Von der Quelle bis zum Mündung:
Der Main
„Seh ich die Lande zu meinen Füßen liegen“

Exkursion mit Dr. Werner Budesheim, Freie Lauenburgische Akademie Wentorf,
vom 26. Juni bis 2. Juli 2004

1 Fluss und Landschaft
1.1 Der Main
1.1.1 Verlauf

Von Ost nach West fließt der Main durch Deutschlands Mitte. Aber nicht in gerader Linie, sondern wie ein W. Dieser Verlauf kommt nicht von ungefähr, sondern deutet an, dass die Fließrichtung in früheren Erdzeitaltern sich mehrfach umgekehrt hat. Teilabschnitte entwässerten überwiegend zur Donau hin.1

Der Name des Flusses kommt vermutlich vom keltischen Mogin, das bedeutet Schlange.2 Auf lateinisch Moenus, ist er 524 km lang, von denen 400 schiffbar sind.
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Seine beiden Quellflüsse sind der Weiße Main (vom Fichtelgebirge) und der Rote Main (vom Ostrand der Fränkischen Alb).3

Das Maintal liegt im Schnitt 150 m tiefer als das Mainfränkische Becken. Diese Ebenen werden auch als Mainfränkische Platten bezeichnet. Das Einzugsgebiet ist etwa 27.000 km² groß. Der Fluss ist mit dem Main-Donau-Kanal verbunden, den ein hochrangiger Politiker schon während der Bauzeit „die größte Dummheit seit dem Turmbau zu Babel" nannte.

1.1.2 Das Stufenland
Zwischen Schwarzwald, Odenwald und Bayerischem Wald sowie zwischen dem Thüringer Wald und der Donau erstreckt sich das in mesozoischen Schichten aufgebaute Schwäbisch-Fränkische Stufenland. Dieses Gebiet ist durch eine Reihe von Steilstufen gekennzeichnet, zwischen denen sich jedes Mal weite Landstriche, unterschiedlich genutzt, ausdehnen. Die Stufenbildner sind besonders harte Schichten verschiedener Formationen. So ist die Steilstufe des Steigerwaldes und der Frankenhöhe an den Keupersandstein gebunden.

Nach Norden folgen auf den Keuper der Muschelkalk und Buntsandstein. Die älteste Schicht, der Buntsandstein, trägt ausgedehnte Nadelwälder. Der Muschelkalk ist mit Lehm überdeckt, waldfrei und trägt die Gäulandschaften. Fruchtbare Böden und Klimagunst lassen alle Kulturen gedeihen. Die Keupersandsteinflächen sind weniger fruchtbar, daher meist bewaldet.

Auch das fränkische Stufenland, das Gebiet des mittleren Mains, erhält sein Gepräge in Folge seiner ungewöhnlichen Fruchtbarkeit und eines milden Klimas. Der fränkische Weinanbau gehört zu den hervor ragenden Kulturen dieser Landschaft.
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Einen Eindruck von der Stufenlandschaft konnten wir vom Staffelberg gewinnen. Wir gingen ihn von Süden durch ein Waldstück hinauf. Oben befand sich Menosgada,4 ein keltisches Oppidum, das größte in Deutschland. Es sei keine Urbs gewesen, dies hätte eine Verfassung gebraucht, wie Dr. Budesheim uns erklärte. Eine Stadt entsteht erst durch soziale Differenzierung, Handwerk und folglich Handel.

Das Oberpfälzer Hügelland ist großenteils ein Ackerland mit Bodenschätzen in den Randgebieten, die eine beachtliche Porzellan-, Keramik- und Glasindustrie ermöglichen. Das Fichtelgebirge ist Europas bedeutendster Gebirgsknoten.5

1.1.3 Der Ochsenkopf
Auf den Ochsenkopf kann man zwar auch zu Fuß aufsteigen. Wir bevorzugten aber die Seilschwebebahn. Die Bahn überbrückt eine Länge von 1.833 m und dabei einen Höhenunterschied von 248 m, ihr Motor mit 250 kw kann mit 4 m/Sek. pro Stunde 800 Personen nach oben fördern.6 Ein Sessellift trägt halboffene Zweier-Kabinen an einem Drahtseil auf dreizehn Stützen. Wer Höhenangst hatte, blieb unten, wer abergläubisch war, vielleicht auch. Oben in 1.024 m Höhe angekommen genossen wir einen klaren Rundumblick vom Asenturm.

1.1.4 Die Quelle
Der Weiße Main entspringt bei Bischofsgrün. Wir wollten am Morgen des zweiten Tages die Quelle erwandern. Auf dem Wegweiser am Busparkplatz steht: „1,6 km".

Dies ist nur die Länge. Über den Höhenunterschied sagt das Schild nichts. So führte der Pfad mal mehr, mal weniger steil den Hang hinauf durch lichten Nadelwald. Die Quelle fanden wir, in Stein gefasst, und probierten das sehr weiche Wasser des jungen Main.
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1.1.5 Mündung
Der späte Nachmittag des vorletzten Tages führte uns an die Mündung des Main. Wir überquerten den Rhein südlich von Mainz und stiegen am Eisenbahn-Viadukt aus. Zu Fuß wagten wir uns auf dem schmalen Fuß- und Radweg an den Bahngleisen über den Rhein zurück auf das rechte Ufer. Von dort ist nördlich die Landzunge zwischen Rhein und Main zu sehen. Und sonst? Nichts. Ebenso still und einsam wie der Main beginnt endet er auch.

1.2 Die Franken
1.2.1 Die Menschen
Das außergewöhnlich stark ausgeprägte Einheitsbewusstsein und Zusammengehörigkeitsgefühl der Franken wird vielfach als gemeinsame Opposition gegen den als Fremdbestimmung erfahrenen Einfluss Südbayerns und seiner Hauptstadt München verstanden. Franken hat keine einheitliche Territorialgeschichte (außer in den letzten zwei Jahrhunderten), ist konfessionell heterogen, besitzt keine überragende Metropole und kennt sogar eine große Spannweite seiner Dialekte.7

1.2.2 Geschichte
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Zu Beginn des 8. Jahrhunderts wurde das Gebiet als Königsland in das Frankenreich eingegliedert, kolonisiert und als Ostfranken (Francia orientalis) bezeichnet. Durch den karolingischen Reichsteilungsvertrag von Verdun (843) wurde Franken zum Zentrum des neu entstandenen ostfränkischen Reiches, zu dem außer Franken noch die Stammesherzogtümer Sachsen, Schwaben und später auch Lotharingien (Lothringen) gehörten.

Nach dem Erlöschen der ostfränkischen Karolinger 911 wurde der fränkische Herzog Konrad zum König gewählt. Nach dessen Tod 918 wurde das Herzogtum Franken Reichsland, d. h. direkt der Krone unterstellt und von den folgenden Königen und Kaisern, vor allem von den Staufern im Hochmittelalter, in ihre jeweilige Hausmacht- und Reichspolitik einbezogen.

Besonders seit dem Ende der staufischen Herrschaft im Reich bildeten der Adel, die Ministerialen (Reichsbeamte) und die Geistlichkeit in Franken ihre eigenen Territorien aus (u. a. die Bistümer Bamberg und Würzburg, zahlreiche Grafschaften und die Territorien der fränkischen Reichsritterschaft), und auch die Reichsstädte wie Nürnberg beteiligten sich an der Territorienbildung. Territorialherren und Städte widersetzten sich jeder übergeordneten Landesherrschaft. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts bestand in Franken ein Landfriedensbund (zum Schutz gegen den Missbrauch der Fehde und anderer Straftaten), und 1512 wurde unter Kaiser Maximilian I. der fränkische Reichskreis gebildet (u. a. zur Wahrung des Landfriedens und zur Aufbringung der Steuern). Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 und mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 verschwand die Bezeichnung Franken als politischer Begriff. Durch die territoriale Neuordnung des Reiches durch Napoleon und den Wiener Kongress kam der größte Teil Frankens an das Königreich Bayern. 1837 führte König Ludwig I. von Bayern die alte Bezeichnung „Franken" wieder ein, als er den nördlichen Teil seines Königreiches in die Regierungsbezirke Ober-, Mittel- und Unterfranken einteilte. Das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Franken gehört heute zu den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen und Bayern.8  9

1.2.3 Der Wein
Der Weinanbau wird schon 779 in der Markungsbeschreibung genannt. Berühmteste Lage Würzburgs ist der „Stein", der sich den Main abwärts der Sonne entgegen wölbt. Weinphilosophen schwärmen, sie hätten „den Stein der Weisen gefunden". Dem Stein ebenbürtig ist die „Innere Leiste" am Südhang zwischen Marienberg und Nikolausberg. „Abtsleite", „Pfaffenberg" und „Kirchberg" sprechen von ehemals geistlichem Rebbesitz.

Neben dem Boden, hier dem Muschelkalk, ist die Rebe von Bedeutung. Die wichtigsten Rebsorten Frankens sind:10
  • Müller-Thurgau: Nach ihrem Züchter aus dem Schweizer Kanton südlich des Bodensees benannte Kreuzung Riesling x Madeleine Royal, wirtschaftlich wichtigste Sorte, früh reif, ertragreich, mit Muskat-Bukett.
  • Silvaner: Seit 1665 bezeugt, körperreich, vollmundig, mit fruchtig reifer Säure, in guten Jahren wuchtig, der Wappenwein Frankens.
  • Riesling und Rieslaner: Seit 1435 bezeugt. Spät reifend, so risikoreich. Auf oberem Muschelkalk, Finessen reiche, haltbare, auf Urgestein besonders reintönige Weine mit einem Bukett von Heckenrose und Pfirsich. Launisch im Ertrag, bringt der Rieslaner, eine Kreuzung aus Riesling x Silvaner, meist hervorragende Weine; mainfränkische Spezialität.
  • Kerner: Kreuzung Trollinger x Riesling, ertragstreu, füllig und rassig.
  • Scheurebe: Kreuzung Riesling x Silvaner, spät reif, säurereich, stahlig, mit einem Bukett Schwarzer Johannisbeere.
  • Bacchus: Kreuzung Silvaner x Riesling x Müller-Thurgau, ertragreich, vollmundig fruchtig, nicht lange haltbar.
  • Schwarzriesling: Burgunderrebe, Rotgewächs, fruchtig-zarte Säure.
  • Domina: Kreuzung Portugieser x Spätburgunder, klassisches Rotgewächs.

Beim Tafelwein oder Landwein müssen weder Weinbaugemeinde noch Jahrgang genannt werden; bei Tafelwein ist ein Verschnitt mit ausländischen Weinen erlaubt. Vom einfachen Qualitätswein an sind dann Jahrgang, bestimmtes Weinanbaugebiet und amtliche Prüfnummer vorgeschrieben. Beim Qualitätswein mit Prädikat (kurz Prädikatswein genannt) müssen mindestens 85 % des Flascheninhalts dem jeweils angegebenen Bereich und Jahrgang sowie der genannten Gemarkung, Lage oder Großlage entsprechen.

Vier verschiedene Weinarten sind vorgegeben: Weißwein, Rotwein, Roséwein und Rotling. Roséweine stammen von rasch, also hell gekeltertem, Rotgewächs; wenn sie nur aus Trauben einer Rebsorte stammen, dürfen sie die Bezeichnung Weißherbst tragen. Rotling steht für einen aus weißen und blauen Trauben gekelterten Wein.

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