3 Klöster und Kirchen
3.1 Banz
Zwischen Main und Itz stand die Grenzfeste Banzburg. Wohl um 930 wurde das „Castrum principale" durch König Heinrich gegen die bis zur Unstrut (933) an reitenden Ungarn stark befestigt. 1069/70 wurde an Stelle der neuntürmigen Burg ein Benediktiner-Kloster erbaut, das aber rasch verfiel. Die 1114 errichtete Kirche wurde von Bischof Otto von Bamberg den Hl. Petrus und Dionysius geweiht. Die Herzöge von Meranien waren von 1180 an Klostervögte. 1250 erhielt der Konvent für Wein, Wolle, Holz oder Stein Zollfreiheit. In „temporalibus" (den weltlichen Geschäften) unterstand Banz Bamberg, in „spiritualibus" (geistlichen Dingen) Würzburg.
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1505 und erneut im Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster eingeäschert. Im Dreißigjährigen Krieg spielten schwedische und andere Truppen Banz übel mit: Alle Gebäude waren verwüstet, die Altäre zertrümmert, dazu Dokumente, Bibliothek, alle Glocken und die Orgel weg geführt.

Die heutigen Gebäude wurden von 1698 bis 1780 aufgeführt, die Kirchweihe war 1719. Der Reichsdeputationshauptschluss hob 1803 die Benediktiner-Abtei auf. Die Mönche wurden mit Pensionen entlassen, die Sammlungen aus Kunstschätzen und Büchern zerstreut. Zum Glück erwarb 1814 Herzog Wilhelm von Bayern die Herrschaft Banz als Sommersitz. Heute ist die Abteikirche Pfarrkirche und befindet sich im Besitz der Kath. Kirchenstiftung Banz.

Der Klosterbau aus Abtei und Konvent, meisterhaft auf dem sich 170 m über dem Main erhebenden Berg, ist das Werk des fürstbischöflich bambergischen Hofbaumeisters Leonhard Dientzenhofer. Die neue Klosterkirche ließ der jüngere Bruder Johann Dientzenhofer ausführen. 1752 wurde Balthasar Neumann hier tätig.51

Die Kirche ist eine „Wandpfeilerkirche", d. h. die Pfeiler sind mit der Wand verbunden. Grundriss- und Gewölbebildung machen diese Kirche zu einem Kunstwerk europäischen Ranges. Während zwei große Ovale den Grundriss prägen, bestimmen drei das Gewölbe. Die sich daraus ergebenden Überschneidungen führen zu der einzigartigen plastischen Wirkung und Belebung des Raumes.
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Kappen und Kuppeln sind umsäumt von den Gurten, die über den Pilastern der Wandpfeiler aufsteigen, in sphärischen Kurven verlaufen und sich im Scheitel berühren. Das Wölbesystem konnte nicht exakt berechnet werden, setzte aber höchste technische Erfahrung und ein sicheres Gefühl für Statik voraus.

Das Schwingen und Wogen des Raums, das im Langhaus vollendet zum Ausdruck kommt, ist nicht nur architektonisch, sondern auch symbolisch für die bewegende Kraft des Heiligen Geistes zu verstehen. Deshalb ist in der Hauptkuppel das Gemälde „Herabkunft des Heiligen Geistes" und somit im Zentrum des Raumes das Symbol der Taube.

Theologen, Architekten und Künstler zogen alle Register ihres Könnens, um mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln der Farben, Formen, der Lichtführung den Eintretenden im wahrsten Sinne des Wortes von der Dunkelheit in die Fülle des Lichtes, von der Erde in den Himmel, zu führen.

Wir wurden sehr sympathisch durch die Kunstschätze der Banzer Klosterkirche geführt. Deckenfresken, Hochaltar, Seitenaltäre und vor allem das wunderbare Chorgestühl wurden uns gezeigt. Im Chorgestühl sind Bilder aus dem Leben des Hl. Benedikt eingefügt, die filigran aus Perlmutt, Elfenbein, Silber und Ebenholz in Einlegearbeit angefertigt wurden.52

3.2 Vierzehnheiligen
Die Wallfahrtsstätte Vierzehnheiligen geht als eine der ersten der Christenheit auf eine Erscheinung zurück. 1445 sah der Schäfer Hermann Leicht ein weinendes Kind auf einem Acker sitzen. Als er es aufheben wollte, verschwand es. Kurz danach erschien es ihm erneut, flankiert von zwei brennenden Kerzen. Ein Dreivierteljahr später erblickte er an derselben Stelle wieder das Kind, mit einem roten Kreuz auf der Brust, inmitten eines Kreises von 14 weiteren Kindern. Er fragte das Kind, wer es sei und was es wolle. Er erhielt die Antwort: „Wir sein die viertzehn Nothelffer und wöllen ein Cappeln haben, auch gnediglich hie rasten, und biß (du) unser Diener, so wöllen wir dein Diener wieder sein." Nach der Heilung einer hoffnungslos erkrankten Magd glaubte man dem Schäfer. Der Abt von Langheim ließ ein Kreuz am Erscheinungsort aufrichten.

Schon seit 1448 durch Ablässe gefördert, entwickelte sich Vierzehnheiligen zum viel besuchten Wallfahrtsort. In der Reformationszeit weit gehend zum Stillstand gekommen, wurde die Wallfahrt im Zug der Gegenreformation wieder belebt. Im 17. Jahrhundert setzte eine neue Blütezeit ein.
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Der zuerst beauftragte Landbaumeister aus Weimar entwarf eine eher protestantische Hofkirche denn eine katholische Wallfahrtskirche. Der nächste Entwurf mit frei stehendem Gnadenaltar unter einer massiven Kuppel wurde ebenfalls abgelehnt - aus Kostengründen. Balthasar Neumann53 wurde gerufen. Die Kirche wurde jedoch zehn Meter den Hang aufwärts und anders gebaut als geplant, so dass „alle gemachten lutherischen Nebensprüng" beseitigt werden sollten.54 Neumann löste das Problem der nun im Mittelschiff liegenden Erscheinungsstätte gekonnt. Die Gewölbekonstruktion erinnert stark an Banz, wo er auch tätig war.

1772 weihte Bischof Adam Friedrich von Seinsheim aus Bamberg die Wallfahrtskirche. Seine Bewunderung für den Bau drückte er so aus: „Die Kirch ist ein rechter Tempel, ohngemein groß und prächtig von innen und außen, der Baumeister davon war der verstorbene Obrist von Neumann, welcher grosse Ehr von dem Bau hat."

Ein theologisches Programm vermitteln die Fresken: Das Gewölbe über dem Gnadenaltar zeigt Maria - Vierzehnheiligen ist nicht nur den Nothelfern, sondern wie jede Zisterzienserkirche auch der Muttergottes geweiht.

Die Vierzehn Heiligen waren vermutlich im 14. Jahrhundert so zusammengestellt worden, dass sie bei den wichtigsten Gefährdungen von Leib und Seele anrufbar waren:55

Heiliger

Gedenktag

Dargestellt als

Funktion

1.

Ägidius

1. September

Einsiedler mit Stab, Hirschkuh

Beschützer des Viehs und der Hirten, seelisch Bedrängten

2.

Dionysius

9. Oktober

Bischof mit seinem ab geschlagenen Kopf in den Händen

Helfer in Kopfleiden und Gewissensängsten

3.

Eustachius

20. September

Mit Hirsch mit Kreuz im Geweih

Helfer in Glaubenszweifeln und in schweren Schicksalsschlägen, Patron der Jäger und Förster

4.

Barbara

4. Dezember

Mit Kelch, Hostie, Turm

Trösterin der Gefangenen, Schutzherrin der Bergleute, Architekten, Soldaten, Beschützerin vor Gewitter, Feuersnot, Fieber, Pest

5.

Margareta

20. Juli

Mit Krone, Kreuz und Drachen

Patronin der Bauern, Helferin in Geburtsnöten und der Armen

6.

Blasius

3. Februar

Bischof, 2 brennende Kerzen

Helfer bei Halsleiden, Patron der Wachszieher

7.

Christophorus

24. Juli

Mit dem Jesuskind auf der Schulter

Helfer in allen plötzlich auftretenden Gefahren und gegen einen unvorhergesehenen Tod, Schutzpatron der Reisenden, Schiffer, Flößer, Kraftfahrer, Gärtner

8.

Erasmus

2. Juni

Mit Bischofsstab und Schiffswinde

Helfer in Seenot und bei Unterleibskrankheiten, Patron der Seeleute und Schiffer

9.

Achatius

8. Mai

Soldat mit Dornenkrone, Kreuz

Helfer in allen Lebens- und Todesängsten

10.

Cyriacus

8. August

Diakon mit gefesseltem Dämon

Patron der Unterdrückten, Helfer in heftigen Versuchungen

11.

Vitus

15. Juni

Mit Kessel, Hahn, Adler, Buch

Helfer bei Anfällen, Augenkrankheiten, Unfruchtbarkeit, Patron der Jugend, Schmiede, Apotheker, Brauer und Wirte, Schauspieler, Winzer, Gehörlosen

12.

Katharina

25. November

Krone, Buch, Schwert, zerbrochenes Rad

Patronin der Theologen, Philosophen, Rechtsgelehrten und aller Wissenschaftler, Politiker sowie der Ehefrauen, Fürsprecherin für das Gedeihen der Feldfrüchte

13.

Georg

23. April

Ritter mit Schwert und Schild, den Drachen zu Füßen

Vorbild christlicher Tapferkeit, Patron der Ritter, der Bauern, Sattler, Pfadfinder, Pferde, Helfer gegen Schlangenbiss, Pest, Lepra

14.

Pantaleon

27. Juli

Mit aufs Haupt genagelten Händen

Helfer gegen Kopfweh, Schutzpatron der Ärzte, Hebammen und Kranken


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