würzburg. Die Entwicklung seiner Kunst von spätgotischer Unruhe zu Wohllaut und Ausgewogenheit kann man an weiteren Altären erkennen. Von der Formenwelt der Renaissance wurden erst Werke der Spätzeit berührt wie das Grabmal von L. v. Bibra 1519 im Würzburger Dom.

6.3 Balthasar Neumann
Der deutsche Baumeister wurde 1687 in Eger geboren. Er kam als Glocken- und Geschütz-gießergeselle in würzburgische Artilleriedienste und hatte sich - unterstützt von Fürstbischof Joh. Philipp Franz von Schönborn - in Italien, Frankreich und den Niederlanden zum Architekten ausgebildet. Er entwickelte seine Raumvorstellungen von innen nach außen. Im Austausch und Wettstreit mit den bedeutendsten Architekten und Künstlern seiner Zeit reifte er zum viel beschäftigten Barockbaumeister heran, der vom Bodensee bis zur Mosel, vom Rhein bis zur Donau seine Schöpfungen hinterlassen hat. Er war Stadtbaumeister, Baudirektor der Hochstifte Würzburg und Bamberg, Artillerie-Obrist, Lustfeuerwerker, Universitätsdozent, Unternehmer einer Glashütte und Spiegelmanufaktur. Immense handwerkliche Kenntnisse verbanden sich bei ihm mit perfekt angewandter mathematischer Begabung und einem untrüglichen Gespür für Maß und Proportion, für das Schöne selbst.72
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Neumanns Hauptwerke sind das Treppenhaus und die Hofkirche73 der Residenz Würzburg, Bruchsal und Brühl, die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen und die Abteikirche Neresheim.74 Noch während Neumann lebte und den „steinernen Jubel" des Barock im Frankenland dirigierte, galt er als der führende Baukünstler seiner Zeit.

6.4 Giovanni Battista Tiepolo
Der geniale Maler wurde 1696 in Venedig geboren. Ihm gelang in der Würzburger Residenz das Hauptwerk seines Lebens. Noch immer ist das Gewölbe - "wo immer hatte Tiepolo je solchen Raum und solche Wände gefunden?" - wahrhaft königlich über den gegenläufigen Treppen. Das von ihm gemalte Porträt Neumanns im Deckenfresko: „Seine Züge enthalten die schöpferische Potenz des Barock nicht anders als das Antlitz Bachs und Händels". Dieser Vergleich lässt auch an die Musikalität seines Raumempfindens denken, das Rhythmische, Schwingende seiner Kompositionen.75

Charakteristisch für die Bilder Tiepolos, des letzten großen Meisters der venezianischen Malerei, sind die virtuose Pinselführung und die überreiche Fülle an Details. Er setzte die Malerei oft ins Architektonische fort, so dass sich seine in lichten Tönen (Tiepoloblau) gehaltenen Decken- und Wandgemälde scheinbar in weitere Räume öffnen zu rauschhaften mythologischen oder religiösen Visionen.76

6.5 Johann Wolfgang von Goethe
In Frankfurt am Main wurde Johann Wolfgang Goethe 1749 geboren. Er studierte Jura in Leipzig, Frankfurt, Straßburg und Wetzlar. Mit 26 Jahren kam er nach Weimar, einer Residenz eines ärmlichen kleinen Fürstentums, dessen Verwaltung im Argen lag. Er hatte eine Reihe von Ämtern inne, und seine Verpflichtungen nahmen so überhand, dass es ihm schwer fiel, Zeit für seine dichterischen Arbeiten zu finden. Nach seinem Rückzug aus einigen Funktionen - außer der Leitung der Museen, des Theaters und der Bibliothek - entstanden seine klassischen Werke „Egmont", „Iphigenie", „Tasso". Seine Lyrik gewann vollendetes Maß. Die Freundschaft zu Frau von Stein ließ ihn auch innerlich reifen. Seine Interessen waren universal: Sie galten auch der antiken Kunst und den Naturwissenschaften - eine Vielseitigkeit, wie sie dem auf das Praktische gerichteten Humanitäts-Ideal seines „Wilhelm Meister" entsprach.77
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König Ludwig I. von Bayern war ein großer Verehrer von Goethe. Er ließ 1828 Joseph Stieler den „König der teutschen Dichter" malen. Goethe fand es „vorzüglich", denn die Spuren seines Alters von 79 Jahren verwischt es. (Bild links, Original in Alte Pinakothek, München). - Goethe starb 1832 in Weimar. - Goethes Werk stellt einen Höhepunkt der bürgerlichen Kultur dar und prägte die Geistesgeschichte Europas, es beeinflusste die gesamte Literatur, und trug zur Entwicklung der deutschen Sprache stark bei.78

Und hier ein ausgesuchtes Gedicht:
Trunken müssen wir alle sein!
Jugend ist Trunkenheit ohne Wein;
Trinkt sich das Alter wieder zu Jugend,
So ist es wundervolle Tugend.
Für Sorgen sorgt das liebe Leben.
Und Sorgenbrecher sind die Reben.
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6.6 Jean Paul
Mit dem Namen Jean Paul Friedrich Richter wurde er 1763 in Wunsiedel geboren. Er lebte von 1804 bis zum seinem Tode 1825 in Bayreuth. Seine Werke kommen aus dem Widerstreit zwischen der Idealität der Seele und aus der irdischen Realität. Die Spannweite seiner Dichtung reicht von humorvoller Idyllik über die „hohen Menschen und unvergesslichen Jünglingsgestalten der großen Romane zu den (das kommende Jahrhundert vorweg nehmenden) tragischen Gestalten der Zerrissenen. Jean Pauls Erzählweise verstrickt den Leser in ein schwer entwirrbares Ineinander von Erzählung, Zwischenreden, Abschweifungen u.s.w. Die Klang- und Bilderkraft seiner Sprache verwandelt die Natur in eine magische Zeichenwelt.79

Als Schriftsteller erzählender Werke voller Fantasie, Humor und Tragik, gestaltete er in unnachahmlicher bildhafter Sprache „Hesperus", „Quintus Fixlein", „Siebenkäs", „Titan" und „Schulmeister Wuz".80

6.7 Richard Wagner

Richard Wagner, geboren 1813 in Leipzig, war Korrepetitor am Theater in Würzburg, Dirigent in Magdeburg, Königsberg und Riga, drei Jahre in Paris, dann in Dresden.81 Doch „Nirgends anders, nur hier!", nämlich im damals kleinen fränkischen Städtchen Bayreuth, wollte er ein Festspielhaus für seine künftigen Werke bauen. Der Schöpfer des romantischen Musikdramas stand 1871 vor dem Gipfel seines Ruhmes. „Der fliegende Holländer", „Tannhäuser" und „Lohengrin", hatten ihn populär, „Tristan und Isolde" zumindest bei Kennern hoch berühmt gemacht. „Rheingold" und „Walküre" hatte der König von Bayern, Wagners Mäzen, gegen den Willen des Autors im Münchner Hoftheater aufführen lassen. Wagner aber wollte mit dem üblichen Theater seiner Zeit nichts mehr zu tun haben. 1876 ging sein Traum in Erfüllung: „Der Ring des Nibelungen" wurde als Zyklus glanzvoll uraufgeführt, es folgte „Parzifal".82

1870 heiratete Richard Wagner Cosima, eine Tochter von Franz Liszt. Sie war 24 Jahre jünger und einen Kopf größer als er und eine bedeutende, gebildete Frau, die nach seinem Tode die Festspiele neu erstehen ließ. Bis zum ersten Weltkrieg regierte sie auf dem Grünen Hügel wie eine Monarchin.
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7. Dank
Wie schon die voran gegangenen Reisen hat Herr Dr. Werner Budesheim von der Freien Lauenburgischen Akademie e.V. diese Exkursion den Main entlang gut vorbereitet und uns einen Einblick in diese alte Kulturlandschaft Frankens verschafft. Auch wenn er es abstritt - seine Ehefrau wird auch ihren Teil beigetragen haben. Dank gebührt auch dem Busfahrer, Herrn Ali Uckan, vom Möllner Unternehmen Vokuhl, für komfortables Fahren.

Alle Teilnehmer sind nun schon gespannt auf das Thema des kommenden Jahres und freuen sich auf die nächste Exkursion.

Manfred Maronde

Alle Fotos stammen vom Autor.

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Endnoten

1 „Deutschland - Porträt einer Nation" (DPeN), Bertelsmann Lexikothek Verlag, Gütersloh, 1986, Band 8, Seite 58, Beitrag von Herbert Popp
2 Aussage Stadtführerin Frau Wolf, Würzburg
3 „Neues Großes Volkslexikon" (NGV), Fackelverlag Stuttgart 1979 (NGV), Band 6, Seite 342
4 Internet, www.bad-staffelstein.de
5 „Die Große Enzyklopädie der Erde" (DGEdE), Novaria Verlag München 1971, Band 3, Seite 280 f.
6 Schild oben am Ausstiegspunkt, im Internet www.seilbahn-ochsenkopf.de nennt 14 Stützen und 249 Höhenmeter und nur 640 Personen pro Stunde
7 DPeN wie vor
8 Microsoft Encarta 2001 auf CD-ROM, Beitrag „Franken - historische Region"
9 Karte aus DGEdE, Band 3, Seite 353, Zeit der Ottonen und Salier
10 Würzburg - Stadtführer (WS), elmar hahn verlag, Veitshöchheim, 6. Auflage 2003, Seite 98 ff.
11 Stadtplan/Sehenswürdigkeiten - Bayreuth Festspiel- und Universitätsstadt, Kongress- und Tourismuszentrale Bayreuth 2002
12 Internet www.bayreuth.de
13 siehe Kapitel 6.6
14 siehe Kapitel 6.7
15 Internet www.bayreuther-festspiele.de
16 siehe Kapitel 6.7
17 Internet www.wagnermuseum.de
18 siehe Kapitel 6.6
19 Internet www.wagnermuseum.de , www.richard-wagner.de
20 Faltblatt „Bayreuther Braukunst erleben", auch reich animiert im Internet www.maisel.com
21 Internet, www.stadt.bamberg.de
22 SD, Seite 72 ff.
23 SD, könnte auch Kaiser Heinrich II., König Philipp von Schwaben oder einen der hl. drei Könige darstellen
24 siehe Kapitel 6.2
25 siehe Bild in Kapitel 6.1
26 Broschüre „Der Bamberger Dom", Heinrichs-Verlag GmbH Bamberg, 3. Auflage 2002
27 Stadtführerin Frau Wolf
28 WS, Seite 6
29 Zeittafel im Internet, www.wuerzburg.de
30 siehe Kapitel 6.5
31 SD, Seite 435 ff.
32 siehe Kapitel 6.2
33 WS, Seite 61
34 siehe Kapitel 6.3
35 WS, Seite 8
36 siehe Kapitel 6.2
37 siehe Kapitel 4.2
38 nach WS, Seite 69, 104 m
39 siehe Kapitel 1.2.3
40 siehe Kapitel 6.2 mit Bild
41 Internet www.seligenstadt.de
42 Internet: www.basilika.de
43 Internet, www.frankfurt-tourismus.de
44 „Gesamtkunstwerk - die Stadt", Prof. Gottfried Kiesow, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 1999, Seite 258 ff.
45 Faltblatt senckenberg - kurzführer
46 Internet: www.senckenberg.de
47 Broschüre „Goethe erleben", Freies Deutsches Hochstift Frankfurt am Main, Internet www.goethehaus-frankfurt.de
48 Museumsführer Herr Baum
49 siehe Kapitel 6.5
50 SD, Seite 266 f.
51 siehe Kapitel 6.3
52 Broschüre „Banz am Main", Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, 21. Auflage 2004
53 siehe Kapitel 6.3
54 Internet www.vierzehnheiligen.de mit Beschreibung der 14 Heiligen, ihrer Herkunft und Bedeutung ihrer Namen und Gebete
55 Broschüre „Basilika Vierzehnheiligen", Günter Dippold, Obermain Buch- und Bildverlag Bornschlegel, Bad Staffelstein, 1992
56 nicht „Blauwurm", wie in einem Schriftstück zum Verkauf zu lesen ist
57 Broschüre „Schloss Weißenstein Pommersfelden", von Max H. von Freeden, Gemeinn. Stiftung Schloss Weißenstein in Pommersfelden
58 SD, Seite 342 f.
59 Residenz und Hofgarten Würzburg, Amtlicher Führer, Bay. Verwaltung der staatl. Schlösser, Gärten und Seen, 13. Auflage 2001, Seite 5
60 siehe Kapitel 6.3
61 siehe Kapitel 6.4
62 siehe Kapitel 6.3
63 WS, Seite 31 ff
64 siehe Kapitel 6.4
65 Internet www.bayreuth.de
66 SD, Seite 77 ff.
67 WS, Seite 35
68 LiF, Seite 584, jedoch 1440/50 gem. NGV
69 NGV, Band 9, Seite 312
70 nach WS, Seite 14 seit 1483
71 NGV, Band 8, Seite 184 f.
72 WS, Seite 14 f.
73 siehe Kapitel 4.2 mit Foto
74 LiF, Seite 473
75 SD, Seite 438 f,
76 LiF, Seite 689 f.
77 SD, Seite 538
78 LiF, Seite 199
79 NGV, Band 5, Seite 253
80 LiF, Seite 274
81 Lexikon in Farbe, A - Z, (LiF) Buch und Zeit Verlag Köln, 1973, Seite 738
82 SD, Seite 78


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